Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Jch habe überhaupt dreymal die Gelegenheit gehabt,
diese Fasern in Augenschein zu nehmen, und zwar alle-
mal gleich nach der Geburt, da man sie denn gan deut-
lich findet(s), sie find flach, bleich, gegittert, hängen
unter sich zusammen (t), und werden daran von Zwi-
schenräumen und kleinen Gefässen gehindert.

Einige sahe ich von dem Grunde der Mutter gegen
die inwendige Mündung herablaufen: andere liefen queer
über die Mutter, nicht selten legen sie sich über die lange
Fasern hin, und werden wiederum wechselsweise von de-
nenselben bedekkt. Andere Fasern erscheinen zwischen
denen Trompeten an derjenigen Stelle, wo sich der Mut-
terkuchen ansezzt, sie bestehen aus vielen über einander
liegenden Schichten, sie laufen überzwerch fort, und be-
obachten zuweilen keine Ordnung.

Endlich entdekkte der berühmte Röderer, dieser
mein ehemaliger Gehülfe und Nachfolger auf dem Göt-
tingischen Zergliederungssaale, ein Mann, den ohnlängst
ein frühzeitiger Tod der Welt entrissen, an einigen Kör-
pern vorne her eine Queerschicht, hierauf eine Schicht
von langen Fasern, alsdenn wiederum eine Queerschicht
(w) mit langen Fasern durchmengt (x), nochmals eine
Queerschicht, und es lagen die innersten Fasern ganz ohne
alle Ordnung. Am Grunde der Mutter bestand die erste
Schicht aus langen Fasern, die andere aus Queerfasern:
und an einer andern Gebärmutter befand sich die Sache
fast auf eben solche Weise. An der hintern Fläche sahe
dieser berühmte Mann erst Queerfasern, und hierauf in-
wendig lange Fasern von verschiedenen Richtungen, er
entdekkte ein andermal mehrere Schichten, Queerschich-
ten und Schichten der Länge nach. Am Halse der Mut-
ter laufen die inwendigen Fasern überzwerch.

[Spaltenumbruch] (u)
Der
(s) [Spaltenumbruch] Doch auch in zunehmender
Schwangerschaft ROEDERER.
(t) Auch beim ROED.
(w) p. 7.
(x) p. 8.
(u) p. 7. 8.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Jch habe uͤberhaupt dreymal die Gelegenheit gehabt,
dieſe Faſern in Augenſchein zu nehmen, und zwar alle-
mal gleich nach der Geburt, da man ſie denn gan deut-
lich findet(s), ſie find flach, bleich, gegittert, haͤngen
unter ſich zuſammen (t), und werden daran von Zwi-
ſchenraͤumen und kleinen Gefaͤſſen gehindert.

Einige ſahe ich von dem Grunde der Mutter gegen
die inwendige Muͤndung herablaufen: andere liefen queer
uͤber die Mutter, nicht ſelten legen ſie ſich uͤber die lange
Faſern hin, und werden wiederum wechſelsweiſe von de-
nenſelben bedekkt. Andere Faſern erſcheinen zwiſchen
denen Trompeten an derjenigen Stelle, wo ſich der Mut-
terkuchen anſezzt, ſie beſtehen aus vielen uͤber einander
liegenden Schichten, ſie laufen uͤberzwerch fort, und be-
obachten zuweilen keine Ordnung.

Endlich entdekkte der beruͤhmte Roͤderer, dieſer
mein ehemaliger Gehuͤlfe und Nachfolger auf dem Goͤt-
tingiſchen Zergliederungsſaale, ein Mann, den ohnlaͤngſt
ein fruͤhzeitiger Tod der Welt entriſſen, an einigen Koͤr-
pern vorne her eine Queerſchicht, hierauf eine Schicht
von langen Faſern, alsdenn wiederum eine Queerſchicht
(w) mit langen Faſern durchmengt (x), nochmals eine
Queerſchicht, und es lagen die innerſten Faſern ganz ohne
alle Ordnung. Am Grunde der Mutter beſtand die erſte
Schicht aus langen Faſern, die andere aus Queerfaſern:
und an einer andern Gebaͤrmutter befand ſich die Sache
faſt auf eben ſolche Weiſe. An der hintern Flaͤche ſahe
dieſer beruͤhmte Mann erſt Queerfaſern, und hierauf in-
wendig lange Faſern von verſchiedenen Richtungen, er
entdekkte ein andermal mehrere Schichten, Queerſchich-
ten und Schichten der Laͤnge nach. Am Halſe der Mut-
ter laufen die inwendigen Faſern uͤberzwerch.

