Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Zeugungstheile, XXVII. Buch.

Was nun die Schwänze betrift(m), welche man als
einen beständigen Theil eines Saamenwürmchens angese-
hen, so finden diese mehr als zuverläßige und höchst glaub-
würdige Zeugen, und zu deren Ausspruche füge ich eben-
falls meine, auf Versuche gegründete Stimme mit.

Ob man gleich die Schwänze mit einer ziemlich kug-
lichen Glaslinse betrachten muß, so hat man eben doch
nicht die stärkste Vergrößrungsgläser dazu nöthig (n),
und ich halte davor, daß man diese niemals, ohne wenn
es die Sache selbst erfordert, anwenden müsse.

Es scheint mir ferner Buffon, und ich bittte selbi-
gen darüber um Vergebung, überhaupt keine Saamen-
würmchen gesehen zu haben (n*). Denn es zeiget das
lange Leben, welches er seinen Körperchen zuschreibt, daß
es unsre Thierchen nicht gewesen seyn müssen, indem de-
ren Leben nur kurz (o) und von wenigen Stunden ist.

Folglich beobachtete selbiger, nach meinem Urtheile,
solche Thierchen (p), dergleichen man im Wasser, so

man
(m) [Spaltenumbruch] KAAUW. impet. n. 85.
NICOLAI l. c. MONRO pag. 61.
HALLE
von Thieren p. 74. LE-
DERMULLER p.
22. Betracht. p.
11. BALDINGER. l. c.
Der be-
rühmte SPALLANZANI scheinet
diese Saamenthierchen nicht mi-
kros kopisch besehen zu haben. Doch
sahe er andre, mit Saamens, die
er in Wasser einweichte, entstan-
dene Thierchen ihre Schwänze, so
sie zu schleppen schienen, endlich
abwerfen, und darinnen kömmt er
dem BUFFON näher: doch | sagt
er, es wären wirkliche Thiere, und
nicht organische Theile von zwei-
felhafter Empfindlichkeit p. 26. u.
s. f. Doch stimmen die neuen Ver-
suche des berühmten WEISBERGS
mit dem Mannssaamen, damit
überein, daß die Natur der Saa-
menthierchen von andern Jnfu-
sionsthieren nicht sehr unterschie-
den seyn. Nach 2 Stunden er-
[Spaltenumbruch] scheinen kleine Stoffe (a), die sich
erst kaum von der Stelle fortbewe-
gen, endlich geschwinde und Heer-
denweise schwimmen, und ein Häut-
chen werden (b), Schwänze ha-
ben, sich frei bewegen. Es sind
auch im Saamen ästige Fäden (d),
das Wasser mache die Schwänze
frei (f).
(n) Auch LEDERMULLER ver-
theidig. p.
24. die weitsichtige Au-
gen könnten diesen Schwanz nur
mit Mühe sehen p. 27. erscheinen
aber im Sonnenmikroskop p. 22.
(n*) Jch sehe nun, daß dies
auch REAUMURII Meynung ge-
wesen, nach dem BONNET.
corps organises I. pag. 118. add.
pag.
110.
(o) Von zwo Stunden LEDER-
MULLER
Betracht. p. 15.
(p) LIGNAC. lettres d'un Ame-
ric. T. VIII. p.
208.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.

Was nun die Schwaͤnze betrift(m), welche man als
einen beſtaͤndigen Theil eines Saamenwuͤrmchens angeſe-
hen, ſo finden dieſe mehr als zuverlaͤßige und hoͤchſt glaub-
wuͤrdige Zeugen, und zu deren Ausſpruche fuͤge ich eben-
falls meine, auf Verſuche gegruͤndete Stimme mit.

Ob man gleich die Schwaͤnze mit einer ziemlich kug-
lichen Glaslinſe betrachten muß, ſo hat man eben doch
nicht die ſtaͤrkſte Vergroͤßrungsglaͤſer dazu noͤthig (n),
und ich halte davor, daß man dieſe niemals, ohne wenn
es die Sache ſelbſt erfordert, anwenden muͤſſe.

