Schwebeband(b) eine Muskelkraft. Es könnte auch die Kraft, die Blutadern zusammen zu drükken von der Gesäshaut herauf kommen, und die Ruthe aufwärts gegen eben diese Knochen andrükken, und von der Art könnten die Hebemuskel des Hintern, und die Queermu- skeln der Harnröhre (c) einiger maassen seyn, weil sie unter den Bläschen, unter dem Vorsteher, unter dem Anfange der Harnröhre, und deren Zwiebel (d) liegen, und wenn sie sich zusammen ziehen, hinauf steigen, und diese Theile gegen die Schaamknochen treiben können(e). Bei den übrigen Thieren ist der Schliesmuskel des Hin- tern die Ursache von dieser Aufrichtung (f).
Jch gestehe es aber, daß ich an dieser Muskelkraft lange schon gezweifelt, und derselben von Tage zu Tage immer weniger zutraue. Denn es sind erstlich die Kräfte, welche man zu dieser Verrichtung verlangt, erstlich an sich geringe, und hernach scheinen sie überhaupt beim Steifwerden ganz und gar nicht zu wirken. Denn ob wir gleich in der That die Ruthe, vermittelst der Be- schleuniger (g), erschüttern, und ein wenig aufrichten können, wenn selbige bereits steif ist; und ob man gleich einem grossen Manne zugestehen könnte, daß die Ru- thenaufrichter ein wenig ihre schwammige Körper zudrük- ken, damit ihre äusserste Enden, die einander entgegen- gesezzt sind, stärker aufschwellen (h) und die Ruthe stei- fer werde, so ist doch das Steifwerden eine viel zu geru- hige Handlung, und oft viel beständiger, als daß sie von irgend einem Muskel herrühren sollte: welches schon die steife Ruthe der Jünglinge, von dem Harn beweiset,
und
(b)[Spaltenumbruch]
Dessen bedient sich COW- PER. p. 241. et HEUERMAN. mit den aufrichtenden Muskeln.
(c)BOERHAAVE praelect. T. V. P. I. p. 428. dies lässet zu AL- BINUS L. II. p. 74.
(d)SANTORIN. tab. 2. f. 2. conf. p. 150. 151. 153.
(e)[Spaltenumbruch]
Dergleichen HAMBERGER. physiol. p. 715.
(f)COWPER. Phil. trans. n. 290. Am Menschen schreibt ihm dies zu VAROLIUS p. 94.
(g)ALAIN. L. II. p. 73.
(h)p. 76.
F f f 5
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
Schwebeband(b) eine Muſkelkraft. Es koͤnnte auch die Kraft, die Blutadern zuſammen zu druͤkken von der Geſaͤshaut herauf kommen, und die Ruthe aufwaͤrts gegen eben dieſe Knochen andruͤkken, und von der Art koͤnnten die Hebemuſkel des Hintern, und die Queermu- ſkeln der Harnroͤhre (c) einiger maaſſen ſeyn, weil ſie unter den Blaͤschen, unter dem Vorſteher, unter dem Anfange der Harnroͤhre, und deren Zwiebel (d) liegen, und wenn ſie ſich zuſammen ziehen, hinauf ſteigen, und dieſe Theile gegen die Schaamknochen treiben koͤnnen(e). Bei den uͤbrigen Thieren iſt der Schliesmuſkel des Hin- tern die Urſache von dieſer Aufrichtung (f).
Jch geſtehe es aber, daß ich an dieſer Muſkelkraft lange ſchon gezweifelt, und derſelben von Tage zu Tage immer weniger zutraue. Denn es ſind erſtlich die Kraͤfte, welche man zu dieſer Verrichtung verlangt, erſtlich an ſich geringe, und hernach ſcheinen ſie uͤberhaupt beim Steifwerden ganz und gar nicht zu wirken. Denn ob wir gleich in der That die Ruthe, vermittelſt der Be- ſchleuniger (g), erſchuͤttern, und ein wenig aufrichten koͤnnen, wenn ſelbige bereits ſteif iſt; und ob man gleich einem groſſen Manne zugeſtehen koͤnnte, daß die Ru- thenaufrichter ein wenig ihre ſchwammige Koͤrper zudruͤk- ken, damit ihre aͤuſſerſte Enden, die einander entgegen- geſezzt ſind, ſtaͤrker aufſchwellen (h) und die Ruthe ſtei- fer werde, ſo iſt doch das Steifwerden eine viel zu geru- hige Handlung, und oft viel beſtaͤndiger, als daß ſie von irgend einem Muſkel herruͤhren ſollte: welches ſchon die ſteife Ruthe der Juͤnglinge, von dem Harn beweiſet,
und
(b)[Spaltenumbruch]
Deſſen bedient ſich COW- PER. p. 241. et HEUERMAN. mit den aufrichtenden Muſkeln.