[Spaltenumbruch] (u)
Der
(s) [Spaltenumbruch] Doch auch in zunehmender
Schwangerſchaft ROEDERER.
(t) Auch beim ROED.
(w) p. 7.
(x) p. 8.
(u) p. 7. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0988" n="952"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Jch habe u&#x0364;berhaupt dreymal die Gelegenheit gehabt,<lb/>
die&#x017F;e Fa&#x017F;ern in Augen&#x017F;chein zu nehmen, und zwar alle-<lb/>
mal gleich nach der Geburt, da man &#x017F;ie denn gan deut-<lb/>
lich findet<note place="foot" n="(s)"><cb/>
Doch auch in zunehmender<lb/>
Schwanger&#x017F;chaft <hi rendition="#aq">ROEDERER.</hi></note>, &#x017F;ie find flach, bleich, gegittert, ha&#x0364;ngen<lb/>
unter &#x017F;ich zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(t)">Auch beim <hi rendition="#aq">ROED.</hi></note>, und werden daran von Zwi-<lb/>
&#x017F;chenra&#x0364;umen und kleinen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gehindert.</p><lb/>
              <p>Einige &#x017F;ahe ich von dem Grunde der Mutter gegen<lb/>
die inwendige Mu&#x0364;ndung herablaufen: andere liefen queer<lb/>
u&#x0364;ber die Mutter, nicht &#x017F;elten legen &#x017F;ie &#x017F;ich u&#x0364;ber die lange<lb/>
Fa&#x017F;ern hin, und werden wiederum wech&#x017F;elswei&#x017F;e von de-<lb/>
nen&#x017F;elben bedekkt. Andere Fa&#x017F;ern er&#x017F;cheinen zwi&#x017F;chen<lb/>
denen Trompeten an derjenigen Stelle, wo &#x017F;ich der Mut-<lb/>
terkuchen an&#x017F;ezzt, &#x017F;ie be&#x017F;tehen aus vielen u&#x0364;ber einander<lb/>
liegenden Schichten, &#x017F;ie laufen u&#x0364;berzwerch fort, und be-<lb/>
obachten zuweilen keine Ordnung.</p><lb/>
              <p>Endlich entdekkte der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Ro&#x0364;derer,</hi> die&#x017F;er<lb/>
mein ehemaliger Gehu&#x0364;lfe und Nachfolger auf dem Go&#x0364;t-<lb/>
tingi&#x017F;chen Zergliederungs&#x017F;aale, ein Mann, den ohnla&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
ein fru&#x0364;hzeitiger Tod der Welt entri&#x017F;&#x017F;en, an einigen Ko&#x0364;r-<lb/>
pern vorne her eine Queer&#x017F;chicht, hierauf eine Schicht<lb/>
von langen Fa&#x017F;ern, alsdenn wiederum eine Queer&#x017F;chicht<lb/><note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 7.</note> mit langen Fa&#x017F;ern durchmengt <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 8.</note>, nochmals eine<lb/>
Queer&#x017F;chicht, und es lagen die inner&#x017F;ten Fa&#x017F;ern ganz ohne<lb/>
alle Ordnung. Am Grunde der Mutter be&#x017F;tand die er&#x017F;te<lb/>
Schicht aus langen Fa&#x017F;ern, die andere aus Queerfa&#x017F;ern:<lb/>
und an einer andern Geba&#x0364;rmutter befand &#x017F;ich die Sache<lb/>
fa&#x017F;t auf eben &#x017F;olche Wei&#x017F;e. An der hintern Fla&#x0364;che &#x017F;ahe<lb/>
die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann er&#x017F;t Queerfa&#x017F;ern, und hierauf in-<lb/>
wendig lange Fa&#x017F;ern von ver&#x017F;chiedenen Richtungen, er<lb/>
entdekkte ein andermal mehrere Schichten, Queer&#x017F;chich-<lb/>
ten und Schichten der La&#x0364;nge nach. Am Hal&#x017F;e der Mut-<lb/>
ter laufen die inwendigen Fa&#x017F;ern u&#x0364;berzwerch.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
              <cb/>
              <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 7. 8.</note><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[952/0988] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. Jch habe uͤberhaupt dreymal die Gelegenheit gehabt, dieſe Faſern in Augenſchein zu nehmen, und zwar alle- mal gleich nach der Geburt, da man ſie denn gan deut- lich findet (s), ſie find flach, bleich, gegittert, haͤngen unter ſich zuſammen (t), und werden daran von Zwi- ſchenraͤumen und kleinen Gefaͤſſen gehindert. Einige ſahe ich von dem Grunde der Mutter gegen die inwendige Muͤndung herablaufen: andere liefen queer uͤber die Mutter, nicht ſelten legen ſie ſich uͤber die lange Faſern hin, und werden wiederum wechſelsweiſe von de- nenſelben bedekkt. Andere Faſern erſcheinen zwiſchen denen Trompeten an derjenigen Stelle, wo ſich der Mut- terkuchen anſezzt, ſie beſtehen aus vielen uͤber einander liegenden Schichten, ſie laufen uͤberzwerch fort, und be- obachten zuweilen keine Ordnung. Endlich entdekkte der beruͤhmte Roͤderer, dieſer mein ehemaliger Gehuͤlfe und Nachfolger auf dem Goͤt- tingiſchen Zergliederungsſaale, ein Mann, den ohnlaͤngſt ein fruͤhzeitiger Tod der Welt entriſſen, an einigen Koͤr- pern vorne her eine Queerſchicht, hierauf eine Schicht von langen Faſern, alsdenn wiederum eine Queerſchicht (w) mit langen Faſern durchmengt (x), nochmals eine Queerſchicht, und es lagen die innerſten Faſern ganz ohne alle Ordnung. Am Grunde der Mutter beſtand die erſte Schicht aus langen Faſern, die andere aus Queerfaſern: und an einer andern Gebaͤrmutter befand ſich die Sache faſt auf eben ſolche Weiſe. An der hintern Flaͤche ſahe dieſer beruͤhmte Mann erſt Queerfaſern, und hierauf in- wendig lange Faſern von verſchiedenen Richtungen, er entdekkte ein andermal mehrere Schichten, Queerſchich- ten und Schichten der Laͤnge nach. Am Halſe der Mut- ter laufen die inwendigen Faſern uͤberzwerch. Der (u) (s) Doch auch in zunehmender Schwangerſchaft ROEDERER. (t) Auch beim ROED. (w) p. 7. (x) p. 8. (u) p. 7. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/988
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 952. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/988>, abgerufen am 24.11.2024.