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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Beweg. des Saamens.
dem Menschen von dem gemeinschaftlichen Ausdehnen
der drei schwammigen Körper herrührt.

Es läßt sich eigentlich nicht leicht sagen, welches die
Ursachen dieser Ausdehnung sind.

Die vornehmste und natürlichste beruhet auf der Men-
ge eines guten Saamens, von der die Hoden und Bläs-
chens aufschwellen. Denn von dieser Menge entstehet
eine Ungemächlichkeit, eine Empfindung von einem Druk-
ke und stumpfen Schmerze, es erfolgt hurtig die Stei-
figkeit, wenn irgend ein andrer Reiz dazu kömmt; und
die Stärke derselben ist jederzeit geringer, je stärker diese
Behältnisse des Saamens ausgeleert worden.

Hieher gehören die nächtliche Beflekkungen [Spaltenumbruch] (c*) und
Ausflüsse des Saamens (c+) bei Personen, denen man
die Hoden weggeschnitten, weil hier keine Eichel reizen
konnte.

So werden zur Frühlingszeit die Hoden bei den Vö-
geln, um einige male grösser (d) als sonst, und man fin-
det bei den sehr brünstigen Kaninchen, die Saamenbläs-
chen völlig angefüllt (d*).

Davon rühret die Geilheit bei der Amputation des
Schenkels(e) her, indem sich nunmehr das Blut, in die
den Schenkeladern nächsten Gefässe anhäuft.

Daher muß man die späte und fruchtbare Begattun-
gen der nordlichen Völker ableiten.

Es würde auch kein Wunder seyn (f), wenn man
bei drei Hoden einen stärkern Reiz zum Beischlafe ver-
spürete. Obgleich auch bei einer einzigen Hode (g) Saa-
me genug erzeugt wird, um ein fruchtbarer Vater zu seyn,
wenn er gleich die eine Hode verloren, und aus dieser

Ursache
(c*) PURMAN. Lorbeerkranz
p. 623.
(c+) VOGEL. Anmerk. p. 188.
189.
(d) Dreimal WILLOUGHBY
ornithol. p.
8.
(d*) BUFFON. T. VI. t. 55. A.
(e) [Spaltenumbruch] BOERH. prax. II. p. 205.
(f) M. HOFMAN. de generat.
BIRCH. I. p. 474. de pharmaco-
pola Islando.
(g) TIMAEUS L. III. cas. 45.
FRANCO. p. 59. PARE admin.
p. 21. MAURICEAU p.
101.

III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
dem Menſchen von dem gemeinſchaftlichen Ausdehnen
der drei ſchwammigen Koͤrper herruͤhrt.

Es laͤßt ſich eigentlich nicht leicht ſagen, welches die
Urſachen dieſer Ausdehnung ſind.

Die vornehmſte und natuͤrlichſte beruhet auf der Men-
ge eines guten Saamens, von der die Hoden und Blaͤs-
chens aufſchwellen. Denn von dieſer Menge entſtehet
eine Ungemaͤchlichkeit, eine Empfindung von einem Druk-
ke und ſtumpfen Schmerze, es erfolgt hurtig die Stei-
figkeit, wenn irgend ein andrer Reiz dazu koͤmmt; und
die Staͤrke derſelben iſt jederzeit geringer, je ſtaͤrker dieſe
Behaͤltniſſe des Saamens ausgeleert worden.

Hieher gehoͤren die naͤchtliche Beflekkungen [Spaltenumbruch] (c*) und
Ausfluͤſſe des Saamens (c†) bei Perſonen, denen man
die Hoden weggeſchnitten, weil hier keine Eichel reizen
konnte.

So werden zur Fruͤhlingszeit die Hoden bei den Voͤ-
geln, um einige male groͤſſer (d) als ſonſt, und man fin-
det bei den ſehr bruͤnſtigen Kaninchen, die Saamenblaͤs-
chen voͤllig angefuͤllt (d*).

