Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abs. Der Zustand des Menschen.
einer südlichen Jnsel seine Großmutter von 106 Jahren
beerdigen ließ, so suchte man von seinen Unterthanen
Frauenspersonen von gleichen Alter dazu aus, man fand
deren über hundert und funfzig (h), welches gewiß unter
allen Völkern das seltsamste Beispiel wäre, wenn die
Sache ihre gehörige Richtigkeit hätte, und eine unge-
lehrte Völkerschaft das Andenken der Jahre zu erhalten
wüste.

So gab man ehemals die Ethiopier für Macrobios
(Langelebend) aus, und es wird der Mohr Abuna, wel-
cher in einem Alter von hundert und funfzig Jahren
noch viele Munterkeit besaß, vom Franz Alvarez an-
geführt. Und dennoch sind diese Bergbewohner schwarz-
braun.

Die Negers, welche an den Küsten des ethiopischen
Meeres wohnen (i), geniessen nur eines kurzen Lebens.
Sie lernen im sechsten Monate gehen, werden im neun-
ten oder zehnten Jahre mannbar, altern im funfzigsten (k)
Jahre, und überschreiten selten das sechszigste (l), alles
dieses stimmt mit der Theorie sehr wohl überein. Jch
lese aber auch von alten Personen in der Gegend von
Dondo und Fetu (m): und es fand auf Guinea Van-
denbröck
(n) einen Mann (o) von hundert zehn Jah-
ren. Brasilien wird wegen seiner alten Einwohner von
Lery Piso (p) und Pinard (q) gelobt, sie nennen
den König der Tapuyaren (r) einen muntern Prinzen

und
(h) [Spaltenumbruch] Voyag. de Madagascar p.
277. 281. Von einem Greise von
hundert Jahren. p. 201.
(i) Die Ethioper, welche von
Heuschrekken leben, leben nicht
über 40 Jahre PLIN. L. VI. c. 35.
(k) Jn dreißig Jahren ASCLE-
PIADES apud. PLUTARCHUM
l. c.
(l) ADANSON relat. du sene-
ga p.
28. 30.
(m) [Spaltenumbruch] MULLER de ea regione
p.
280.
(n) Hist. natur. des Voyag. L.
XIII.
(o) Voyag. p. 39.
(p) Natur. rer. Ind. L. I. p. 12.
(q) Sollen bis 150 Jahre ohne
Krankheiten leben. PYRAND. T.
III. p.
106.
(r) BAR. relat. p. 221.
P p p 3

III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
einer ſuͤdlichen Jnſel ſeine Großmutter von 106 Jahren
beerdigen ließ, ſo ſuchte man von ſeinen Unterthanen
Frauensperſonen von gleichen Alter dazu aus, man fand
deren uͤber hundert und funfzig (h), welches gewiß unter
allen Voͤlkern das ſeltſamſte Beiſpiel waͤre, wenn die
Sache ihre gehoͤrige Richtigkeit haͤtte, und eine unge-
lehrte Voͤlkerſchaft das Andenken der Jahre zu erhalten
wuͤſte.

So gab man ehemals die Ethiopier fuͤr Macrobios
(Langelebend) aus, und es wird der Mohr Abuna, wel-
cher in einem Alter von hundert und funfzig Jahren
noch viele Munterkeit beſaß, vom Franz Alvarez an-
gefuͤhrt. Und dennoch ſind dieſe Bergbewohner ſchwarz-
braun.

