Sobald der Saame fort ist, so stillet sich die Em- pörung der Nerven, daher man ihn für den Hauptreiz zu halten hat, das Blut zieht sich aus der Ruthe in seine Blutadern wieder zurükke, das Schwellen der Ru- the nimmt allmählig ab, sie welkt, ist kraftlos, und füh- let einigermaßen einen stumpfen Schmerz. Das Steif- werden an sich, läst sich durch kaltes Wasser hemmen, und es scheinet durch die Erschütterung der schwammigen Körper, als fester Theile, das Blut in die Adern zurükke zu treiben.
§. 13. Die Menge des Saamens.
Daß diese sehr geringe seyn müssen, deutet schon der ungemein kleine Kanal der Oberhode an, welche man solche mit dem Harngange, mit dem gemeinschaftlichen Gallengange und auch mit dem Speichelgange in Ver- gleichung stellt. Es leeren sich die Saamenbläschen während eines einzigen Beischlafes nicht aus, indem bei züchtigen Personen auch in der zwoten Begattung noch fast eben so viel Saame, als in der ersten zum Vorschein kommt. Jndessen leeren sich doch diese Bläschen nach we- nigen Wiederholungen des Liebeswerkes dergestalt aus, daß etliche Tage Pause nöthig sind, um den Verlust die- ses befruchtenden Saftes zu ersezzen. Einige schäzzen das, was in einer Begattung fortgeht, zwei Quentchen schwer (a). Was mich betrift, so halte ich davor, daß man kein gewisses Gewicht angeben könne, und daß viel- mehr das angegebene Gewicht gegen das wirkliche zu klein sei.
Der
(a)CARDELINI de fetu p. 94.
G g g 2
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
Sobald der Saame fort iſt, ſo ſtillet ſich die Em- poͤrung der Nerven, daher man ihn fuͤr den Hauptreiz zu halten hat, das Blut zieht ſich aus der Ruthe in ſeine Blutadern wieder zuruͤkke, das Schwellen der Ru- the nimmt allmaͤhlig ab, ſie welkt, iſt kraftlos, und fuͤh- let einigermaßen einen ſtumpfen Schmerz. Das Steif- werden an ſich, laͤſt ſich durch kaltes Waſſer hemmen, und es ſcheinet durch die Erſchuͤtterung der ſchwammigen Koͤrper, als feſter Theile, das Blut in die Adern zuruͤkke zu treiben.
§. 13. Die Menge des Saamens.
Daß dieſe ſehr geringe ſeyn muͤſſen, deutet ſchon der ungemein kleine Kanal der Oberhode an, welche man ſolche mit dem Harngange, mit dem gemeinſchaftlichen Gallengange und auch mit dem Speichelgange in Ver- gleichung ſtellt. Es leeren ſich die Saamenblaͤschen waͤhrend eines einzigen Beiſchlafes nicht aus, indem bei zuͤchtigen Perſonen auch in der zwoten Begattung noch faſt eben ſo viel Saame, als in der erſten zum Vorſchein kommt. Jndeſſen leeren ſich doch dieſe Blaͤschen nach we- nigen Wiederholungen des Liebeswerkes dergeſtalt aus, daß etliche Tage Pauſe noͤthig ſind, um den Verluſt die- ſes befruchtenden Saftes zu erſezzen. Einige ſchaͤzzen das, was in einer Begattung fortgeht, zwei Quentchen ſchwer (a). Was mich betrift, ſo halte ich davor, daß man kein gewiſſes Gewicht angeben koͤnne, und daß viel- mehr das angegebene Gewicht gegen das wirkliche zu klein ſei.
Der
(a)CARDELINI de fetu p. 94.
