niemals ab, so wie die Schaamhaare(q) und der Bart (r) (s), denn diese bleiben, wenn man mannbaren Personen die Hoden nimmt. Doch ersiehet man aus andern Ver- suchen des berühmten Russels(t) daß Geweihe abge- fallen, wieder gewachsen, nach und nach aber kleiner geworden, und blos einige Ueberbleibsel von sich zurükke gelassen.
Hieraus scheinet offenbar zu seyn, daß zum Hervor- keimen der Geweihe, der alkalische stinkende Dunst des Saamens nothwendig sey, der vom Blute resorbirt, und ein heraustreibender Reiz werden müsse, denn es erhizzt sich an den verschnittnen Hirschen kein Fett, ihr Hals schwillt nicht auf [Spaltenumbruch](t*), ihr Fleisch riecht nicht, die Fäulniß erfolgt nicht so gleich an ihrem Fleische, und alles dieses eräugnet sich doch an den männlichen Hirschen (u). Schwächliche Hirsche, wenn es gleich Hirschbökke sind, verlieren doch ihr Geweihe später, sie gerathen später in Brunst (w), und es verzögert eine schlechte Nahrung das Erzeugen der Geweihe (x).
Wir ersehen daraus, daß das Herz von einem al- kalisch scharfen Blute starke Reize annehmen (y), und wie im Fieber heftiger schlagen, und die dikke Säfte in die Gefässe treiben könne, davon sie erweitert werden, und grösser wachsen, beinahe so, wie rothe Theilchen er- fordert werden, wenn sich Knochen bilden sollen. Auf solche Weise haben wir Kräfte von einer ganz besondern Gewalt, vermöge deren, von resorbirtem Saamen, der Luftröhrenkopf, der Bart, die Schaamhaare, die Hör-
ner
(q)[Spaltenumbruch]ARISTOT. PLIN. BUF- FON. T. VI. p. 81. LEHMAN. menisn. chron. p. 531.
(r)ARISTOTELES ibid. et ge- ner. anim. L. V. c. 3.
(s)Della VALLE T. IV. ibid. p. m. 302.
(t) Am Rehbokke wieder gewach- sen MORTON. l. c.
(t*)BUFFON. T. VI. p. 79.
(u)BUFFON. T. VI. p. 81.
(w)p. 82.
(x)p. 83.
(y) Vergleichet BONNETI Consideration. sur le corps orga- nises T. II. p. 233.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
niemals ab, ſo wie die Schaamhaare(q) und der Bart (r) (s), denn dieſe bleiben, wenn man mannbaren Perſonen die Hoden nimmt. Doch erſiehet man aus andern Ver- ſuchen des beruͤhmten Ruſſels(t) daß Geweihe abge- fallen, wieder gewachſen, nach und nach aber kleiner geworden, und blos einige Ueberbleibſel von ſich zuruͤkke gelaſſen.
Hieraus ſcheinet offenbar zu ſeyn, daß zum Hervor- keimen der Geweihe, der alkaliſche ſtinkende Dunſt des Saamens nothwendig ſey, der vom Blute reſorbirt, und ein heraustreibender Reiz werden muͤſſe, denn es erhizzt ſich an den verſchnittnen Hirſchen kein Fett, ihr Hals ſchwillt nicht auf [Spaltenumbruch](t*), ihr Fleiſch riecht nicht, die Faͤulniß erfolgt nicht ſo gleich an ihrem Fleiſche, und alles dieſes eraͤugnet ſich doch an den maͤnnlichen Hirſchen (u). Schwaͤchliche Hirſche, wenn es gleich Hirſchboͤkke ſind, verlieren doch ihr Geweihe ſpaͤter, ſie gerathen ſpaͤter in Brunſt (w), und es verzoͤgert eine ſchlechte Nahrung das Erzeugen der Geweihe (x).