Die Negers, welche an den Kuͤſten des ethiopiſchen
Meeres wohnen (i), genieſſen nur eines kurzen Lebens.
Sie lernen im ſechſten Monate gehen, werden im neun-
ten oder zehnten Jahre mannbar, altern im funfzigſten (k)
Jahre, und uͤberſchreiten ſelten das ſechszigſte (l), alles
dieſes ſtimmt mit der Theorie ſehr wohl uͤberein. Jch
leſe aber auch von alten Perſonen in der Gegend von
Dondo und Fetu (m): und es fand auf Guinea Van-
denbroͤck
(n) einen Mann (o) von hundert zehn Jah-
ren. Braſilien wird wegen ſeiner alten Einwohner von
Lery Piſo (p) und Pinard (q) gelobt, ſie nennen
den Koͤnig der Tapuyaren (r) einen muntern Prinzen

und
(h) [Spaltenumbruch] Voyag. de Madagaſcar p.
277. 281. Von einem Greiſe von
hundert Jahren. p. 201.
(i) Die Ethioper, welche von
Heuſchrekken leben, leben nicht
uͤber 40 Jahre PLIN. L. VI. c. 35.
(k) Jn dreißig Jahren ASCLE-
PIADES apud. PLUTARCHUM
l. c.
(l) ADANSON relat. du ſene-
ga p.
28. 30.
(m) [Spaltenumbruch] MULLER de ea regione
p.
280.
(n) Hiſt. natur. des Voyag. L.
XIII.
(o) Voyag. p. 39.
(p) Natur. rer. Ind. L. I. p. 12.
(q) Sollen bis 150 Jahre ohne
Krankheiten leben. PYRAND. T.
III. p.
106.
(r) BAR. relat. p. 221.
P p p 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1017" n="963[965]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;. Der Zu&#x017F;tand des Men&#x017F;chen.</hi></fw><lb/>
einer &#x017F;u&#x0364;dlichen Jn&#x017F;el &#x017F;eine Großmutter von 106 Jahren<lb/>
beerdigen ließ, &#x017F;o &#x017F;uchte man von &#x017F;einen Unterthanen<lb/>
Frauensper&#x017F;onen von gleichen Alter dazu aus, man fand<lb/>
deren u&#x0364;ber hundert und funfzig <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#aq">Voyag. de Madaga&#x017F;car p.</hi><lb/>
277. 281. Von einem Grei&#x017F;e von<lb/>
hundert Jahren. <hi rendition="#aq">p.</hi> 201.</note>, welches gewiß unter<lb/>
allen Vo&#x0364;lkern das &#x017F;elt&#x017F;am&#x017F;te Bei&#x017F;piel wa&#x0364;re, wenn die<lb/>
Sache ihre geho&#x0364;rige Richtigkeit ha&#x0364;tte, und eine unge-<lb/>
lehrte Vo&#x0364;lker&#x017F;chaft das Andenken der Jahre zu erhalten<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;te.</p><lb/>
              <p>So gab man ehemals die Ethiopier fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Macrobios</hi><lb/>
(Langelebend) aus, und es wird der Mohr <hi rendition="#fr">Abuna,</hi> wel-<lb/>
cher in einem Alter von hundert und funfzig Jahren<lb/>
noch viele Munterkeit be&#x017F;aß, vom <hi rendition="#fr">Franz Alvarez</hi> an-<lb/>
gefu&#x0364;hrt. Und dennoch &#x017F;ind die&#x017F;e Bergbewohner &#x017F;chwarz-<lb/>
braun.</p><lb/>
              <p>Die Negers, welche an den Ku&#x0364;&#x017F;ten des ethiopi&#x017F;chen<lb/>
Meeres wohnen <note place="foot" n="(i)">Die Ethioper, welche von<lb/>
Heu&#x017F;chrekken leben, leben nicht<lb/>
u&#x0364;ber 40 Jahre <hi rendition="#aq">PLIN. L. VI. c.</hi> 35.</note>, genie&#x017F;&#x017F;en nur eines kurzen Lebens.<lb/>
Sie lernen im &#x017F;ech&#x017F;ten Monate gehen, werden im neun-<lb/>
ten oder zehnten Jahre mannbar, altern im funfzig&#x017F;ten <note place="foot" n="(k)">Jn dreißig Jahren <hi rendition="#aq">ASCLE-<lb/>
PIADES apud. PLUTARCHUM<lb/>
l. c.</hi></note><lb/>
Jahre, und u&#x0364;ber&#x017F;chreiten &#x017F;elten das &#x017F;echszig&#x017F;te <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">ADANSON relat. du &#x017F;ene-<lb/>
