schenräumen dreiseitig werden, in vierseitigen vierseitig ausfallen, und so weiter Abdrükke von den Nezzflächen werden.
Doch, man mische nun dergleichen Theilchen unter einander; kann man hier wol hoffen, daß sich selbige von freien Stükken trennen werden, und sich jede Klas- se zu der ihrigen begeben könne. Jch will nur das ein- zige Exempel von den Schlagadertheilen vor mir neh- men, welche alle gleichförmig sind, und von allen Schlagadern abgeliefert worden, denn ich finde keinen sinnlichen Unterschied zwischen der grossen Halsschlagader, und der Hüftenader. Wie werden sich nun wol diese Schlagadermaterialien zu einem ganzen Arteriensisteme ausbilden, welches sich ans Herz anschliessen, und den- jenigen Baum ergänzen muß, der sich bei einer ununter- brochnen Reihe von Aesten, vom Herzen aus, zu allen Theilen des Körpers ausbreitet.
Die Muskelstoffe, welche von den kleinen Fäserchen abgetrieben worden, und die sich doch in nichts, als Fäserchen wieder verwandeln mögen, diese Stoffe wer- den nun zu einer Menge genau berechneter Muskeln werden müssen, denen ihre gewisse Richtungen und Dienste vorgeschrieben sind, und welche ihre aufs ge- naueste abgezeichnete Länge und Dikke haben müssen, um sich an diese und keine andere Knochen anzuhängen, und die vorgezeichnete Stelle an diesen Knochen genau zu besezzen. Nach meiner Einsicht werden diese Theil- chen, wenn sie zu Fasern zusammen wachsen, nichts anders, als ein verwirrtes Pakk von Fasern herauszu- bringen vermögen.
Man mag nun diesem berühmten Manne zu gefallen, noch so viel figurirte Stoffe, und auch das noch einräu- men, daß sie sich nicht eher an einander hängen, als bis sie sich einander genau und nach dem Winkelmaasse be-
rühren
Die Frucht. XXIX. B.
ſchenraͤumen dreiſeitig werden, in vierſeitigen vierſeitig ausfallen, und ſo weiter Abdruͤkke von den Nezzflaͤchen werden.
Doch, man miſche nun dergleichen Theilchen unter einander; kann man hier wol hoffen, daß ſich ſelbige von freien Stuͤkken trennen werden, und ſich jede Klaſ- ſe zu der ihrigen begeben koͤnne. Jch will nur das ein- zige Exempel von den Schlagadertheilen vor mir neh- men, welche alle gleichfoͤrmig ſind, und von allen Schlagadern abgeliefert worden, denn ich finde keinen ſinnlichen Unterſchied zwiſchen der groſſen Halsſchlagader, und der Huͤftenader. Wie werden ſich nun wol dieſe Schlagadermaterialien zu einem ganzen Arterienſiſteme ausbilden, welches ſich ans Herz anſchlieſſen, und den- jenigen Baum ergaͤnzen muß, der ſich bei einer ununter- brochnen Reihe von Aeſten, vom Herzen aus, zu allen Theilen des Koͤrpers ausbreitet.
Die Muskelſtoffe, welche von den kleinen Faͤſerchen abgetrieben worden, und die ſich doch in nichts, als Faͤſerchen wieder verwandeln moͤgen, dieſe Stoffe wer- den nun zu einer Menge genau berechneter Muskeln werden muͤſſen, denen ihre gewiſſe Richtungen und Dienſte vorgeſchrieben ſind, und welche ihre aufs ge- naueſte abgezeichnete Laͤnge und Dikke haben muͤſſen, um ſich an dieſe und keine andere Knochen anzuhaͤngen, und die vorgezeichnete Stelle an dieſen Knochen genau zu beſezzen. Nach meiner Einſicht werden dieſe Theil- chen, wenn ſie zu Faſern zuſammen wachſen, nichts anders, als ein verwirrtes Pakk von Faſern herauszu- bringen vermoͤgen.
