nau berechnet ist, daß in Millionen Menschen und in Millionen Thieren die Stralen eines Lichtpinsels von allen Seiten auf die Nezzhaut vereinigt auffallen können. Und dennoch kannte diese körperliche Ursache weder das Licht noch die Gesezze, wodurch dasselbe gebrochen wird, indessen daß sie alles bis auf den hunderten Theil einer Linie, so richtig ausgemessen und zugeschnitten hat, als das Licht auf der Nezzhaut zu sammeln erfordert wird. Und dennoch eine verstandlose Macht diesem Auge noch Augenlieder vorgeschoben, und Augenbranen, nebst einem Regenbogen zusammengesezt, welcher sich zusam- menziehen, und wiederum erweitern kann, um weder das Auge von einem stärkern Lichte verlezzen, noch bei schwächerm Lichte blind zu lassen (n).
Doch ich würde hier in dem Felde der Absichten kein Ende finden, und es haben dieses schon andre berühmte Männer gezeigt.
Jch glaube auch nicht, daß dieser berühmte Mann etwas anders, als das Wachsen des Hühnchens gesehen hat, so von der Wärme und vom Herzen getrieben wird.
§. 17. Die innere Form.
Obgleich diese Hipothese zu der Art von Entwikkelung insofern zu gehören scheinet, daß sich die Materie bei einem schon vorhandenen Thiere in eine neue Frucht ausbildet; so beweisen doch die Stellen, welche der Er- finder derselben (a) und seine Freunde, über die Erzeu- gung aus sich selbst, geschrieben, hinlänglich, daß der wahre Sinn dieser berühmten Männer von den Grund- säzzen des Needhams und Wolfs wenig abweiche.
Sie
(n)[Spaltenumbruch]
Vergl. RAI wisdom. of. god. p. 45. und von der Fermen- [Spaltenumbruch]
tation den VALISNERIUM Oper. T. III. p. 618.
(a)p. 108.
Die Frucht XXIX. B.
nau berechnet iſt, daß in Millionen Menſchen und in Millionen Thieren die Stralen eines Lichtpinſels von allen Seiten auf die Nezzhaut vereinigt auffallen koͤnnen. Und dennoch kannte dieſe koͤrperliche Urſache weder das Licht noch die Geſezze, wodurch daſſelbe gebrochen wird, indeſſen daß ſie alles bis auf den hunderten Theil einer Linie, ſo richtig ausgemeſſen und zugeſchnitten hat, als das Licht auf der Nezzhaut zu ſammeln erfordert wird. Und dennoch eine verſtandloſe Macht dieſem Auge noch Augenlieder vorgeſchoben, und Augenbranen, nebſt einem Regenbogen zuſammengeſezt, welcher ſich zuſam- menziehen, und wiederum erweitern kann, um weder das Auge von einem ſtaͤrkern Lichte verlezzen, noch bei ſchwaͤcherm Lichte blind zu laſſen (n).
Doch ich wuͤrde hier in dem Felde der Abſichten kein Ende finden, und es haben dieſes ſchon andre beruͤhmte Maͤnner gezeigt.
Jch glaube auch nicht, daß dieſer beruͤhmte Mann etwas anders, als das Wachſen des Huͤhnchens geſehen hat, ſo von der Waͤrme und vom Herzen getrieben wird.
§. 17. Die innere Form.
Obgleich dieſe Hipotheſe zu der Art von Entwikkelung inſofern zu gehoͤren ſcheinet, daß ſich die Materie bei einem ſchon vorhandenen Thiere in eine neue Frucht ausbildet; ſo beweiſen doch die Stellen, welche der Er- finder derſelben (a) und ſeine Freunde, uͤber die Erzeu- gung aus ſich ſelbſt, geſchrieben, hinlaͤnglich, daß der wahre Sinn dieſer beruͤhmten Maͤnner von den Grund- ſaͤzzen des Needhams und Wolfs wenig abweiche.
Sie
(n)[Spaltenumbruch]
Vergl. RAI wisdom. of. god. p. 45. und von der Fermen- [Spaltenumbruch]
tation den VALISNERIUM Oper. T. III. p. 618.
