Jch habe überhaupt dreymal die Gelegenheit gehabt, diese Fasern in Augenschein zu nehmen, und zwar alle- mal gleich nach der Geburt, da man sie denn gan deut- lich findet(s), sie find flach, bleich, gegittert, hängen unter sich zusammen (t), und werden daran von Zwi- schenräumen und kleinen Gefässen gehindert.
Einige sahe ich von dem Grunde der Mutter gegen die inwendige Mündung herablaufen: andere liefen queer über die Mutter, nicht selten legen sie sich über die lange Fasern hin, und werden wiederum wechselsweise von de- nenselben bedekkt. Andere Fasern erscheinen zwischen denen Trompeten an derjenigen Stelle, wo sich der Mut- terkuchen ansezzt, sie bestehen aus vielen über einander liegenden Schichten, sie laufen überzwerch fort, und be- obachten zuweilen keine Ordnung.
Endlich entdekkte der berühmte Röderer, dieser mein ehemaliger Gehülfe und Nachfolger auf dem Göt- tingischen Zergliederungssaale, ein Mann, den ohnlängst ein frühzeitiger Tod der Welt entrissen, an einigen Kör- pern vorne her eine Queerschicht, hierauf eine Schicht von langen Fasern, alsdenn wiederum eine Queerschicht (w) mit langen Fasern durchmengt (x), nochmals eine Queerschicht, und es lagen die innersten Fasern ganz ohne alle Ordnung. Am Grunde der Mutter bestand die erste Schicht aus langen Fasern, die andere aus Queerfasern: und an einer andern Gebärmutter befand sich die Sache fast auf eben solche Weise. An der hintern Fläche sahe dieser berühmte Mann erst Queerfasern, und hierauf in- wendig lange Fasern von verschiedenen Richtungen, er entdekkte ein andermal mehrere Schichten, Queerschich- ten und Schichten der Länge nach. Am Halse der Mut- ter laufen die inwendigen Fasern überzwerch.
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Der
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Doch auch in zunehmender Schwangerschaft ROEDERER.
(t) Auch beim ROED.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Jch habe uͤberhaupt dreymal die Gelegenheit gehabt, dieſe Faſern in Augenſchein zu nehmen, und zwar alle- mal gleich nach der Geburt, da man ſie denn gan deut- lich findet(s), ſie find flach, bleich, gegittert, haͤngen unter ſich zuſammen (t), und werden daran von Zwi- ſchenraͤumen und kleinen Gefaͤſſen gehindert.
Einige ſahe ich von dem Grunde der Mutter gegen die inwendige Muͤndung herablaufen: andere liefen queer uͤber die Mutter, nicht ſelten legen ſie ſich uͤber die lange Faſern hin, und werden wiederum wechſelsweiſe von de- nenſelben bedekkt. Andere Faſern erſcheinen zwiſchen denen Trompeten an derjenigen Stelle, wo ſich der Mut- terkuchen anſezzt, ſie beſtehen aus vielen uͤber einander liegenden Schichten, ſie laufen uͤberzwerch fort, und be- obachten zuweilen keine Ordnung.
Endlich entdekkte der beruͤhmte Roͤderer, dieſer mein ehemaliger Gehuͤlfe und Nachfolger auf dem Goͤt- tingiſchen Zergliederungsſaale, ein Mann, den ohnlaͤngſt ein fruͤhzeitiger Tod der Welt entriſſen, an einigen Koͤr- pern vorne her eine Queerſchicht, hierauf eine Schicht von langen Faſern, alsdenn wiederum eine Queerſchicht (w) mit langen Faſern durchmengt (x), nochmals eine Queerſchicht, und es lagen die innerſten Faſern ganz ohne alle Ordnung. Am Grunde der Mutter beſtand die erſte Schicht aus langen Faſern, die andere aus Queerfaſern: und an einer andern Gebaͤrmutter befand ſich die Sache faſt auf eben ſolche Weiſe. An der hintern Flaͤche ſahe dieſer beruͤhmte Mann erſt Queerfaſern, und hierauf in- wendig lange Faſern von verſchiedenen Richtungen, er entdekkte ein andermal mehrere Schichten, Queerſchich- ten und Schichten der Laͤnge nach. Am Halſe der Mut- ter laufen die inwendigen Faſern uͤberzwerch.
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Doch auch in zunehmender Schwangerſchaft ROEDERER.
(t) Auch beim ROED.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Jch habe uͤberhaupt dreymal die Gelegenheit gehabt,
dieſe Faſern in Augenſchein zu nehmen, und zwar alle-
mal gleich nach der Geburt, da man ſie denn gan deut-
lich findet (s), ſie find flach, bleich, gegittert, haͤngen
unter ſich zuſammen (t), und werden daran von Zwi-
ſchenraͤumen und kleinen Gefaͤſſen gehindert.
Einige ſahe ich von dem Grunde der Mutter gegen
die inwendige Muͤndung herablaufen: andere liefen queer
uͤber die Mutter, nicht ſelten legen ſie ſich uͤber die lange
Faſern hin, und werden wiederum wechſelsweiſe von de-
nenſelben bedekkt. Andere Faſern erſcheinen zwiſchen
denen Trompeten an derjenigen Stelle, wo ſich der Mut-
terkuchen anſezzt, ſie beſtehen aus vielen uͤber einander
liegenden Schichten, ſie laufen uͤberzwerch fort, und be-
obachten zuweilen keine Ordnung.
Endlich entdekkte der beruͤhmte Roͤderer, dieſer
mein ehemaliger Gehuͤlfe und Nachfolger auf dem Goͤt-
tingiſchen Zergliederungsſaale, ein Mann, den ohnlaͤngſt
ein fruͤhzeitiger Tod der Welt entriſſen, an einigen Koͤr-
pern vorne her eine Queerſchicht, hierauf eine Schicht
von langen Faſern, alsdenn wiederum eine Queerſchicht
(w) mit langen Faſern durchmengt (x), nochmals eine
Queerſchicht, und es lagen die innerſten Faſern ganz ohne
alle Ordnung. Am Grunde der Mutter beſtand die erſte
Schicht aus langen Faſern, die andere aus Queerfaſern:
und an einer andern Gebaͤrmutter befand ſich die Sache
faſt auf eben ſolche Weiſe. An der hintern Flaͤche ſahe
dieſer beruͤhmte Mann erſt Queerfaſern, und hierauf in-
wendig lange Faſern von verſchiedenen Richtungen, er
entdekkte ein andermal mehrere Schichten, Queerſchich-
ten und Schichten der Laͤnge nach. Am Halſe der Mut-
ter laufen die inwendigen Faſern uͤberzwerch.
Der
(u)
(s)
Doch auch in zunehmender
Schwangerſchaft ROEDERER.
(t) Auch beim ROED.
(w) p. 7.
(x) p. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 952. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/988>, abgerufen am 24.11.2024.
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