und verschwand gleichsam innerhalb eines einzigen Ta- ges an der Luft (k).
Die käseartige Substanz, welche in der Fallopi- schen Trompete erwähnt wird (l), gehört vielleicht zum Schleime, woraus die Häute der Frucht werden.
Dieses gilt auch von dem Wölkchen, als einem Grundrisse der Frucht (m), wobei vornehme Zeugen zu- gegen waren.
Die kristallhelle Flüßigkeit in den Fächern einer vor kurzem befruchteten Kazze (n).
Ein Gewebe von Gefässen, die noch nicht roth wa- ren, in einem Schaafe (o).
Am zehnten Tage erwähnte man von einer glasför- migen Substanz in einem Schweme (p), sie war in eine Haut eingeschlossen, in deren Mitte die Frucht mit ästi- gen Blutadern lag, und dieses scheint mir die frühzeitige Nachricht von einer wirklichen Frucht zu seyn. An eben dem Schweine sahe eben dieser berühmte Mann gallert- artige kleine Massen mit blutigen Fasern durchzeichnet (q).
Jch schliesse aus diesen meinen vielfältigen Erfah- rungen:
Erstlich, daß das neue Thierchen viel später, als man bisher geglaubt, sichtbar, und zwar im Schaafe, nicht vor dem neunzehnten Tage (r), werde, da doch ein Schaaf fast bis in den fünften Monat trächtig geht. Folglich geschieht es vor dieser Zeit wohl nicht im Men- schen, welcher, ob er wohl einen grössern Körper hat, dennoch eine Frucht zur Welt bringt, welche grösser, als ein Lamm ist, und noch dazu allererst nach einem Verlaufe von neun Monaten. Folglich kann man alle die Anmerkungen von Menschenfrüchten, so man vor dem
zwan-
(k)[Spaltenumbruch]Act. Hafn. II. n. 4. BIAN- CHI mostri p. 51. 52.
(m)HARVEI p. 56. Conf. GRAAF. p. 165.
(n)HARTMANN. n. 22.
(o)[Spaltenumbruch]Idem n. 38.
(p)COITER. p. 124.
(q)HARTMANN n. 38.
(r)p. 58.
G 3
I. Abſ. Empfaͤngnis.
und verſchwand gleichſam innerhalb eines einzigen Ta- ges an der Luft (k).
Die kaͤſeartige Subſtanz, welche in der Fallopi- ſchen Trompete erwaͤhnt wird (l), gehoͤrt vielleicht zum Schleime, woraus die Haͤute der Frucht werden.
Dieſes gilt auch von dem Woͤlkchen, als einem Grundriſſe der Frucht (m), wobei vornehme Zeugen zu- gegen waren.
Die kriſtallhelle Fluͤßigkeit in den Faͤchern einer vor kurzem befruchteten Kazze (n).
Ein Gewebe von Gefaͤſſen, die noch nicht roth wa- ren, in einem Schaafe (o).
Am zehnten Tage erwaͤhnte man von einer glasfoͤr- migen Subſtanz in einem Schweme (p), ſie war in eine Haut eingeſchloſſen, in deren Mitte die Frucht mit aͤſti- gen Blutadern lag, und dieſes ſcheint mir die fruͤhzeitige Nachricht von einer wirklichen Frucht zu ſeyn. An eben dem Schweine ſahe eben dieſer beruͤhmte Mann gallert- artige kleine Maſſen mit blutigen Faſern durchzeichnet (q).
Jch ſchlieſſe aus dieſen meinen vielfaͤltigen Erfah- rungen:
Erſtlich, daß das neue Thierchen viel ſpaͤter, als man bisher geglaubt, ſichtbar, und zwar im Schaafe, nicht vor dem neunzehnten Tage (r), werde, da doch ein Schaaf faſt bis in den fuͤnften Monat traͤchtig geht. Folglich geſchieht es vor dieſer Zeit wohl nicht im Men- ſchen, welcher, ob er wohl einen groͤſſern Koͤrper hat, dennoch eine Frucht zur Welt bringt, welche groͤſſer, als ein Lamm iſt, und noch dazu allererſt nach einem Verlaufe von neun Monaten. Folglich kann man alle die Anmerkungen von Menſchenfruͤchten, ſo man vor dem
zwan-
(k)[Spaltenumbruch]Act. Hafn. II. n. 4. BIAN- CHI moſtri p. 51. 52.
(m)HARVEI p. 56. Conf. GRAAF. p. 165.
(n)HARTMANN. n. 22.
(o)[Spaltenumbruch]Idem n. 38.
(p)COITER. p. 124.
(q)HARTMANN n. 38.
(r)p. 58.
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[101/0153]
I. Abſ. Empfaͤngnis.
und verſchwand gleichſam innerhalb eines einzigen Ta-
ges an der Luft (k).
Die kaͤſeartige Subſtanz, welche in der Fallopi-
ſchen Trompete erwaͤhnt wird (l), gehoͤrt vielleicht zum
Schleime, woraus die Haͤute der Frucht werden.
Dieſes gilt auch von dem Woͤlkchen, als einem
Grundriſſe der Frucht (m), wobei vornehme Zeugen zu-
gegen waren.
Die kriſtallhelle Fluͤßigkeit in den Faͤchern einer vor
kurzem befruchteten Kazze (n).
Ein Gewebe von Gefaͤſſen, die noch nicht roth wa-
ren, in einem Schaafe (o).
Am zehnten Tage erwaͤhnte man von einer glasfoͤr-
migen Subſtanz in einem Schweme (p), ſie war in eine
Haut eingeſchloſſen, in deren Mitte die Frucht mit aͤſti-
gen Blutadern lag, und dieſes ſcheint mir die fruͤhzeitige
Nachricht von einer wirklichen Frucht zu ſeyn. An eben
dem Schweine ſahe eben dieſer beruͤhmte Mann gallert-
artige kleine Maſſen mit blutigen Faſern durchzeichnet (q).
Jch ſchlieſſe aus dieſen meinen vielfaͤltigen Erfah-
rungen:
Erſtlich, daß das neue Thierchen viel ſpaͤter, als
man bisher geglaubt, ſichtbar, und zwar im Schaafe,
nicht vor dem neunzehnten Tage (r), werde, da doch
ein Schaaf faſt bis in den fuͤnften Monat traͤchtig geht.
Folglich geſchieht es vor dieſer Zeit wohl nicht im Men-
ſchen, welcher, ob er wohl einen groͤſſern Koͤrper hat,
dennoch eine Frucht zur Welt bringt, welche groͤſſer,
als ein Lamm iſt, und noch dazu allererſt nach einem
Verlaufe von neun Monaten. Folglich kann man alle
die Anmerkungen von Menſchenfruͤchten, ſo man vor dem
zwan-
(k)
Act. Hafn. II. n. 4. BIAN-
CHI moſtri p. 51. 52.
(m) HARVEI p. 56. Conf.
GRAAF. p. 165.
(n) HARTMANN. n. 22.
(o)
Idem n. 38.
(p) COITER. p. 124.
(q) HARTMANN n. 38.
(r) p. 58.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/153>, abgerufen am 28.11.2024.
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