Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
einige berühmte Männer, und es befinde sich an ihm
ein langer Schwanz, nebst andern Theilen, die sich für
einen Wurm schikken (t), und diese Theile müßten ja
von ihren Muskeln regiert werden; es verschwinden
aber diese Muskeln, und zugleich der Schwanz mit,
nebst den übrigen Werkzeugen; und man sage nicht,
daß neue Glieder, die sich für den Menschen schikken,
gebildet werden sollten.

Es werden, wenn ein Thier wächst, viele Theile
desselben weggeworfen, wie der Schwanz an den Frö-
schen augenschei auch abfällt (u), nebst dessen Fischohren,
welche der Kaulpadde, diesem schwimmenden Thiere vor-
mals eigen waren, anjezzt aber dem Frosche nicht mehr
dienen können: so wie die Mükke ihre vorige Flosfedern
ablegt (u*); so wirft die Raube ihre rauhe Arterien weg,
wenn sie zu einem Schmetterlinge wird (x), und es wächst
alsdenn ein neuer Magen ander Stelle des vorigen (y).
Jch finde zuverläßige Zeugen (z), ob gleich andre solche
verwerfen (a), daß die Frösche in Surinam, so wie die
Europäische, ihre Schwänze verlieren, sich in Fische ver-
wandeln, Schwänze bekommen, und ihre Füsse ab-
legen.

Man muß auch nicht die Aehnlichkeit der Dinge zu
weit treiben. Denn es muß das Saamenwürmchen
nicht mit der Raupe verglichen werden, welche sich in
eine Raupe verwandelt. Denn diese kömmt aus einem
Eye hervor, so der männliche Saame geschwängert hatte,

hin-
[Spaltenumbruch] wandlung, welche zur Erklärung
der thierischen Erzeugung von
Wichtigkeit ist, noch einer bessern
Erläuterung bedürftig.
(t) VALISNERI.
(u) JACOBAEUS t. 1. f. 12.
HARVEI p. 116. BRADLEY phil.
acc. p 105. add KUNDMAN
p. 401. seq. 415. LANGHANS
lat. siles. manuss. III.
und vor ihm
[Spaltenumbruch] CYSAT hesch. des IV. waldstaett.
Sees.
mit Kupfer.
(u*) DERHAM Phys. Theol.
L. III. c.
6.
(x) REAUMUR Mem. I. p. 613.
(y) Idem. ibid p. 370.
(z) SEBA thes. T. I. t. 78. Eph.
Nat. Cent. IV. obs.
171.
(a) LINN mus. Adolph. Frid.
p. 5. Phil. trans. n.
486.

Die Frucht. XXIX. B.
einige beruͤhmte Maͤnner, und es befinde ſich an ihm
ein langer Schwanz, nebſt andern Theilen, die ſich fuͤr
einen Wurm ſchikken (t), und dieſe Theile muͤßten ja
von ihren Muskeln regiert werden; es verſchwinden
aber dieſe Muskeln, und zugleich der Schwanz mit,
nebſt den uͤbrigen Werkzeugen; und man ſage nicht,
daß neue Glieder, die ſich fuͤr den Menſchen ſchikken,
gebildet werden ſollten.

Es werden, wenn ein Thier waͤchſt, viele Theile
deſſelben weggeworfen, wie der Schwanz an den Froͤ-
ſchen augenſchei auch abfaͤllt (u), nebſt deſſen Fiſchohren,
welche der Kaulpadde, dieſem ſchwimmenden Thiere vor-
mals eigen waren, anjezzt aber dem Froſche nicht mehr
dienen koͤnnen: ſo wie die Muͤkke ihre vorige Flosfedern
ablegt (u*); ſo wirft die Raube ihre rauhe Arterien weg,
wenn ſie zu einem Schmetterlinge wird (x), und es waͤchſt
alsdenn ein neuer Magen ander Stelle des vorigen (y).
Jch finde zuverlaͤßige Zeugen (z), ob gleich andre ſolche
verwerfen (a), daß die Froͤſche in Surinam, ſo wie die
Europaͤiſche, ihre Schwaͤnze verlieren, ſich in Fiſche ver-
wandeln, Schwaͤnze bekommen, und ihre Fuͤſſe ab-
legen.

