chen geworden war. Den sechszehnten darauf war noch nichts gebildet (b). Endlich zeigte sich den siebzehnten Tag ein sehr weiches Gewebe, dergleichen sich gemeini- glich zwischen beiden Blättern der Aderhaut an einem im Eye liegenden Hühnchen darbietet, dieses machte einen länglichen Sakk, der Falten hatte, und so zart war, daß er nicht einmal das Blasen vertragen konnte (c).
Eben den Tag (d) schien an einem andern Schaafe das ein Schleim zu seyn, was in dem vorigen Schaafe ein Nezz war, und man konnte es zu Fäden ziehen. An eben dem Tage fand auch Anton van Leeuwenhöck im Schaafe einen unförmlichen Körper (e), woran er den- noch mit Hülfe des Vergrösserungsglases fast alle Theile des Körpers unterscheiden konnte.
Nun wurde den neunzehnten Tag (f) das Gewebe schon fester, und man sahe, daß die Figur des Säkk- chen rund, und nicht oval sey. Es hatte sich die mitt- lere Fruchthaut (allantois) zu beiden Seiten verlängert, sie war mit Gallert angefüllt (g), und es lag mitten im Mutterhorne der Entwurf zu einer schleimigen und zer- fallenden Frucht. Jm Wasser bildete sich endlich eine Art von Haut, was in der Gebärmutter einem Eiter ähnlich zu seyn schien. Es erschien auch nunmehr die innere Fruchthaut (amnios,) welche lang und geschlank war, nebst der Frucht. Diese sahe wie ein kleiner Wurm und mondförmig gebogen aus, der Kopf war beinahe gespalten, gegen den Schwanz zusammengezo- gen, und man sahe die Nabelschnur. Die Frucht hatte unterhalb dem Kopfe drei rothe Flekken, übrigens war die Leber weis, und der Leib gleichsam geschwänzt.
Den
(b)[Spaltenumbruch]Idem obs. 21. 22. p. 26. 27.
(c)KUHLEMAN obs. 23. p. 27.
(d)Idem obs. 24. p. 27.
(e)Anat. & Cont. II. p. 164. 165.
(f)[Spaltenumbruch]KUHL. obs. I. p. 49. t. 2. f. 1. 2. dieses sahe an seinen Dann- hirschen HARVEI ebenfalls p. 230.
(g)KUHL. ibid.
G 2
I. Abſ. Empfaͤngnis.
chen geworden war. Den ſechszehnten darauf war noch nichts gebildet (b). Endlich zeigte ſich den ſiebzehnten Tag ein ſehr weiches Gewebe, dergleichen ſich gemeini- glich zwiſchen beiden Blaͤttern der Aderhaut an einem im Eye liegenden Huͤhnchen darbietet, dieſes machte einen laͤnglichen Sakk, der Falten hatte, und ſo zart war, daß er nicht einmal das Blaſen vertragen konnte (c).
Eben den Tag (d) ſchien an einem andern Schaafe das ein Schleim zu ſeyn, was in dem vorigen Schaafe ein Nezz war, und man konnte es zu Faͤden ziehen. An eben dem Tage fand auch Anton van Leeuwenhoͤck im Schaafe einen unfoͤrmlichen Koͤrper (e), woran er den- noch mit Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes faſt alle Theile des Koͤrpers unterſcheiden konnte.
Nun wurde den neunzehnten Tag (f) das Gewebe ſchon feſter, und man ſahe, daß die Figur des Saͤkk- chen rund, und nicht oval ſey. Es hatte ſich die mitt- lere Fruchthaut (allantois) zu beiden Seiten verlaͤngert, ſie war mit Gallert angefuͤllt (g), und es lag mitten im Mutterhorne der Entwurf zu einer ſchleimigen und zer- fallenden Frucht. Jm Waſſer bildete ſich endlich eine Art von Haut, was in der Gebaͤrmutter einem Eiter aͤhnlich zu ſeyn ſchien. Es erſchien auch nunmehr die innere Fruchthaut (amnios,) welche lang und geſchlank war, nebſt der Frucht. Dieſe ſahe wie ein kleiner Wurm und mondfoͤrmig gebogen aus, der Kopf war beinahe geſpalten, gegen den Schwanz zuſammengezo- gen, und man ſahe die Nabelſchnur. Die Frucht hatte unterhalb dem Kopfe drei rothe Flekken, uͤbrigens war die Leber weis, und der Leib gleichſam geſchwaͤnzt.
Den
(b)[Spaltenumbruch]Idem obſ. 21. 22. p. 26. 27.
(c)KUHLEMAN obſ. 23. p. 27.
(d)Idem obſ. 24. p. 27.
(e)Anat. & Cont. II. p. 164. 165.
(f)[Spaltenumbruch]KUHL. obſ. I. p. 49. t. 2. f. 1. 2. dieſes ſahe an ſeinen Dann- hirſchen HARVEI ebenfalls p. 230.
(g)KUHL. ibid.
G 2
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I. Abſ. Empfaͤngnis.
chen geworden war. Den ſechszehnten darauf war noch
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Tag ein ſehr weiches Gewebe, dergleichen ſich gemeini-
glich zwiſchen beiden Blaͤttern der Aderhaut an einem im
Eye liegenden Huͤhnchen darbietet, dieſes machte einen
laͤnglichen Sakk, der Falten hatte, und ſo zart war,
daß er nicht einmal das Blaſen vertragen konnte (c).
Eben den Tag (d) ſchien an einem andern Schaafe
das ein Schleim zu ſeyn, was in dem vorigen Schaafe
ein Nezz war, und man konnte es zu Faͤden ziehen. An
eben dem Tage fand auch Anton van Leeuwenhoͤck im
Schaafe einen unfoͤrmlichen Koͤrper (e), woran er den-
noch mit Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes faſt alle Theile
des Koͤrpers unterſcheiden konnte.
Nun wurde den neunzehnten Tag (f) das Gewebe
ſchon feſter, und man ſahe, daß die Figur des Saͤkk-
chen rund, und nicht oval ſey. Es hatte ſich die mitt-
lere Fruchthaut (allantois) zu beiden Seiten verlaͤngert,
ſie war mit Gallert angefuͤllt (g), und es lag mitten im
Mutterhorne der Entwurf zu einer ſchleimigen und zer-
fallenden Frucht. Jm Waſſer bildete ſich endlich eine
Art von Haut, was in der Gebaͤrmutter einem Eiter
aͤhnlich zu ſeyn ſchien. Es erſchien auch nunmehr die
innere Fruchthaut (amnios,) welche lang und geſchlank
war, nebſt der Frucht. Dieſe ſahe wie ein kleiner
Wurm und mondfoͤrmig gebogen aus, der Kopf war
beinahe geſpalten, gegen den Schwanz zuſammengezo-
gen, und man ſahe die Nabelſchnur. Die Frucht hatte
unterhalb dem Kopfe drei rothe Flekken, uͤbrigens war
die Leber weis, und der Leib gleichſam geſchwaͤnzt.
Den
(b)
Idem obſ. 21. 22. p. 26. 27.
(c) KUHLEMAN obſ. 23. p. 27.
(d) Idem obſ. 24. p. 27.
(e) Anat. & Cont. II. p. 164.
165.
(f)
KUHL. obſ. I. p. 49. t. 2.
f. 1. 2. dieſes ſahe an ſeinen Dann-
hirſchen HARVEI ebenfalls p. 230.
(g) KUHL. ibid.
G 2
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/151>, abgerufen am 28.11.2024.
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