Es ſcheint mir ferner Buffon, und ich bittte ſelbi-
gen daruͤber um Vergebung, uͤberhaupt keine Saamen-
wuͤrmchen geſehen zu haben (n*). Denn es zeiget das
lange Leben, welches er ſeinen Koͤrperchen zuſchreibt, daß
es unſre Thierchen nicht geweſen ſeyn muͤſſen, indem de-
ren Leben nur kurz (o) und von wenigen Stunden iſt.

Folglich beobachtete ſelbiger, nach meinem Urtheile,
ſolche Thierchen (p), dergleichen man im Waſſer, ſo

man
(m) [Spaltenumbruch] KAAUW. impet. n. 85.
NICOLAI l. c. MONRO pag. 61.
HALLE
von Thieren p. 74. LE-
DERMULLER p.
22. Betracht. p.
11. BALDINGER. l. c.
Der be-
ruͤhmte SPALLANZANI ſcheinet
dieſe Saamenthierchen nicht mi-
kroſ kopiſch beſehen zu haben. Doch
ſahe er andre, mit Saamens, die
er in Waſſer einweichte, entſtan-
dene Thierchen ihre Schwaͤnze, ſo
ſie zu ſchleppen ſchienen, endlich
abwerfen, und darinnen koͤmmt er
dem BUFFON naͤher: doch | ſagt
er, es waͤren wirkliche Thiere, und
nicht organiſche Theile von zwei-
felhafter Empfindlichkeit p. 26. u.
ſ. f. Doch ſtimmen die neuen Ver-
ſuche des beruͤhmten WEISBERGS
mit dem Mannsſaamen, damit
uͤberein, daß die Natur der Saa-
menthierchen von andern Jnfu-
ſionsthieren nicht ſehr unterſchie-
den ſeyn. Nach 2 Stunden er-
[Spaltenumbruch] ſcheinen kleine Stoffe (a), die ſich
erſt kaum von der Stelle fortbewe-
gen, endlich geſchwinde und Heer-
denweiſe ſchwimmen, und ein Haͤut-
chen werden (b), Schwaͤnze ha-
ben, ſich frei bewegen. Es ſind
auch im Saamen aͤſtige Faͤden (d),
das Waſſer mache die Schwaͤnze
frei (f).
(n) Auch LEDERMULLER ver-
theidig. p.
24. die weitſichtige Au-
gen koͤnnten dieſen Schwanz nur
mit Muͤhe ſehen p. 27. erſcheinen
aber im Sonnenmikroſkop p. 22.
(n*) Jch ſehe nun, daß dies
auch REAUMURII Meynung ge-
weſen, nach dem BONNET.
corps organiſés I. pag. 118. add.
pag.
110.
(o) Von zwo Stunden LEDER-
MULLER
Betracht. p. 15.
(p) LIGNAC. lettres d’un Amé-
ric. T. VIII. p.
208.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0808" n="772"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zeugungstheile, <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Was nun die Schwa&#x0364;nze betrift<note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">KAAUW.</hi> impet. n. 85.<lb/>
NICOLAI l. c. MONRO pag. 61.<lb/>
HALLE</hi> von Thieren <hi rendition="#aq">p. 74. LE-<lb/>
DERMULLER p.</hi> 22. Betracht. <hi rendition="#aq">p.<lb/>
11. BALDINGER. l. c.</hi> Der be-<lb/>
ru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">SPALLANZANI</hi> &#x017F;cheinet<lb/>
die&#x017F;e Saamenthierchen nicht mi-<lb/>
kro&#x017F; kopi&#x017F;ch be&#x017F;ehen zu haben. Doch<lb/>
&#x017F;ahe er andre, mit Saamens, die<lb/>
er in Wa&#x017F;&#x017F;er einweichte, ent&#x017F;tan-<lb/>
dene Thierchen ihre Schwa&#x0364;nze, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ie zu &#x017F;chleppen &#x017F;chienen, endlich<lb/>
abwerfen, und darinnen ko&#x0364;mmt er<lb/>
dem <hi rendition="#aq">BUFFON</hi> na&#x0364;her: doch | &#x017F;agt<lb/>