(c)BOERHAAVE prælect. T. V. P. I. p. 428. dies laͤſſet zu AL- BINUS L. II. p. 74.
(d)SANTORIN. tab. 2. f. 2. conf. p. 150. 151. 153.
(e)[Spaltenumbruch]
Dergleichen HAMBERGER. phyſiol. p. 715.
(f)COWPER. Phil. tranſ. n. 290. Am Menſchen ſchreibt ihm dies zu VAROLIUS p. 94.
(g)ALAIN. L. II. p. 73.
(h)p. 76.
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III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
Schwebeband (b) eine Muſkelkraft. Es koͤnnte auch
die Kraft, die Blutadern zuſammen zu druͤkken von der
Geſaͤshaut herauf kommen, und die Ruthe aufwaͤrts
gegen eben dieſe Knochen andruͤkken, und von der Art
koͤnnten die Hebemuſkel des Hintern, und die Queermu-
ſkeln der Harnroͤhre (c) einiger maaſſen ſeyn, weil ſie
unter den Blaͤschen, unter dem Vorſteher, unter dem
Anfange der Harnroͤhre, und deren Zwiebel (d) liegen,
und wenn ſie ſich zuſammen ziehen, hinauf ſteigen, und
dieſe Theile gegen die Schaamknochen treiben koͤnnen (e).
Bei den uͤbrigen Thieren iſt der Schliesmuſkel des Hin-
tern die Urſache von dieſer Aufrichtung (f).
Jch geſtehe es aber, daß ich an dieſer Muſkelkraft
lange ſchon gezweifelt, und derſelben von Tage zu Tage
immer weniger zutraue. Denn es ſind erſtlich die Kraͤfte,
welche man zu dieſer Verrichtung verlangt, erſtlich an
ſich geringe, und hernach ſcheinen ſie uͤberhaupt beim
Steifwerden ganz und gar nicht zu wirken. Denn ob
wir gleich in der That die Ruthe, vermittelſt der Be-
ſchleuniger (g), erſchuͤttern, und ein wenig aufrichten
koͤnnen, wenn ſelbige bereits ſteif iſt; und ob man gleich
einem groſſen Manne zugeſtehen koͤnnte, daß die Ru-
thenaufrichter ein wenig ihre ſchwammige Koͤrper zudruͤk-
ken, damit ihre aͤuſſerſte Enden, die einander entgegen-
geſezzt ſind, ſtaͤrker aufſchwellen (h) und die Ruthe ſtei-
fer werde, ſo iſt doch das Steifwerden eine viel zu geru-
hige Handlung, und oft viel beſtaͤndiger, als daß ſie
von irgend einem Muſkel herruͤhren ſollte: welches ſchon
die ſteife Ruthe der Juͤnglinge, von dem Harn beweiſet,
und
(b)
Deſſen bedient ſich COW-
PER. p. 241. et HEUERMAN. mit
den aufrichtenden Muſkeln.
(c) BOERHAAVE prælect. T.
V. P. I. p. 428. dies laͤſſet zu AL-
BINUS L. II. p. 74.
(d) SANTORIN. tab. 2. f. 2.
conf. p. 150. 151. 153.
(e)
Dergleichen HAMBERGER.
phyſiol. p. 715.
(f) COWPER. Phil. tranſ. n.
290. Am Menſchen ſchreibt ihm
dies zu VAROLIUS p. 94.
(g) ALAIN. L. II. p. 73.
(h) p. 76.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/861>, abgerufen am 22.11.2024.
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