Dagegen behaupten andre berühmte Männer (g), das Ey sey niemals frei, oder sie schränken wenigstens doch diese Freiheit auf einige wenige Tage ein.
Jch habe es den zwei und zwanzigsten Tag im Schaafe daran feste hängen gesehen, und ich vermuthe, daß es sich viel früher, als man gemeiniglich glaubt, ansezzt, ob gleich seine Flokken, bei so weichen Häuten so zart seyn müssen, daß es sich durch eine kleine Gewaltthätig- keit aus seiner Stelle vertreiben lassen muß.
Uebrigens empfinden viele, jedoch nicht alle Frauens- personen, wenig Tage nach dem sie empfangen haben, einige auch den folgenden Tag (h), und in den ersten Tagen (i), Ekel (k), Schauer (l), und Abscheu für Fleisch (m), sie bekommen Zahnschmerzen (n), und diese Uebel lassen sich, wie ich gesehen, durch ein oder zwei- maliges Erbrechen heben (o): sie müssen auch nicht mit denen vermengt werden, welche entweder den andern Monat von verhaltener Reinigung, oder bei reifender Frucht vom Drukke des Magens erfolgen, weil nun- mehr die Gebärmutter zum Grimmdarm, und zum Ma- gen hinauf steigt, und durch den Drukk selbst auf die Gebärmutter, ferner, weil das Blut durch die Holader und Pfortader nicht gehörig zurükke kommen kann, wie auch, weil die Strasse im Gedärme gesperrt, diese Uebel langwieriger, und bis zur Geburt daurend macht.
Sehr zu vermuthen ist es, daß jene erste Zufälle bei dem Anfange der Schwangerschaft von dem halb- faulartigen Resorbiren des männlichen Saamens in den
weib-
(g)[Spaltenumbruch]HARTMAN Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 10. obs. 191. MON- RO l. c.
(h)G. v. SWIETEN T. IV. p. 451. 462.
(i)MAURICEAU ibid.
(k)GUILLEMEAU p. 278.
(l)[Spaltenumbruch]MAURICEAU p. 129. DIO- NIS p. 147.
(m)PECHLIN.
(n)G. v. SWIETEN IV. p. 451.
(o) Am Anfange beschwerlicher NETER physiol. p. 340. den Tag nach der Hochzeit ein Erbrechen. G. v. SWIETEN IV. p. 462.
Die Frucht. XXIX. B.
Dagegen behaupten andre beruͤhmte Maͤnner (g), das Ey ſey niemals frei, oder ſie ſchraͤnken wenigſtens doch dieſe Freiheit auf einige wenige Tage ein.
Jch habe es den zwei und zwanzigſten Tag im Schaafe daran feſte haͤngen geſehen, und ich vermuthe, daß es ſich viel fruͤher, als man gemeiniglich glaubt, anſezzt, ob gleich ſeine Flokken, bei ſo weichen Haͤuten ſo zart ſeyn muͤſſen, daß es ſich durch eine kleine Gewaltthaͤtig- keit aus ſeiner Stelle vertreiben laſſen muß.
Uebrigens empfinden viele, jedoch nicht alle Frauens- perſonen, wenig Tage nach dem ſie empfangen haben, einige auch den folgenden Tag (h), und in den erſten Tagen (i), Ekel (k), Schauer (l), und Abſcheu fuͤr Fleiſch (m), ſie bekommen Zahnſchmerzen (n), und dieſe Uebel laſſen ſich, wie ich geſehen, durch ein oder zwei- maliges Erbrechen heben (o): ſie muͤſſen auch nicht mit denen vermengt werden, welche entweder den andern Monat von verhaltener Reinigung, oder bei reifender Frucht vom Drukke des Magens erfolgen, weil nun- mehr die Gebaͤrmutter zum Grimmdarm, und zum Ma- gen hinauf ſteigt, und durch den Drukk ſelbſt auf die Gebaͤrmutter, ferner, weil das Blut durch die Holader und Pfortader nicht gehoͤrig zuruͤkke kommen kann, wie auch, weil die Straſſe im Gedaͤrme geſperrt, dieſe Uebel langwieriger, und bis zur Geburt daurend macht.