(a)p. 108.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0256"n="204"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
nau berechnet iſt, daß in Millionen Menſchen und in<lb/>
Millionen Thieren die Stralen eines Lichtpinſels von<lb/>
allen Seiten auf die Nezzhaut vereinigt auffallen koͤnnen.<lb/>
Und dennoch kannte dieſe koͤrperliche Urſache weder das<lb/>
Licht noch die Geſezze, wodurch daſſelbe gebrochen wird,<lb/>
indeſſen daß ſie alles bis auf den hunderten Theil einer<lb/>
Linie, ſo richtig ausgemeſſen und zugeſchnitten hat,<lb/>
als das Licht auf der Nezzhaut zu ſammeln erfordert wird.<lb/>
Und dennoch eine verſtandloſe Macht dieſem Auge noch<lb/>
Augenlieder vorgeſchoben, und Augenbranen, nebſt<lb/>
einem Regenbogen zuſammengeſezt, welcher ſich zuſam-<lb/>
menziehen, und wiederum erweitern kann, um weder<lb/>
das Auge von einem ſtaͤrkern Lichte verlezzen, noch bei<lb/>ſchwaͤcherm Lichte blind zu laſſen <noteplace="foot"n="(n)"><cb/>
Vergl. <hirendition="#aq">RAI wisdom. of.<lb/>
god. p.</hi> 45. und von der Fermen-<lb/><cb/>
tation den <hirendition="#aq">VALISNERIUM Oper.<lb/>
T. III. p.</hi> 618.</note>.</p><lb/><p>Doch ich wuͤrde hier in dem Felde der Abſichten kein<lb/>
Ende finden, und es haben dieſes ſchon andre beruͤhmte<lb/>
Maͤnner gezeigt.</p><lb/><p>Jch glaube auch nicht, daß dieſer beruͤhmte Mann<lb/>
etwas anders, als das Wachſen des Huͤhnchens geſehen<lb/>
hat, ſo von der Waͤrme und vom Herzen getrieben<lb/>
wird.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 17.<lb/><hirendition="#b">Die innere Form.</hi></head><lb/><p>Obgleich dieſe Hipotheſe zu der Art von Entwikkelung<lb/>
inſofern zu gehoͤren ſcheinet, daß ſich die Materie bei<lb/>
einem ſchon vorhandenen Thiere in eine neue Frucht<lb/>
ausbildet; ſo beweiſen doch die Stellen, welche der Er-<lb/>
finder derſelben <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">p.</hi> 108.</note> und ſeine Freunde, uͤber die Erzeu-<lb/>
gung aus ſich ſelbſt, geſchrieben, hinlaͤnglich, daß der<lb/>
wahre Sinn dieſer beruͤhmten Maͤnner von den Grund-<lb/>ſaͤzzen des <hirendition="#fr">Needhams</hi> und <hirendition="#fr">Wolfs</hi> wenig abweiche.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sie</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[204/0256]
Die Frucht XXIX. B.
nau berechnet iſt, daß in Millionen Menſchen und in
Millionen Thieren die Stralen eines Lichtpinſels von
allen Seiten auf die Nezzhaut vereinigt auffallen koͤnnen.
Und dennoch kannte dieſe koͤrperliche Urſache weder das
Licht noch die Geſezze, wodurch daſſelbe gebrochen wird,
indeſſen daß ſie alles bis auf den hunderten Theil einer
Linie, ſo richtig ausgemeſſen und zugeſchnitten hat,
als das Licht auf der Nezzhaut zu ſammeln erfordert wird.
Und dennoch eine verſtandloſe Macht dieſem Auge noch
Augenlieder vorgeſchoben, und Augenbranen, nebſt
einem Regenbogen zuſammengeſezt, welcher ſich zuſam-
menziehen, und wiederum erweitern kann, um weder
das Auge von einem ſtaͤrkern Lichte verlezzen, noch bei
ſchwaͤcherm Lichte blind zu laſſen (n).
Doch ich wuͤrde hier in dem Felde der Abſichten kein
Ende finden, und es haben dieſes ſchon andre beruͤhmte
Maͤnner gezeigt.
Jch glaube auch nicht, daß dieſer beruͤhmte Mann
etwas anders, als das Wachſen des Huͤhnchens geſehen
hat, ſo von der Waͤrme und vom Herzen getrieben
wird.
§. 17.
Die innere Form.
Obgleich dieſe Hipotheſe zu der Art von Entwikkelung
inſofern zu gehoͤren ſcheinet, daß ſich die Materie bei
einem ſchon vorhandenen Thiere in eine neue Frucht
ausbildet; ſo beweiſen doch die Stellen, welche der Er-
finder derſelben (a) und ſeine Freunde, uͤber die Erzeu-
gung aus ſich ſelbſt, geſchrieben, hinlaͤnglich, daß der
wahre Sinn dieſer beruͤhmten Maͤnner von den Grund-
ſaͤzzen des Needhams und Wolfs wenig abweiche.
Sie
(n)
Vergl. RAI wisdom. of.
god. p. 45. und von der Fermen-
tation den VALISNERIUM Oper.
T. III. p. 618.
(a) p. 108.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/256>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.