vollkommen da, wenn die Empfängnis hinzu kömmt, es wird nichts von neuem gezeugt, sondern es werden einzig und allein, die Theile der Thiere, welche einge- pakkt und in einen kleinen Raum gebracht waren, aus- einander gedehnt, entfaltet, entwikkelt, sie wachsen grösser, und fangen an immer sichtbarer zu werden. Einige wollen, daß das Thierchen im männlichen Saa- men, andere und die meisten, daß es im mütterlichen Ey verstekkt lieget (b).
Die dritte Meinung ist diejenige, welche ebenfalls dem Verfasser der hippokratischen Schriften zuge- schrieben wird, und sich durch denselben dem Heraklit mitgetheilt hat, panspermia. Es heisset nach dersel- ben, es wären von den ersten Anfängen der Thiere an, und in der ersten Schöpfung der Dinge selbst, die Saamen oder Keime der Thiere bestimmt und vollkom- men mit erschaffen, und so gar die zweierlei Geschlechter unterschieden worden (c).
Sie blieben seit der Zeit in ihrem Zustande, und so lange unentwikkelt (ade) bis sie eine gute Gelegenheit zur Entwikkelung gefunden. Es müsse sich nämlich ein Thierchen mit einem andern seines gleichen in der Ge- bärmutter vereinigen, und zu einem einzigen Thiere werden, dessen Geschlecht davon abhängt, daß entwe-
der
(b)[Spaltenumbruch]CHEYNE. KAAUW l. c. new. theor. of gener p. 215. 225.
(c)HIPPOCRAT de diaeta L. I. a PERRALTO in praef. cit. PER- RAULT essais de physique T. III. p. 306. 307. H. FABRI de plant. prop. 98. de gener. hom. prop. 76. Phil. JAG. HARTMAN de gener. vivip. GERICKE p. 116 WOLLASTON STURM physiq. elect. T. II. LENTIL II. Eph Nat. Cur. Dec. III. ann. 2. obs. 117. SCHOL. ANONYMUS in dilu- cidat. p. 81. LOGAN p. 33. MIL- [Spaltenumbruch]
LER Hamburg Magaz. T. III. n. 2. der sehr gelehrte Mann J. MAT- THIAS GESNER in diss. peri psychon, so wie in Comment. Götting. T. I. HEINSIUS. Mem. de l'Acad de Berlin 1743. und in diesem psychais fand der berühmte GESNER Würmchen, und weibli- che Keime. p. 98. Diejenige Wür- merchen, welche sich nicht an ein Ey anhängen können, kehren wie- der in die Luft zurükke, und irren in derselben als unverlezzliche We- sen herum J. C. new. theor. of gener. p. 85.
Die Frucht. XXIX. B.
vollkommen da, wenn die Empfaͤngnis hinzu koͤmmt, es wird nichts von neuem gezeugt, ſondern es werden einzig und allein, die Theile der Thiere, welche einge- pakkt und in einen kleinen Raum gebracht waren, aus- einander gedehnt, entfaltet, entwikkelt, ſie wachſen groͤſſer, und fangen an immer ſichtbarer zu werden. Einige wollen, daß das Thierchen im maͤnnlichen Saa- men, andere und die meiſten, daß es im muͤtterlichen Ey verſtekkt lieget (b).
Die dritte Meinung iſt diejenige, welche ebenfalls dem Verfaſſer der hippokratiſchen Schriften zuge- ſchrieben wird, und ſich durch denſelben dem Heraklit mitgetheilt hat, πανσπερμια. Es heiſſet nach derſel- ben, es waͤren von den erſten Anfaͤngen der Thiere an, und in der erſten Schoͤpfung der Dinge ſelbſt, die Saamen oder Keime der Thiere beſtimmt und vollkom- men mit erſchaffen, und ſo gar die zweierlei Geſchlechter unterſchieden worden (c).
Sie blieben ſeit der Zeit in ihrem Zuſtande, und ſo lange unentwikkelt (αδη) bis ſie eine gute Gelegenheit zur Entwikkelung gefunden. Es muͤſſe ſich naͤmlich ein Thierchen mit einem andern ſeines gleichen in der Ge- baͤrmutter vereinigen, und zu einem einzigen Thiere werden, deſſen Geſchlecht davon abhaͤngt, daß entwe-
der
(b)[Spaltenumbruch]CHEYNE. KAAUW l. c. new. theor. of gener p. 215. 225.
