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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Es ist aber die eine Frucht nicht von der andern,
sondern erst der Jüngling vom Mädchen, und der Mann
von der Frau überhaupt darinnen unterschieden, daß die
Statur am Manne grösser ist(c), daß die Knochen grös-
ser (d), nicht so glatt (e) sind und tiefere Muskelrinnen
haben (f), die Knochen haben mehr vorragende Winkel,
und sie sind an Frauenspersonen glatt(g). Am Manne
sind alle Theile härter, die Haut, das Fadengewebe (h),
die Muskeln, und endlich wird auch der callus der Kno-
chen härter (i), und es merkt ein berühmter Mann so
gar an dem Fadengewebe der Aorte bei dem weiblichen
Geschlechte eine weichere Beschaffenheit an (k). Daher
besizzt der Mann aus einer gedoppelten Ursache eine grös-
sere Stärke und Gefräßigkeit (l). Hippokrates sagt,
daß das Fleisch an den Frauenspersonen weicher sei (l*).
Bei den Frauenspersonen sind alle Theile biegsamer, und
geschikkter, eine grosse Ausdehnung zu ertragen, als die
Haut, die Brüste, das Darmfell, die Bauchmuskeln,
und sogar die Blase. Eben dieses sind auch die Ursachen,
von denen die Frauenspersonen mehr gerührt werden,
sie erzürnen sich mehr, und ihre Krämpfe sind heftiger.
Der Puls ist schneller und kleiner, wie bei einer kleinern
Lebenslänge. Sie haben sonderlich unter der Haut z. E.
an den Brüsten, am Hintern und Gesichte mehr Fett.
Sie haben weniger Haare als der Mann, und an ge-
wissen Orten mehr, da der Mann vorneher rauh ist.
Doch sind ihre Kopfhaare länger.

Die
(c) [Spaltenumbruch] Einen kleinern Kopf giebt
ihnen MARTINE anim. fimil. daß
sie sich zu den Männern verhalten
wie 143 zu 153. oder wie 2744 zu
3375. conf. die schöne Dissert. F.
THIERRY ergo praeter genitalia
sexus inter se discrepant Paris
1750.
(d) RIOLAN. l. c. p. 38.
(e) KULMUS. BOEHMER. p. 24.
(f) PETIT. Anat. de PAL-
FIN. p.
201.
(g) [Spaltenumbruch] TARIN. t. 23.
(h) Die Zwerchfellskräfte sind
bei Weibern schwächer, idee de
l'homme physq. p.
280.
(i) SCHWENK. haematol. p. 95.
(k) La SONE, Mem. de l'Acad.
1756. p.
114
(l) Jn eben dem Verhältnisse,
wie die Leibeslänge MARTINE l. c.
(l*) Gynaikia.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Es iſt aber die eine Frucht nicht von der andern,
ſondern erſt der Juͤngling vom Maͤdchen, und der Mann
von der Frau uͤberhaupt darinnen unterſchieden, daß die
Statur am Manne groͤſſer iſt(c), daß die Knochen groͤſ-
ſer (d), nicht ſo glatt (e) ſind und tiefere Muſkelrinnen
haben (f), die Knochen haben mehr vorragende Winkel,
und ſie ſind an Frauensperſonen glatt(g). Am Manne
ſind alle Theile haͤrter, die Haut, das Fadengewebe (h),
die Muſkeln, und endlich wird auch der callus der Kno-
chen haͤrter (i), und es merkt ein beruͤhmter Mann ſo
gar an dem Fadengewebe der Aorte bei dem weiblichen
Geſchlechte eine weichere Beſchaffenheit an (k). Daher
beſizzt der Mann aus einer gedoppelten Urſache eine groͤſ-
ſere Staͤrke und Gefraͤßigkeit (l). Hippokrates ſagt,
daß das Fleiſch an den Frauensperſonen weicher ſei (l*).
Bei den Frauensperſonen ſind alle Theile biegſamer, und
geſchikkter, eine groſſe Ausdehnung zu ertragen, als die
Haut, die Bruͤſte, das Darmfell, die Bauchmuſkeln,
und ſogar die Blaſe. Eben dieſes ſind auch die Urſachen,
von denen die Frauensperſonen mehr geruͤhrt werden,
ſie erzuͤrnen ſich mehr, und ihre Kraͤmpfe ſind heftiger.