ga p.</hi> 28. 30.</note>, alles<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;timmt mit der Theorie &#x017F;ehr wohl u&#x0364;berein. Jch<lb/>
le&#x017F;e aber auch von alten Per&#x017F;onen in der Gegend von<lb/>
Dondo und Fetu <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">MULLER de ea regione<lb/>
p.</hi> 280.</note>: und es fand auf Guinea <hi rendition="#fr">Van-<lb/>
denbro&#x0364;ck</hi> <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. natur. des Voyag. L.<lb/>
XIII.</hi></note> einen Mann <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Voyag. p.</hi> 39.</note> von hundert zehn Jah-<lb/>
ren. Bra&#x017F;ilien wird wegen &#x017F;einer alten Einwohner von<lb/><hi rendition="#fr">Lery Pi&#x017F;o</hi> <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">Natur. rer. Ind. L. I. p.</hi> 12.</note> und <hi rendition="#fr">Pinard</hi> <note place="foot" n="(q)">Sollen bis 150 Jahre ohne<lb/>
Krankheiten leben. <hi rendition="#aq">PYRAND. T.<lb/>
III. p.</hi> 106.</note> gelobt, &#x017F;ie nennen<lb/>
den Ko&#x0364;nig der Tapuyaren <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">BAR. relat. p.</hi> 221.</note> einen muntern Prinzen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p p 3</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[963[965]/1017] III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen. einer ſuͤdlichen Jnſel ſeine Großmutter von 106 Jahren beerdigen ließ, ſo ſuchte man von ſeinen Unterthanen Frauensperſonen von gleichen Alter dazu aus, man fand deren uͤber hundert und funfzig (h), welches gewiß unter allen Voͤlkern das ſeltſamſte Beiſpiel waͤre, wenn die Sache ihre gehoͤrige Richtigkeit haͤtte, und eine unge- lehrte Voͤlkerſchaft das Andenken der Jahre zu erhalten wuͤſte. So gab man ehemals die Ethiopier fuͤr Macrobios (Langelebend) aus, und es wird der Mohr Abuna, wel- cher in einem Alter von hundert und funfzig Jahren noch viele Munterkeit beſaß, vom Franz Alvarez an- gefuͤhrt. Und dennoch ſind dieſe Bergbewohner ſchwarz- braun. Die Negers, welche an den Kuͤſten des ethiopiſchen Meeres wohnen (i), genieſſen nur eines kurzen Lebens. Sie lernen im ſechſten Monate gehen, werden im neun- ten oder zehnten Jahre mannbar, altern im funfzigſten (k) Jahre, und uͤberſchreiten ſelten das ſechszigſte (l), alles dieſes ſtimmt mit der Theorie ſehr wohl uͤberein. Jch leſe aber auch von alten Perſonen in der Gegend von Dondo und Fetu (m): und es fand auf Guinea Van- denbroͤck (n) einen Mann (o) von hundert zehn Jah- ren. Braſilien wird wegen ſeiner alten Einwohner von Lery Piſo (p) und Pinard (q) gelobt, ſie nennen den Koͤnig der Tapuyaren (r) einen muntern Prinzen und (h) Voyag. de Madagaſcar p. 277. 281. Von einem Greiſe von hundert Jahren. p. 201. (i) Die Ethioper, welche von Heuſchrekken leben, leben nicht uͤber 40 Jahre PLIN. L. VI. c. 35. (k) Jn dreißig Jahren ASCLE- PIADES apud. PLUTARCHUM l. c. (l) ADANSON relat. du ſene- ga p. 28. 30. (m) MULLER de ea regione p. 280. (n) Hiſt. natur. des Voyag. L. XIII. (o) Voyag. p. 39. (p) Natur. rer. Ind. L. I. p. 12. (q) Sollen bis 150 Jahre ohne Krankheiten leben. PYRAND. T. III. p. 106. (r) BAR. relat. p. 221. P p p 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1017
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 963[965]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1017>, abgerufen am 22.11.2024.