Man muß auch nicht die Aehnlichkeit der Dinge zu
weit treiben. Denn es muß das Saamenwuͤrmchen
nicht mit der Raupe verglichen werden, welche ſich in
eine Raupe verwandelt. Denn dieſe koͤmmt aus einem
Eye hervor, ſo der maͤnnliche Saame geſchwaͤngert hatte,

hin-
[Spaltenumbruch] wandlung, welche zur Erklaͤrung
der thieriſchen Erzeugung von
Wichtigkeit iſt, noch einer beſſern
Erlaͤuterung beduͤrftig.
(t) VALISNERI.
(u) JACOBAEUS t. 1. f. 12.
HARVEI p. 116. BRADLEY phil.
acc. p 105. add KUNDMAN
p. 401. ſeq. 415. LANGHANS
lat. ſileſ. manuſſ. III.
und vor ihm
[Spaltenumbruch] CYSAT heſch. des IV. waldſtætt.
Sees.
mit Kupfer.
(u*) DERHAM Phyſ. Theol.
L. III. c.
6.
(x) REAUMUR Mem. I. p. 613.
(y) Idem. ibid p. 370.
(z) SEBA theſ. T. I. t. 78. Eph.
Nat. Cent. IV. obſ.
171.
(a) LINN muſ. Adolph. Frid.
p. 5. Phil. tranſ. n.
486.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0200" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
einige beru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner, und es befinde &#x017F;ich an ihm<lb/>
ein langer Schwanz, neb&#x017F;t andern Theilen, die &#x017F;ich fu&#x0364;r<lb/>
einen Wurm &#x017F;chikken <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">VALISNERI.</hi></note>, und die&#x017F;e Theile mu&#x0364;ßten ja<lb/>
von ihren Muskeln regiert werden; es ver&#x017F;chwinden<lb/>
aber die&#x017F;e Muskeln, und zugleich der Schwanz mit,<lb/>
neb&#x017F;t den u&#x0364;brigen Werkzeugen; und man &#x017F;age nicht,<lb/>
daß neue Glieder, die &#x017F;ich fu&#x0364;r den Men&#x017F;chen &#x017F;chikken,<lb/>
gebildet werden &#x017F;ollten.</p><lb/>
              <p>Es werden, wenn ein Thier wa&#x0364;ch&#x017F;t, viele Theile<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben weggeworfen, wie der Schwanz an den Fro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chen augen&#x017F;chei auch abfa&#x0364;llt <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">JACOBAEUS t. 1. f. 12.<lb/>
HARVEI p. 116. BRADLEY phil.<lb/>
acc. p 105. add <hi rendition="#g">KUNDMAN</hi><lb/>
p. 401. &#x017F;eq. 415. LANGHANS<lb/>
lat. &#x017F;ile&#x017F;. manu&#x017F;&#x017F;. III.</hi> und vor ihm<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">CYSAT he&#x017F;ch. des IV. wald&#x017F;tætt.<lb/>
Sees.</hi> mit Kupfer.</note>, neb&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en Fi&#x017F;chohren,<lb/>
welche der Kaulpadde, die&#x017F;em &#x017F;chwimmenden Thiere vor-<lb/>
mals eigen waren, anjezzt aber dem Fro&#x017F;che nicht mehr<lb/>
dienen ko&#x0364;nnen: &#x017F;o wie die Mu&#x0364;kke ihre vorige Flosfedern<lb/>
ablegt <note place="foot" n="(u*)"><hi rendition="#aq">DERHAM Phy&#x017F;. Theol.<lb/>
L. III. c.</hi> 6.</note>; &#x017F;o wirft die Raube ihre rauhe Arterien weg,<lb/>
wenn &#x017F;ie zu einem Schmetterlinge wird <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">REAUMUR Mem. I. p.</hi> 613.</note>, und es wa&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
alsdenn ein neuer Magen ander Stelle des vorigen <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem.</hi> ibid p.</hi> 370.</note>.<lb/>
Jch finde zuverla&#x0364;ßige Zeugen <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">SEBA the&#x017F;. T. I. t. 78. Eph.<lb/>
Nat. Cent. IV. ob&#x017F;.</hi> 171.</note>, ob gleich andre &#x017F;olche<lb/>