er, es wa&#x0364;ren wirkliche Thiere, und<lb/>
nicht organi&#x017F;che Theile von zwei-<lb/>
felhafter Empfindlichkeit <hi rendition="#aq">p.</hi> 26. u.<lb/>
&#x017F;. f. Doch &#x017F;timmen die neuen Ver-<lb/>
&#x017F;uche des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">WEISBERGS</hi><lb/>
mit dem Manns&#x017F;aamen, damit<lb/>
u&#x0364;berein, daß die Natur der Saa-<lb/>
menthierchen von andern Jnfu-<lb/>
&#x017F;ionsthieren nicht &#x017F;ehr unter&#x017F;chie-<lb/>
den &#x017F;eyn. Nach 2 Stunden er-<lb/><cb/>
&#x017F;cheinen kleine Stoffe (a), die &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;t kaum von der Stelle fortbewe-<lb/>
gen, endlich ge&#x017F;chwinde und Heer-<lb/>
denwei&#x017F;e &#x017F;chwimmen, und ein Ha&#x0364;ut-<lb/>
chen werden (b), Schwa&#x0364;nze ha-<lb/>
ben, &#x017F;ich frei bewegen. Es &#x017F;ind<lb/>
auch im Saamen a&#x0364;&#x017F;tige Fa&#x0364;den (d),<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er mache die Schwa&#x0364;nze<lb/>
frei (f).</note>, welche man als<lb/>
einen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Theil eines Saamenwu&#x0364;rmchens ange&#x017F;e-<lb/>
hen, &#x017F;o finden die&#x017F;e mehr als zuverla&#x0364;ßige und ho&#x0364;ch&#x017F;t glaub-<lb/>
wu&#x0364;rdige Zeugen, und zu deren Aus&#x017F;pruche fu&#x0364;ge ich eben-<lb/>
falls meine, auf Ver&#x017F;uche gegru&#x0364;ndete Stimme mit.</p><lb/>
              <p>Ob man gleich die Schwa&#x0364;nze mit einer ziemlich kug-<lb/>
lichen Glaslin&#x017F;e betrachten muß, &#x017F;o hat man eben doch<lb/>
nicht die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;te Vergro&#x0364;ßrungsgla&#x0364;&#x017F;er dazu no&#x0364;thig <note place="foot" n="(n)">Auch <hi rendition="#aq">LEDERMULLER ver-<lb/>
theidig. p.</hi> 24. die weit&#x017F;ichtige Au-<lb/>
gen ko&#x0364;nnten die&#x017F;en Schwanz nur<lb/>
mit Mu&#x0364;he &#x017F;ehen <hi rendition="#aq">p.</hi> 27. er&#x017F;cheinen<lb/>
aber im Sonnenmikro&#x017F;kop <hi rendition="#aq">p.</hi> 22.</note>,<lb/>
und ich halte davor, daß man die&#x017F;e niemals, ohne wenn<lb/>
es die Sache &#x017F;elb&#x017F;t erfordert, anwenden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheint mir ferner <hi rendition="#fr">Buffon,</hi> und ich bittte &#x017F;elbi-<lb/>
gen daru&#x0364;ber um Vergebung, u&#x0364;berhaupt keine Saamen-<lb/>
wu&#x0364;rmchen ge&#x017F;ehen zu haben <note place="foot" n="(n*)">Jch &#x017F;ehe nun, daß dies<lb/>
auch <hi rendition="#aq">REAUMURII</hi> Meynung ge-<lb/>
we&#x017F;en, nach dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BONNET.</hi><lb/>
corps organi&#x017F;és I. pag. 118. add.<lb/>
pag.</hi> 110.</note>. Denn es zeiget das<lb/>
lange Leben, welches er &#x017F;einen Ko&#x0364;rperchen zu&#x017F;chreibt, daß<lb/>
es un&#x017F;re Thierchen nicht gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, indem de-<lb/>
ren Leben nur kurz <note place="foot" n="(o)">Von zwo Stunden <hi rendition="#aq">LEDER-<lb/>