Der Puls iſt ſchneller und kleiner, wie bei einer kleinern
Lebenslaͤnge. Sie haben ſonderlich unter der Haut z. E.
an den Bruͤſten, am Hintern und Geſichte mehr Fett.
Sie haben weniger Haare als der Mann, und an ge-
wiſſen Orten mehr, da der Mann vorneher rauh iſt.
Doch ſind ihre Kopfhaare laͤnger.

Die
(c) [Spaltenumbruch] Einen kleinern Kopf giebt
ihnen MARTINE anim. fimil. daß
ſie ſich zu den Maͤnnern verhalten
wie 143 zu 153. oder wie 2744 zu
3375. conf. die ſchoͤne Diſſert. F.
THIERRY ergo præter genitalia
ſexus inter ſe diſcrepant Paris
1750.
(d) RIOLAN. l. c. p. 38.
(e) KULMUS. BOEHMER. p. 24.
(f) PETIT. Anat. de PAL-
FIN. p.
201.
(g) [Spaltenumbruch] TARIN. t. 23.
(h) Die Zwerchfellskraͤfte ſind
bei Weibern ſchwaͤcher, idée de
l’homme phyſq. p.
280.
(i) SCHWENK. hæmatol. p. 95.
(k) La SONE, Mém. de l’Acad.
1756. p.
114
(l) Jn eben dem Verhaͤltniſſe,
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(l*) Gynaikia.
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[850/0886] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. Es iſt aber die eine Frucht nicht von der andern, ſondern erſt der Juͤngling vom Maͤdchen, und der Mann von der Frau uͤberhaupt darinnen unterſchieden, daß die Statur am Manne groͤſſer iſt (c), daß die Knochen groͤſ- ſer (d), nicht ſo glatt (e) ſind und tiefere Muſkelrinnen haben (f), die Knochen haben mehr vorragende Winkel, und ſie ſind an Frauensperſonen glatt (g). Am Manne ſind alle Theile haͤrter, die Haut, das Fadengewebe (h), die Muſkeln, und endlich wird auch der callus der Kno- chen haͤrter (i), und es merkt ein beruͤhmter Mann ſo gar an dem Fadengewebe der Aorte bei dem weiblichen Geſchlechte eine weichere Beſchaffenheit an (k). Daher beſizzt der Mann aus einer gedoppelten Urſache eine groͤſ- ſere Staͤrke und Gefraͤßigkeit (l). Hippokrates ſagt, daß das Fleiſch an den Frauensperſonen weicher ſei (l*). Bei den Frauensperſonen ſind alle Theile biegſamer, und geſchikkter, eine groſſe Ausdehnung zu ertragen, als die Haut, die Bruͤſte, das Darmfell, die Bauchmuſkeln, und ſogar die Blaſe. Eben dieſes ſind auch die Urſachen, von denen die Frauensperſonen mehr geruͤhrt werden, ſie erzuͤrnen ſich mehr, und ihre Kraͤmpfe ſind heftiger. Der Puls iſt ſchneller und kleiner, wie bei einer kleinern Lebenslaͤnge. Sie haben ſonderlich unter der Haut z. E. an den Bruͤſten, am Hintern und Geſichte mehr Fett. Sie haben weniger Haare als der Mann, und an ge- wiſſen Orten mehr, da der Mann vorneher rauh iſt. Doch ſind ihre Kopfhaare laͤnger. Die (c) Einen kleinern Kopf giebt ihnen MARTINE anim. fimil. daß ſie ſich zu den Maͤnnern verhalten wie 143 zu 153. oder wie 2744 zu 3375. conf. die ſchoͤne Diſſert. F. THIERRY ergo præter genitalia ſexus inter ſe diſcrepant Paris 1750. (d) RIOLAN. l. c. p. 38. (e) KULMUS. BOEHMER. p. 24. (f) PETIT. Anat. de PAL- FIN. p. 201. (g) TARIN. t. 23. (h) Die Zwerchfellskraͤfte ſind bei Weibern ſchwaͤcher, idée de l’homme phyſq. p. 280. (i) SCHWENK. hæmatol. p. 95. (k) La SONE, Mém. de l’Acad. 1756. p. 114 (l) Jn eben dem Verhaͤltniſſe, wie die Leibeslaͤnge MARTINE l. c. (l*) Gynaikia.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/886>, abgerufen am 22.11.2024.