Zwar wage ich es nicht(y), zu behaupten, daß ich die Mündungen dieser Drüsen gesehen hätte, oder daß ich aus ihnen eine Schmiere ausgedrükkt; es giebt indes- sen über beide Stükke Zeugen (z), und auch in der That zuverläßige Augenzeugen (a). Jn Krankheiten entwik- kelt sich die Sache noch besser (b), und es bekräftigt die Stelle und der Ort dieser Drüsen selbst, daß ihnen diese Schmiere angehöre, deren Absicht zu seyn scheint, das Reiben der zarten Eichel an der Vorhaut zu mindern.
Uebrigens muß ich diese Drüsen, für die Gelegen- heit zu vielen Jrrthümern ansehen, indem man sie für diejenige Nervenwärzchen angesehen, welche berühmte Männer an dieser Stelle (c), und unter eben solcher Fi- gur beschrieben haben; nur daß sie solche über die ganze Eichel ausdehnen.
Jch traue dem Ruysch zu, daß derselbe (d) wirk- liche Wärzchen, so wie mein Lehrer gesehen, und daß selbige an einer steifen Ruthe steif gewesen; das kann ich aber nicht gestatten, daß die Körperchen (e), welche der berühmte Morgagni für Drüsen gehalten, diese Wärz- chen gewesen: und ich sehe, daß sich dieser vortrefliche Mann mit Grunde dagegen verwahrt hat (f). Ja es hindert auch nichts, daß nicht beide, sowohl Wärzchen, als Drüsen zugeg[en] seyn sollten.
§. 41.
(y)[Spaltenumbruch]
Auch nicht MORGAGN. Adv. I. p. 8. Advers. IV. p. 22. noch BIANCHUS p. 33.
(z) Sonderlich A LITTRE, der diese Drüsen cilindrisch macht, und ein Loch haben lässet, durch welches sich eine träge Materie ausdrükken lasse. Von seinen Drü- sen der Vorhaut lehret dergleichen DUVERNEY pag 299. vielleicht vom LITTRIO. HARTZOEKER. suite des conject. Physiq. p. 109.
(a)EANTON. p. 168. im Men- [Spaltenumbruch]
schen. SANTORINUS pag. 190. Oefnungen.
(b)FICHET. de FLECHY obs. 8. p. 533. der eine Art Tripper in ihrer Entzündung, und den von weisser Materie geschwollnen Drü- sen erfordert Hist. de l'Acad. ann. 1729. obs. 9.
(c)DUVERNEY II. p. 298. 559. COKBURNE f. 2.
(d)p. 487.
(e)Thes. X. p. 98.
(f)Advers. I. p. 8.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Zwar wage ich es nicht(y), zu behaupten, daß ich die Muͤndungen dieſer Druͤſen geſehen haͤtte, oder daß ich aus ihnen eine Schmiere ausgedruͤkkt; es giebt indeſ- ſen uͤber beide Stuͤkke Zeugen (z), und auch in der That zuverlaͤßige Augenzeugen (a). Jn Krankheiten entwik- kelt ſich die Sache noch beſſer (b), und es bekraͤftigt die Stelle und der Ort dieſer Druͤſen ſelbſt, daß ihnen dieſe Schmiere angehoͤre, deren Abſicht zu ſeyn ſcheint, das Reiben der zarten Eichel an der Vorhaut zu mindern.
Uebrigens muß ich dieſe Druͤſen, fuͤr die Gelegen- heit zu vielen Jrrthuͤmern anſehen, indem man ſie fuͤr diejenige Nervenwaͤrzchen angeſehen, welche beruͤhmte Maͤnner an dieſer Stelle (c), und unter eben ſolcher Fi- gur beſchrieben haben; nur daß ſie ſolche uͤber die ganze Eichel ausdehnen.
Jch traue dem Ruyſch zu, daß derſelbe (d) wirk- liche Waͤrzchen, ſo wie mein Lehrer geſehen, und daß ſelbige an einer ſteifen Ruthe ſteif geweſen; das kann ich aber nicht geſtatten, daß die Koͤrperchen (e), welche der beruͤhmte Morgagni fuͤr Druͤſen gehalten, dieſe Waͤrz- chen geweſen: und ich ſehe, daß ſich dieſer vortrefliche Mann mit Grunde dagegen verwahrt hat (f). Ja es hindert auch nichts, daß nicht beide, ſowohl Waͤrzchen, als Druͤſen zugeg[en] ſeyn ſollten.