MULLER</hi> Betracht. <hi rendition="#aq">p.</hi> 15.</note> und von wenigen Stunden i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Folglich beobachtete &#x017F;elbiger, nach meinem Urtheile,<lb/>
&#x017F;olche Thierchen <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">LIGNAC. lettres d&#x2019;un Amé-<lb/>
ric. T. VIII. p.</hi> 208.</note>, dergleichen man im Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[772/0808] Zeugungstheile, XXVII. Buch. Was nun die Schwaͤnze betrift (m), welche man als einen beſtaͤndigen Theil eines Saamenwuͤrmchens angeſe- hen, ſo finden dieſe mehr als zuverlaͤßige und hoͤchſt glaub- wuͤrdige Zeugen, und zu deren Ausſpruche fuͤge ich eben- falls meine, auf Verſuche gegruͤndete Stimme mit. Ob man gleich die Schwaͤnze mit einer ziemlich kug- lichen Glaslinſe betrachten muß, ſo hat man eben doch nicht die ſtaͤrkſte Vergroͤßrungsglaͤſer dazu noͤthig (n), und ich halte davor, daß man dieſe niemals, ohne wenn es die Sache ſelbſt erfordert, anwenden muͤſſe. Es ſcheint mir ferner Buffon, und ich bittte ſelbi- gen daruͤber um Vergebung, uͤberhaupt keine Saamen- wuͤrmchen geſehen zu haben (n*). Denn es zeiget das lange Leben, welches er ſeinen Koͤrperchen zuſchreibt, daß es unſre Thierchen nicht geweſen ſeyn muͤſſen, indem de- ren Leben nur kurz (o) und von wenigen Stunden iſt. Folglich beobachtete ſelbiger, nach meinem Urtheile, ſolche Thierchen (p), dergleichen man im Waſſer, ſo man (m) KAAUW. impet. n. 85. NICOLAI l. c. MONRO pag. 61. HALLE von Thieren p. 74. LE- DERMULLER p. 22. Betracht. p. 11. BALDINGER. l. c. Der be- ruͤhmte SPALLANZANI ſcheinet dieſe Saamenthierchen nicht mi- kroſ kopiſch beſehen zu haben. Doch ſahe er andre, mit Saamens, die er in Waſſer einweichte, entſtan- dene Thierchen ihre Schwaͤnze, ſo ſie zu ſchleppen ſchienen, endlich abwerfen, und darinnen koͤmmt er dem BUFFON naͤher: doch | ſagt er, es waͤren wirkliche Thiere, und nicht organiſche Theile von zwei- felhafter Empfindlichkeit p. 26. u. ſ. f. Doch ſtimmen die neuen Ver- ſuche des beruͤhmten WEISBERGS mit dem Mannsſaamen, damit uͤberein, daß die Natur der Saa- menthierchen von andern Jnfu- ſionsthieren nicht ſehr unterſchie- den ſeyn. Nach 2 Stunden er- ſcheinen kleine Stoffe (a), die ſich erſt kaum von der Stelle fortbewe- gen, endlich geſchwinde und Heer- denweiſe ſchwimmen, und ein Haͤut- chen werden (b), Schwaͤnze ha- ben, ſich frei bewegen. Es ſind auch im Saamen aͤſtige Faͤden (d), das Waſſer mache die Schwaͤnze frei (f). (n) Auch LEDERMULLER ver- theidig. p. 24. die weitſichtige Au- gen koͤnnten dieſen Schwanz nur mit Muͤhe ſehen p. 27. erſcheinen aber im Sonnenmikroſkop p. 22. (n*) Jch ſehe nun, daß dies auch REAUMURII Meynung ge- weſen, nach dem BONNET. corps organiſés I. pag. 118. add. pag. 110. (o) Von zwo Stunden LEDER- MULLER Betracht. p. 15. (p) LIGNAC. lettres d’un Amé- ric. T. VIII. p. 208.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/808
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/808>, abgerufen am 22.11.2024.