G g g 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0871"n="835"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchn. Beweg. des Saamens.</hi></fw><lb/><p>Sobald der Saame fort iſt, ſo ſtillet ſich die Em-<lb/>
poͤrung der Nerven, daher man ihn fuͤr den Hauptreiz<lb/>
zu halten hat, das Blut zieht ſich aus der Ruthe in<lb/>ſeine Blutadern wieder zuruͤkke, das Schwellen der Ru-<lb/>
the nimmt allmaͤhlig ab, ſie welkt, iſt kraftlos, und fuͤh-<lb/>
let einigermaßen einen ſtumpfen Schmerz. Das Steif-<lb/>
werden an ſich, laͤſt ſich durch kaltes Waſſer hemmen, und<lb/>
es ſcheinet durch die Erſchuͤtterung der ſchwammigen<lb/>
Koͤrper, als feſter Theile, das Blut in die Adern zuruͤkke<lb/>
zu treiben.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 13.<lb/><hirendition="#b">Die Menge des Saamens.</hi></head><lb/><p>Daß dieſe ſehr geringe ſeyn muͤſſen, deutet ſchon der<lb/>
ungemein kleine Kanal der Oberhode an, welche man<lb/>ſolche mit dem Harngange, mit dem gemeinſchaftlichen<lb/>
Gallengange und auch mit dem Speichelgange in Ver-<lb/>
gleichung ſtellt. Es leeren ſich die Saamenblaͤschen<lb/>
waͤhrend eines einzigen Beiſchlafes nicht aus, indem bei<lb/>
zuͤchtigen Perſonen auch in der zwoten Begattung noch<lb/>
faſt eben ſo viel Saame, als in der erſten zum Vorſchein<lb/>
kommt. Jndeſſen leeren ſich doch dieſe Blaͤschen nach we-<lb/>
nigen Wiederholungen des Liebeswerkes dergeſtalt aus,<lb/>
daß etliche Tage Pauſe noͤthig ſind, um den Verluſt die-<lb/>ſes befruchtenden Saftes zu erſezzen. Einige ſchaͤzzen<lb/>
das, was in einer Begattung fortgeht, zwei Quentchen<lb/>ſchwer <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">CARDELINI de fetu p.</hi> 94.</note>. Was mich betrift, ſo halte ich davor, daß<lb/>
man kein gewiſſes Gewicht angeben koͤnne, und daß viel-<lb/>
mehr das angegebene Gewicht gegen das wirkliche zu<lb/>
klein ſei.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g g 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[835/0871]
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
Sobald der Saame fort iſt, ſo ſtillet ſich die Em-
poͤrung der Nerven, daher man ihn fuͤr den Hauptreiz
zu halten hat, das Blut zieht ſich aus der Ruthe in
ſeine Blutadern wieder zuruͤkke, das Schwellen der Ru-
the nimmt allmaͤhlig ab, ſie welkt, iſt kraftlos, und fuͤh-
let einigermaßen einen ſtumpfen Schmerz. Das Steif-
werden an ſich, laͤſt ſich durch kaltes Waſſer hemmen, und
es ſcheinet durch die Erſchuͤtterung der ſchwammigen
Koͤrper, als feſter Theile, das Blut in die Adern zuruͤkke
zu treiben.
§. 13.
Die Menge des Saamens.
Daß dieſe ſehr geringe ſeyn muͤſſen, deutet ſchon der
ungemein kleine Kanal der Oberhode an, welche man
ſolche mit dem Harngange, mit dem gemeinſchaftlichen
Gallengange und auch mit dem Speichelgange in Ver-
gleichung ſtellt. Es leeren ſich die Saamenblaͤschen
waͤhrend eines einzigen Beiſchlafes nicht aus, indem bei
zuͤchtigen Perſonen auch in der zwoten Begattung noch
faſt eben ſo viel Saame, als in der erſten zum Vorſchein
kommt. Jndeſſen leeren ſich doch dieſe Blaͤschen nach we-
nigen Wiederholungen des Liebeswerkes dergeſtalt aus,
daß etliche Tage Pauſe noͤthig ſind, um den Verluſt die-
ſes befruchtenden Saftes zu erſezzen. Einige ſchaͤzzen
das, was in einer Begattung fortgeht, zwei Quentchen
ſchwer (a). Was mich betrift, ſo halte ich davor, daß
man kein gewiſſes Gewicht angeben koͤnne, und daß viel-
mehr das angegebene Gewicht gegen das wirkliche zu
klein ſei.
Der
(a) CARDELINI de fetu p. 94.
G g g 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/871>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.