§. 41.
(y)[Spaltenumbruch]
Auch nicht MORGAGN. Adv. I. p. 8. Adverſ. IV. p. 22. noch BIANCHUS p. 33.
(z) Sonderlich A LITTRE, der dieſe Druͤſen cilindriſch macht, und ein Loch haben laͤſſet, durch welches ſich eine traͤge Materie ausdruͤkken laſſe. Von ſeinen Druͤ- ſen der Vorhaut lehret dergleichen DUVERNEY pag 299. vielleicht vom LITTRIO. HARTZOEKER. ſuite des conject. Phyſiq. p. 109.
(a)EANTON. p. 168. im Men- [Spaltenumbruch]
ſchen. SANTORINUS pag. 190. Oefnungen.
(b)FICHET. de FLECHY obſ. 8. p. 533. der eine Art Tripper in ihrer Entzuͤndung, und den von weiſſer Materie geſchwollnen Druͤ- ſen erfordert Hiſt. de l’Acad. ann. 1729. obſ. 9.
(c)DUVERNEY II. p. 298. 559. COKBURNE f. 2.
(d)p. 487.
(e)Theſ. X. p. 98.
(f)Adverſ. I. p. 8.
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Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Zwar wage ich es nicht (y), zu behaupten, daß ich
die Muͤndungen dieſer Druͤſen geſehen haͤtte, oder daß
ich aus ihnen eine Schmiere ausgedruͤkkt; es giebt indeſ-
ſen uͤber beide Stuͤkke Zeugen (z), und auch in der That
zuverlaͤßige Augenzeugen (a). Jn Krankheiten entwik-
kelt ſich die Sache noch beſſer (b), und es bekraͤftigt die
Stelle und der Ort dieſer Druͤſen ſelbſt, daß ihnen dieſe
Schmiere angehoͤre, deren Abſicht zu ſeyn ſcheint, das
Reiben der zarten Eichel an der Vorhaut zu mindern.
Uebrigens muß ich dieſe Druͤſen, fuͤr die Gelegen-
heit zu vielen Jrrthuͤmern anſehen, indem man ſie fuͤr
diejenige Nervenwaͤrzchen angeſehen, welche beruͤhmte
Maͤnner an dieſer Stelle (c), und unter eben ſolcher Fi-
gur beſchrieben haben; nur daß ſie ſolche uͤber die ganze
Eichel ausdehnen.
Jch traue dem Ruyſch zu, daß derſelbe (d) wirk-
liche Waͤrzchen, ſo wie mein Lehrer geſehen, und daß
ſelbige an einer ſteifen Ruthe ſteif geweſen; das kann ich
aber nicht geſtatten, daß die Koͤrperchen (e), welche der
beruͤhmte Morgagni fuͤr Druͤſen gehalten, dieſe Waͤrz-
chen geweſen: und ich ſehe, daß ſich dieſer vortrefliche
Mann mit Grunde dagegen verwahrt hat (f). Ja es
hindert auch nichts, daß nicht beide, ſowohl Waͤrzchen,
als Druͤſen zugegen ſeyn ſollten.
§. 41.
(y)
Auch nicht MORGAGN.
Adv. I. p. 8. Adverſ. IV. p. 22.
noch BIANCHUS p. 33.
(z) Sonderlich A LITTRE, der
dieſe Druͤſen cilindriſch macht,
und ein Loch haben laͤſſet, durch
welches ſich eine traͤge Materie
ausdruͤkken laſſe. Von ſeinen Druͤ-
ſen der Vorhaut lehret dergleichen
DUVERNEY pag 299. vielleicht
vom LITTRIO. HARTZOEKER.
ſuite des conject. Phyſiq. p. 109.
(a) EANTON. p. 168. im Men-
ſchen. SANTORINUS pag. 190.
Oefnungen.
(b) FICHET. de FLECHY obſ.
8. p. 533. der eine Art Tripper in
ihrer Entzuͤndung, und den von
weiſſer Materie geſchwollnen Druͤ-
ſen erfordert Hiſt. de l’Acad. ann.
1729. obſ. 9.
(c) DUVERNEY II. p. 298. 559.
COKBURNE f. 2.
(d) p. 487.
(e) Theſ. X. p. 98.
(f) Adverſ. I. p. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/752>, abgerufen am 22.11.2024.
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