Davon ruͤhret die Geilheit bei der Amputation des
Schenkels(e) her, indem ſich nunmehr das Blut, in die
den Schenkeladern naͤchſten Gefaͤſſe anhaͤuft.

Daher muß man die ſpaͤte und fruchtbare Begattun-
gen der nordlichen Voͤlker ableiten.

Es wuͤrde auch kein Wunder ſeyn (f), wenn man
bei drei Hoden einen ſtaͤrkern Reiz zum Beiſchlafe ver-
ſpuͤrete. Obgleich auch bei einer einzigen Hode (g) Saa-
me genug erzeugt wird, um ein fruchtbarer Vater zu ſeyn,
wenn er gleich die eine Hode verloren, und aus dieſer

Urſache
(c*) PURMAN. Lorbeerkranz
p. 623.
(c†) VOGEL. Anmerk. p. 188.
189.
(d) Dreimal WILLOUGHBY
ornithol. p.
8.
(d*) BUFFON. T. VI. t. 55. A.
(e) [Spaltenumbruch] BOERH. prax. II. p. 205.
(f) M. HOFMAN. de generat.
BIRCH. I. p. 474. de pharmaco-
pola Islando.
(g) TIMAEUS L. III. caſ. 45.
FRANCO. p. 59. PARE admin.
p. 21. MAURICEAU p.
101.
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[813/0849] III. Abſchn. Beweg. des Saamens. dem Menſchen von dem gemeinſchaftlichen Ausdehnen der drei ſchwammigen Koͤrper herruͤhrt. Es laͤßt ſich eigentlich nicht leicht ſagen, welches die Urſachen dieſer Ausdehnung ſind. Die vornehmſte und natuͤrlichſte beruhet auf der Men- ge eines guten Saamens, von der die Hoden und Blaͤs- chens aufſchwellen. Denn von dieſer Menge entſtehet eine Ungemaͤchlichkeit, eine Empfindung von einem Druk- ke und ſtumpfen Schmerze, es erfolgt hurtig die Stei- figkeit, wenn irgend ein andrer Reiz dazu koͤmmt; und die Staͤrke derſelben iſt jederzeit geringer, je ſtaͤrker dieſe Behaͤltniſſe des Saamens ausgeleert worden. Hieher gehoͤren die naͤchtliche Beflekkungen (c*) und Ausfluͤſſe des Saamens (c†) bei Perſonen, denen man die Hoden weggeſchnitten, weil hier keine Eichel reizen konnte. So werden zur Fruͤhlingszeit die Hoden bei den Voͤ- geln, um einige male groͤſſer (d) als ſonſt, und man fin- det bei den ſehr bruͤnſtigen Kaninchen, die Saamenblaͤs- chen voͤllig angefuͤllt (d*). Davon ruͤhret die Geilheit bei der Amputation des Schenkels (e) her, indem ſich nunmehr das Blut, in die den Schenkeladern naͤchſten Gefaͤſſe anhaͤuft. Daher muß man die ſpaͤte und fruchtbare Begattun- gen der nordlichen Voͤlker ableiten. Es wuͤrde auch kein Wunder ſeyn (f), wenn man bei drei Hoden einen ſtaͤrkern Reiz zum Beiſchlafe ver- ſpuͤrete. Obgleich auch bei einer einzigen Hode (g) Saa- me genug erzeugt wird, um ein fruchtbarer Vater zu ſeyn, wenn er gleich die eine Hode verloren, und aus dieſer Urſache (c*) PURMAN. Lorbeerkranz p. 623. (c†) VOGEL. Anmerk. p. 188. 189. (d) Dreimal WILLOUGHBY ornithol. p. 8. (d*) BUFFON. T. VI. t. 55. A. (e) BOERH. prax. II. p. 205. (f) M. HOFMAN. de generat. BIRCH. I. p. 474. de pharmaco- pola Islando. (g) TIMAEUS L. III. caſ. 45. FRANCO. p. 59. PARE admin. p. 21. MAURICEAU p. 101.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 813. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/849>, abgerufen am 22.11.2024.