Man mag nun dieſem beruͤhmten Manne zu gefallen, noch ſo viel figurirte Stoffe, und auch das noch einraͤu- men, daß ſie ſich nicht eher an einander haͤngen, als bis ſie ſich einander genau und nach dem Winkelmaaſſe be-
ruͤhren
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0262"n="210"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>ſchenraͤumen dreiſeitig werden, in vierſeitigen vierſeitig<lb/>
ausfallen, und ſo weiter Abdruͤkke von den Nezzflaͤchen<lb/>
werden.</p><lb/><p>Doch, man miſche nun dergleichen Theilchen unter<lb/>
einander; kann man hier wol hoffen, daß ſich ſelbige<lb/>
von freien Stuͤkken trennen werden, und ſich jede Klaſ-<lb/>ſe zu der ihrigen begeben koͤnne. Jch will nur das ein-<lb/>
zige Exempel von den Schlagadertheilen vor mir neh-<lb/>
men, welche alle gleichfoͤrmig ſind, und von allen<lb/>
Schlagadern abgeliefert worden, denn ich finde keinen<lb/>ſinnlichen Unterſchied zwiſchen der groſſen Halsſchlagader,<lb/>
und der Huͤftenader. Wie werden ſich nun wol dieſe<lb/>
Schlagadermaterialien zu einem ganzen Arterienſiſteme<lb/>
ausbilden, welches ſich ans Herz anſchlieſſen, und den-<lb/>
jenigen Baum ergaͤnzen muß, der ſich bei einer ununter-<lb/>
brochnen Reihe von Aeſten, vom Herzen aus, zu allen<lb/>
Theilen des Koͤrpers ausbreitet.</p><lb/><p>Die Muskelſtoffe, welche von den kleinen Faͤſerchen<lb/>
abgetrieben worden, und die ſich doch in nichts, als<lb/>
Faͤſerchen wieder verwandeln moͤgen, dieſe Stoffe wer-<lb/>
den nun zu einer Menge genau berechneter Muskeln<lb/>
werden muͤſſen, denen ihre gewiſſe Richtungen und<lb/>
Dienſte vorgeſchrieben ſind, und welche ihre aufs ge-<lb/>
naueſte abgezeichnete Laͤnge und Dikke haben muͤſſen,<lb/>
um ſich an dieſe und keine andere Knochen anzuhaͤngen,<lb/>
und die vorgezeichnete Stelle an dieſen Knochen genau<lb/>
zu beſezzen. Nach meiner Einſicht werden dieſe Theil-<lb/>
chen, wenn ſie zu Faſern zuſammen wachſen, nichts<lb/>
anders, als ein verwirrtes Pakk von Faſern herauszu-<lb/>
bringen vermoͤgen.</p><lb/><p>Man mag nun dieſem beruͤhmten Manne zu gefallen,<lb/>
noch ſo viel figurirte Stoffe, und auch das noch einraͤu-<lb/>
men, daß ſie ſich nicht eher an einander haͤngen, als bis<lb/>ſie ſich einander genau und nach dem Winkelmaaſſe be-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ruͤhren</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[210/0262]
Die Frucht. XXIX. B.
ſchenraͤumen dreiſeitig werden, in vierſeitigen vierſeitig
ausfallen, und ſo weiter Abdruͤkke von den Nezzflaͤchen
werden.
Doch, man miſche nun dergleichen Theilchen unter
einander; kann man hier wol hoffen, daß ſich ſelbige
von freien Stuͤkken trennen werden, und ſich jede Klaſ-
ſe zu der ihrigen begeben koͤnne. Jch will nur das ein-
zige Exempel von den Schlagadertheilen vor mir neh-
men, welche alle gleichfoͤrmig ſind, und von allen
Schlagadern abgeliefert worden, denn ich finde keinen
ſinnlichen Unterſchied zwiſchen der groſſen Halsſchlagader,
und der Huͤftenader. Wie werden ſich nun wol dieſe
Schlagadermaterialien zu einem ganzen Arterienſiſteme
ausbilden, welches ſich ans Herz anſchlieſſen, und den-
jenigen Baum ergaͤnzen muß, der ſich bei einer ununter-
brochnen Reihe von Aeſten, vom Herzen aus, zu allen
Theilen des Koͤrpers ausbreitet.
Die Muskelſtoffe, welche von den kleinen Faͤſerchen
abgetrieben worden, und die ſich doch in nichts, als
Faͤſerchen wieder verwandeln moͤgen, dieſe Stoffe wer-
den nun zu einer Menge genau berechneter Muskeln
werden muͤſſen, denen ihre gewiſſe Richtungen und
Dienſte vorgeſchrieben ſind, und welche ihre aufs ge-
naueſte abgezeichnete Laͤnge und Dikke haben muͤſſen,
um ſich an dieſe und keine andere Knochen anzuhaͤngen,
und die vorgezeichnete Stelle an dieſen Knochen genau
zu beſezzen. Nach meiner Einſicht werden dieſe Theil-
chen, wenn ſie zu Faſern zuſammen wachſen, nichts
anders, als ein verwirrtes Pakk von Faſern herauszu-
bringen vermoͤgen.
Man mag nun dieſem beruͤhmten Manne zu gefallen,
noch ſo viel figurirte Stoffe, und auch das noch einraͤu-
men, daß ſie ſich nicht eher an einander haͤngen, als bis
ſie ſich einander genau und nach dem Winkelmaaſſe be-
ruͤhren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/262>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.