Wir erſehen daraus, daß das Herz von einem al- kaliſch ſcharfen Blute ſtarke Reize annehmen (y), und wie im Fieber heftiger ſchlagen, und die dikke Saͤfte in die Gefaͤſſe treiben koͤnne, davon ſie erweitert werden, und groͤſſer wachſen, beinahe ſo, wie rothe Theilchen er- fordert werden, wenn ſich Knochen bilden ſollen. Auf ſolche Weiſe haben wir Kraͤfte von einer ganz beſondern Gewalt, vermoͤge deren, von reſorbirtem Saamen, der Luftroͤhrenkopf, der Bart, die Schaamhaare, die Hoͤr-
ner
(q)[Spaltenumbruch]ARISTOT. PLIN. BUF- FON. T. VI. p. 81. LEHMAN. meniſn. chron. p. 531.
(r)ARISTOTELES ibid. et ge- ner. anim. L. V. c. 3.
(s)Della VALLE T. IV. ibid. p. m. 302.
(t) Am Rehbokke wieder gewach- ſen MORTON. l. c.
(t*)BUFFON. T. VI. p. 79.
(u)BUFFON. T. VI. p. 81.
(w)p. 82.
(x)p. 83.
(y) Vergleichet BONNETI Conſideration. ſur le corps orga- niſés T. II. p. 233.
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Zeugungstheile. XXVII. Buch.
niemals ab, ſo wie die Schaamhaare (q) und der Bart (r)
(s), denn dieſe bleiben, wenn man mannbaren Perſonen
die Hoden nimmt. Doch erſiehet man aus andern Ver-
ſuchen des beruͤhmten Ruſſels (t) daß Geweihe abge-
fallen, wieder gewachſen, nach und nach aber kleiner
geworden, und blos einige Ueberbleibſel von ſich zuruͤkke
gelaſſen.
Hieraus ſcheinet offenbar zu ſeyn, daß zum Hervor-
keimen der Geweihe, der alkaliſche ſtinkende Dunſt des
Saamens nothwendig ſey, der vom Blute reſorbirt, und
ein heraustreibender Reiz werden muͤſſe, denn es erhizzt
ſich an den verſchnittnen Hirſchen kein Fett, ihr Hals
ſchwillt nicht auf
(t*), ihr Fleiſch riecht nicht, die Faͤulniß
erfolgt nicht ſo gleich an ihrem Fleiſche, und alles dieſes
eraͤugnet ſich doch an den maͤnnlichen Hirſchen (u).
Schwaͤchliche Hirſche, wenn es gleich Hirſchboͤkke ſind,
verlieren doch ihr Geweihe ſpaͤter, ſie gerathen ſpaͤter in
Brunſt (w), und es verzoͤgert eine ſchlechte Nahrung
das Erzeugen der Geweihe (x).
Wir erſehen daraus, daß das Herz von einem al-
kaliſch ſcharfen Blute ſtarke Reize annehmen (y), und
wie im Fieber heftiger ſchlagen, und die dikke Saͤfte in
die Gefaͤſſe treiben koͤnne, davon ſie erweitert werden,
und groͤſſer wachſen, beinahe ſo, wie rothe Theilchen er-
fordert werden, wenn ſich Knochen bilden ſollen. Auf
ſolche Weiſe haben wir Kraͤfte von einer ganz beſondern
Gewalt, vermoͤge deren, von reſorbirtem Saamen, der
Luftroͤhrenkopf, der Bart, die Schaamhaare, die Hoͤr-
ner
(q)
ARISTOT. PLIN. BUF-
FON. T. VI. p. 81. LEHMAN.
meniſn. chron. p. 531.
(r) ARISTOTELES ibid. et ge-
ner. anim. L. V. c. 3.
(s) Della VALLE T. IV. ibid.
p. m. 302.
(t) Am Rehbokke wieder gewach-
ſen MORTON. l. c.
(t*) BUFFON. T. VI. p. 79.
(u) BUFFON. T. VI. p. 81.
(w) p. 82.
(x) p. 83.
(y) Vergleichet BONNETI
Conſideration. ſur le corps orga-
niſés T. II. p. 233.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/840>, abgerufen am 22.11.2024.
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