Sehr zu vermuthen iſt es, daß jene erſte Zufaͤlle bei dem Anfange der Schwangerſchaft von dem halb- faulartigen Reſorbiren des maͤnnlichen Saamens in den
weib-
(g)[Spaltenumbruch]HARTMAN Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 10. obſ. 191. MON- RO l. c.
(h)G. v. SWIETEN T. IV. p. 451. 462.
(i)MAURICEAU ibid.
(k)GUILLEMEAU p. 278.
(l)[Spaltenumbruch]MAURICEAU p. 129. DIO- NIS p. 147.
(m)PECHLIN.
(n)G. v. SWIETEN IV. p. 451.
(o) Am Anfange beſchwerlicher NETER phyſiol. p. 340. den Tag nach der Hochzeit ein Erbrechen. G. v. SWIETEN IV. p. 462.
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Die Frucht. XXIX. B.
Dagegen behaupten andre beruͤhmte Maͤnner (g),
das Ey ſey niemals frei, oder ſie ſchraͤnken wenigſtens
doch dieſe Freiheit auf einige wenige Tage ein.
Jch habe es den zwei und zwanzigſten Tag im Schaafe
daran feſte haͤngen geſehen, und ich vermuthe, daß es
ſich viel fruͤher, als man gemeiniglich glaubt, anſezzt,
ob gleich ſeine Flokken, bei ſo weichen Haͤuten ſo zart
ſeyn muͤſſen, daß es ſich durch eine kleine Gewaltthaͤtig-
keit aus ſeiner Stelle vertreiben laſſen muß.
Uebrigens empfinden viele, jedoch nicht alle Frauens-
perſonen, wenig Tage nach dem ſie empfangen haben,
einige auch den folgenden Tag (h), und in den erſten
Tagen (i), Ekel (k), Schauer (l), und Abſcheu fuͤr
Fleiſch (m), ſie bekommen Zahnſchmerzen (n), und dieſe
Uebel laſſen ſich, wie ich geſehen, durch ein oder zwei-
maliges Erbrechen heben (o): ſie muͤſſen auch nicht mit
denen vermengt werden, welche entweder den andern
Monat von verhaltener Reinigung, oder bei reifender
Frucht vom Drukke des Magens erfolgen, weil nun-
mehr die Gebaͤrmutter zum Grimmdarm, und zum Ma-
gen hinauf ſteigt, und durch den Drukk ſelbſt auf die
Gebaͤrmutter, ferner, weil das Blut durch die Holader
und Pfortader nicht gehoͤrig zuruͤkke kommen kann, wie
auch, weil die Straſſe im Gedaͤrme geſperrt, dieſe Uebel
langwieriger, und bis zur Geburt daurend macht.
Sehr zu vermuthen iſt es, daß jene erſte Zufaͤlle
bei dem Anfange der Schwangerſchaft von dem halb-
faulartigen Reſorbiren des maͤnnlichen Saamens in den
weib-
(g)
HARTMAN Eph. Nat. Cur.
Dec. III. ann. 10. obſ. 191. MON-
RO l. c.
(h) G. v. SWIETEN T. IV.
p. 451. 462.
(i) MAURICEAU ibid.
(k) GUILLEMEAU p. 278.
(l)
MAURICEAU p. 129. DIO-
NIS p. 147.
(m) PECHLIN.
(n) G. v. SWIETEN IV. p. 451.
(o) Am Anfange beſchwerlicher
NETER phyſiol. p. 340. den Tag
nach der Hochzeit ein Erbrechen.
G. v. SWIETEN IV. p. 462.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/178>, abgerufen am 04.12.2024.
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