(c)HIPPOCRAT de diæta L. I. a PERRALTO in præf. cit. PER- RAULT eſſais de phyſique T. III. p. 306. 307. H. FABRI de plant. prop. 98. de gener. hom. prop. 76. Phil. JAG. HARTMAN de gener. vivip. GERICKE p. 116 WOLLASTON STURM phyſiq. elect. T. II. LENTIL II. Eph Nat. Cur. Dec. III. ann. 2. obſ. 117. SCHOL. ANONYMUS in dilu- cidat. p. 81. LOGAN p. 33. MIL- [Spaltenumbruch]
LER Hamburg Magaz. T. III. n. 2. der ſehr gelehrte Mann J. MAT- THIAS GESNER in diſſ. peri pſychon, ſo wie in Comment. Götting. T. I. HEINSIUS. Mem. de l’Acad de Berlin 1743. und in dieſem pſychais fand der beruͤhmte GESNER Wuͤrmchen, und weibli- che Keime. p. 98. Diejenige Wuͤr- merchen, welche ſich nicht an ein Ey anhaͤngen koͤnnen, kehren wie- der in die Luft zuruͤkke, und irren in derſelben als unverlezzliche We- ſen herum J. C. new. theor. of gener. p. 85.
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Die Frucht. XXIX. B.
vollkommen da, wenn die Empfaͤngnis hinzu koͤmmt,
es wird nichts von neuem gezeugt, ſondern es werden
einzig und allein, die Theile der Thiere, welche einge-
pakkt und in einen kleinen Raum gebracht waren, aus-
einander gedehnt, entfaltet, entwikkelt, ſie wachſen
groͤſſer, und fangen an immer ſichtbarer zu werden.
Einige wollen, daß das Thierchen im maͤnnlichen Saa-
men, andere und die meiſten, daß es im muͤtterlichen
Ey verſtekkt lieget (b).
Die dritte Meinung iſt diejenige, welche ebenfalls
dem Verfaſſer der hippokratiſchen Schriften zuge-
ſchrieben wird, und ſich durch denſelben dem Heraklit
mitgetheilt hat, πανσπερμια. Es heiſſet nach derſel-
ben, es waͤren von den erſten Anfaͤngen der Thiere an,
und in der erſten Schoͤpfung der Dinge ſelbſt, die
Saamen oder Keime der Thiere beſtimmt und vollkom-
men mit erſchaffen, und ſo gar die zweierlei Geſchlechter
unterſchieden worden (c).
Sie blieben ſeit der Zeit in ihrem Zuſtande, und
ſo lange unentwikkelt (αδη) bis ſie eine gute Gelegenheit
zur Entwikkelung gefunden. Es muͤſſe ſich naͤmlich ein
Thierchen mit einem andern ſeines gleichen in der Ge-
baͤrmutter vereinigen, und zu einem einzigen Thiere
werden, deſſen Geſchlecht davon abhaͤngt, daß entwe-
der
(b)
CHEYNE. KAAUW l. c.
new. theor. of gener p. 215. 225.
(c) HIPPOCRAT de diæta L. I.
a PERRALTO in præf. cit. PER-
RAULT eſſais de phyſique T. III.
p. 306. 307. H. FABRI de plant.
prop. 98. de gener. hom. prop.
76. Phil. JAG. HARTMAN de
gener. vivip. GERICKE p. 116
WOLLASTON STURM phyſiq.
elect. T. II. LENTIL II. Eph
Nat. Cur. Dec. III. ann. 2. obſ. 117.
SCHOL. ANONYMUS in dilu-
cidat. p. 81. LOGAN p. 33. MIL-
LER Hamburg Magaz. T. III. n. 2.
der ſehr gelehrte Mann J. MAT-
THIAS GESNER in diſſ. peri
pſychon, ſo wie in Comment.
Götting. T. I. HEINSIUS. Mem.
de l’Acad de Berlin 1743. und in
dieſem pſychais fand der beruͤhmte
GESNER Wuͤrmchen, und weibli-
che Keime. p. 98. Diejenige Wuͤr-
merchen, welche ſich nicht an ein
Ey anhaͤngen koͤnnen, kehren wie-
der in die Luft zuruͤkke, und irren
in derſelben als unverlezzliche We-
ſen herum J. C. new. theor. of
gener. p. 85.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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