Sein Gehülfe und Beipflichter war der berühmte Turberville Needham, ein Mann von tiefsinniger Beurtheilung; allein wir können hier nicht seine tiefe Untersuchungen, über die bildende Natur, begleiten.
Dieser nahm ebenfalls, sowohl die beiderlei Men- schensaamen (b), als die organische Stoffe in denselben an, und er behauptete, daß sich der Saame von dem Ueberflusse der nährenden Materie, die durch so viele Durchseiher gegangen (c), erzeuge.
Er zeiget, daß diese Materie, woraus diese Körper gebildet werden, von denen wir so oft geredet haben, den Vegetabilien und Thieren gemein sey, so wie Pflan- zen durch einander den Thieren (d), und Thieren den Pflanzen Nahrung geben (d); daß diese Materie eben so geschikkt sey, das Leben der Thiere zu unterhalten, als zu vegetiren, zum Leben und schneller Bewegung, wenn die thätige Grundstoffe entwikkelt worden (e), wie an dem Mikroskopenthiere geschieht, welche aus den Saa- menkörnern und dem aufgelösten Gallerte entstehen (f): diese Materie sinke gegenseitig wieder in eine niedrige Klasse von Wesen, z. E. zu Mikroskopenthieren zurükke, welche sterben, in einen Gallert zurükke fallen, und Pflanzen, oder Pflanzenthiere geben können (g). Hie- her rechnet er auch die Saamenwürmchen (h).
Es befinde sich ferner der thierische Saamen in dem Zustande der Erhöhung, d. i. er sey zu schnellen Bewegungen und geschwinden Vegetiren geschikkt (i). Er trägt daher kein Bedenken, das Thier einen Baum zu
nennen,
(b)[Spaltenumbruch]
Am gelben Körper 209.
(c)p. 166.
(d)p. 271.
(d)p. 271.
(e)p. 379.
(f)p. 219. u. s. f. 225. 241. ein Zoophytum, so einer Pflanze na- [Spaltenumbruch]
her ist, bekömmt mit der Zeit mehr Empfindung Comm. Acad. Petrop. Nov. T. VII. p. 385.
(g)p. 291. 242.
(i)p. 209.
J 5
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
Sein Gehuͤlfe und Beipflichter war der beruͤhmte Turberville Needham, ein Mann von tiefſinniger Beurtheilung; allein wir koͤnnen hier nicht ſeine tiefe Unterſuchungen, uͤber die bildende Natur, begleiten.
Dieſer nahm ebenfalls, ſowohl die beiderlei Men- ſchenſaamen (b), als die organiſche Stoffe in denſelben an, und er behauptete, daß ſich der Saame von dem Ueberfluſſe der naͤhrenden Materie, die durch ſo viele Durchſeiher gegangen (c), erzeuge.
Er zeiget, daß dieſe Materie, woraus dieſe Koͤrper gebildet werden, von denen wir ſo oft geredet haben, den Vegetabilien und Thieren gemein ſey, ſo wie Pflan- zen durch einander den Thieren (d), und Thieren den Pflanzen Nahrung geben (d); daß dieſe Materie eben ſo geſchikkt ſey, das Leben der Thiere zu unterhalten, als zu vegetiren, zum Leben und ſchneller Bewegung, wenn die thaͤtige Grundſtoffe entwikkelt worden (e), wie an dem Mikroskopenthiere geſchieht, welche aus den Saa- menkoͤrnern und dem aufgeloͤſten Gallerte entſtehen (f): dieſe Materie ſinke gegenſeitig wieder in eine niedrige Klaſſe von Weſen, z. E. zu Mikroskopenthieren zuruͤkke, welche ſterben, in einen Gallert zuruͤkke fallen, und Pflanzen, oder Pflanzenthiere geben koͤnnen (g). Hie- her rechnet er auch die Saamenwuͤrmchen (h).
Es befinde ſich ferner der thieriſche Saamen in dem Zuſtande der Erhoͤhung, d. i. er ſey zu ſchnellen Bewegungen und geſchwinden Vegetiren geſchikkt (i). Er traͤgt daher kein Bedenken, das Thier einen Baum zu
nennen,
(b)[Spaltenumbruch]
Am gelben Koͤrper 209.
(c)p. 166.
(d)p. 271.
(d)p. 271.
(e)p. 379.
(f)p. 219. u. ſ. f. 225. 241. ein Zoophytum, ſo einer Pflanze na- [Spaltenumbruch]
her iſt, bekoͤmmt mit der Zeit mehr Empfindung Comm. Acad. Petrop. Nov. T. VII. p. 385.
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(i)p. 209.
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II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
Sein Gehuͤlfe und Beipflichter war der beruͤhmte
Turberville Needham, ein Mann von tiefſinniger
Beurtheilung; allein wir koͤnnen hier nicht ſeine tiefe
Unterſuchungen, uͤber die bildende Natur, begleiten.
Dieſer nahm ebenfalls, ſowohl die beiderlei Men-
ſchenſaamen (b), als die organiſche Stoffe in denſelben
an, und er behauptete, daß ſich der Saame von dem
Ueberfluſſe der naͤhrenden Materie, die durch ſo viele
Durchſeiher gegangen (c), erzeuge.
Er zeiget, daß dieſe Materie, woraus dieſe Koͤrper
gebildet werden, von denen wir ſo oft geredet haben,
den Vegetabilien und Thieren gemein ſey, ſo wie Pflan-
zen durch einander den Thieren (d), und Thieren den
Pflanzen Nahrung geben (d); daß dieſe Materie eben
ſo geſchikkt ſey, das Leben der Thiere zu unterhalten, als
zu vegetiren, zum Leben und ſchneller Bewegung, wenn
die thaͤtige Grundſtoffe entwikkelt worden (e), wie an
dem Mikroskopenthiere geſchieht, welche aus den Saa-
menkoͤrnern und dem aufgeloͤſten Gallerte entſtehen (f):
dieſe Materie ſinke gegenſeitig wieder in eine niedrige
Klaſſe von Weſen, z. E. zu Mikroskopenthieren zuruͤkke,
welche ſterben, in einen Gallert zuruͤkke fallen, und
Pflanzen, oder Pflanzenthiere geben koͤnnen (g). Hie-
her rechnet er auch die Saamenwuͤrmchen (h).
Es befinde ſich ferner der thieriſche Saamen in dem
Zuſtande der Erhoͤhung, d. i. er ſey zu ſchnellen
Bewegungen und geſchwinden Vegetiren geſchikkt (i).
Er traͤgt daher kein Bedenken, das Thier einen Baum zu
nennen,
(b)
Am gelben Koͤrper 209.
(c) p. 166.
(d) p. 271.
(d) p. 271.
(e) p. 379.
(f) p. 219. u. ſ. f. 225. 241. ein
Zoophytum, ſo einer Pflanze na-
her iſt, bekoͤmmt mit der Zeit mehr
Empfindung Comm. Acad. Petrop.
Nov. T. VII. p. 385.
(g) p. 291. 242.
(i) p. 209.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/189>, abgerufen am 04.12.2024.
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