verwerfen <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">LINN mu&#x017F;. Adolph. Frid.<lb/>
p. 5. Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 486.</note>, daß die Fro&#x0364;&#x017F;che in Surinam, &#x017F;o wie die<lb/>
Europa&#x0364;i&#x017F;che, ihre Schwa&#x0364;nze verlieren, &#x017F;ich in Fi&#x017F;che ver-<lb/>
wandeln, Schwa&#x0364;nze bekommen, und ihre Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ab-<lb/>
legen.</p><lb/>
              <p>Man muß auch nicht die Aehnlichkeit der Dinge zu<lb/>
weit treiben. Denn es muß das Saamenwu&#x0364;rmchen<lb/>
nicht mit der Raupe verglichen werden, welche &#x017F;ich in<lb/>
eine Raupe verwandelt. Denn die&#x017F;e ko&#x0364;mmt aus einem<lb/>
Eye hervor, &#x017F;o der ma&#x0364;nnliche Saame ge&#x017F;chwa&#x0364;ngert hatte,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hin-</fw><lb/><note xml:id="a14" prev="#a13" place="foot" n="(s)"><cb/>
wandlung, welche zur Erkla&#x0364;rung<lb/>
der thieri&#x017F;chen Erzeugung von<lb/>
Wichtigkeit i&#x017F;t, noch einer be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Erla&#x0364;uterung bedu&#x0364;rftig.</note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0200] Die Frucht. XXIX. B. einige beruͤhmte Maͤnner, und es befinde ſich an ihm ein langer Schwanz, nebſt andern Theilen, die ſich fuͤr einen Wurm ſchikken (t), und dieſe Theile muͤßten ja von ihren Muskeln regiert werden; es verſchwinden aber dieſe Muskeln, und zugleich der Schwanz mit, nebſt den uͤbrigen Werkzeugen; und man ſage nicht, daß neue Glieder, die ſich fuͤr den Menſchen ſchikken, gebildet werden ſollten. Es werden, wenn ein Thier waͤchſt, viele Theile deſſelben weggeworfen, wie der Schwanz an den Froͤ- ſchen augenſchei auch abfaͤllt (u), nebſt deſſen Fiſchohren, welche der Kaulpadde, dieſem ſchwimmenden Thiere vor- mals eigen waren, anjezzt aber dem Froſche nicht mehr dienen koͤnnen: ſo wie die Muͤkke ihre vorige Flosfedern ablegt (u*); ſo wirft die Raube ihre rauhe Arterien weg, wenn ſie zu einem Schmetterlinge wird (x), und es waͤchſt alsdenn ein neuer Magen ander Stelle des vorigen (y). Jch finde zuverlaͤßige Zeugen (z), ob gleich andre ſolche verwerfen (a), daß die Froͤſche in Surinam, ſo wie die Europaͤiſche, ihre Schwaͤnze verlieren, ſich in Fiſche ver- wandeln, Schwaͤnze bekommen, und ihre Fuͤſſe ab- legen. Man muß auch nicht die Aehnlichkeit der Dinge zu weit treiben. Denn es muß das Saamenwuͤrmchen nicht mit der Raupe verglichen werden, welche ſich in eine Raupe verwandelt. Denn dieſe koͤmmt aus einem Eye hervor, ſo der maͤnnliche Saame geſchwaͤngert hatte, hin- (s) (t) VALISNERI. (u) JACOBAEUS t. 1. f. 12. HARVEI p. 116. BRADLEY phil. acc. p 105. add KUNDMAN p. 401. ſeq. 415. LANGHANS lat. ſileſ. manuſſ. III. und vor ihm CYSAT heſch. des IV. waldſtætt. Sees. mit Kupfer. (u*) DERHAM Phyſ. Theol. L. III. c. 6. (x) REAUMUR Mem. I. p. 613. (y) Idem. ibid p. 370. (z) SEBA theſ. T. I. t. 78. Eph. Nat. Cent. IV. obſ. 171. (a) LINN muſ. Adolph. Frid. p. 5. Phil. tranſ. n. 486. (s) wandlung, welche zur Erklaͤrung der thieriſchen Erzeugung von Wichtigkeit iſt, noch einer beſſern Erlaͤuterung beduͤrftig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/200
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/200>, abgerufen am 04.12.2024.