Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Frucht. XXIX. B.

Noch Niemand hat an dieser sehr weiten Membran
bisher Gefässe (d) noch Nerven gesehen. Sie soll von
Gefässen (e), so nach dem Kuchen gehen, durchboret
werden; mir schien sie nur auf selbigen aufzuliegen, und
ich glaube, daß ihre Scheiden (f) von demjenigen Fa-
dengewebe herkommen, welches zwischen ihr und dem
chorion liegt.

Man muß sich wegen der Aehnlichkeit des Namens
in Acht nehmen, daß man sie nicht mit derjenigen
Membran vermischt, welche allantois, Harnhaut heist,
das Behältniß des Urins ist, und vom Richard Hale,
und wenigen andern, was den Menschen betrift, beschrie-
ben wird.

§. 6.
Die innere Fruchthaut (amnios.)

Es hält hier schwer, eine gute Ordnung zu beob-
achten. Es ist mein Vorsazz nicht, den Mutterkuchen
vom chorion abzusondern, und dennoch kann man kaum
in der Geschichte weiter gehen, wenn ich nicht die Na-
belschnur vorher beschrieben; und so lässet es sich von
dieser wenig reden, wenn ich nicht zugleich das amnios
und die allantois mit vortrage. Folglich muß ich
mich schon zu der innern Fruchthaut (amnios) hin-
wenden.

Das vom Empedocles, benannte amnios (a) ist
die nächste Bekleidung, in welcher bei allen vierfüßigen
Thieren und Vögeln ein Saft enthalten ist, in welcher
die Frucht schwimmt. Man trift sie bei den vierfüßigen

Thie-
(d) [Spaltenumbruch] LITTRE.
(e) ROUHAULT Mem. de 1715.
HOBOKEN
in allen Figuren.
(f) ROUHAULT ann. 1714.
p. 144. f. 3. ann. 1715. p.
103.
(a) [Spaltenumbruch] Apud POLLUCEM p. 260.
RUFUM appell. p.
45. auch beim
GALENUS util. part. L. XV. c. 4.
THEOPHILUS p.
896.
Die Frucht. XXIX. B.

Noch Niemand hat an dieſer ſehr weiten Membran
bisher Gefaͤſſe (d) noch Nerven geſehen. Sie ſoll von
Gefaͤſſen (e), ſo nach dem Kuchen gehen, durchboret
werden; mir ſchien ſie nur auf ſelbigen aufzuliegen, und
ich glaube, daß ihre Scheiden (f) von demjenigen Fa-
dengewebe herkommen, welches zwiſchen ihr und dem
chorion liegt.

Man muß ſich wegen der Aehnlichkeit des Namens
in Acht nehmen, daß man ſie nicht mit derjenigen
Membran vermiſcht, welche allantois, Harnhaut heiſt,
das Behaͤltniß des Urins iſt, und vom Richard Hale,
und wenigen andern, was den Menſchen betrift, beſchrie-
ben wird.

§. 6.
Die innere Fruchthaut (amnios.)

Es haͤlt hier ſchwer, eine gute Ordnung zu beob-
achten. Es iſt mein Vorſazz nicht, den Mutterkuchen
vom chorion abzuſondern, und dennoch kann man kaum
in der Geſchichte weiter gehen, wenn ich nicht die Na-
belſchnur vorher beſchrieben; und ſo laͤſſet es ſich von
dieſer wenig reden, wenn ich nicht zugleich das amnios
und die allantois mit vortrage. Folglich muß ich
mich ſchon zu der innern Fruchthaut (amnios) hin-
wenden.

Das vom Empedocles, benannte amnios (a) iſt
die naͤchſte Bekleidung, in welcher bei allen vierfuͤßigen
Thieren und Voͤgeln ein Saft enthalten iſt, in welcher
die Frucht ſchwimmt. Man trift ſie bei den vierfuͤßigen

Thie-
(d) [Spaltenumbruch] LITTRE.
(e) ROUHAULT Mem. de 1715.
HOBOKEN
in allen Figuren.
(f) ROUHAULT ann. 1714.
p. 144. f. 3. ann. 1715. p.
103.
(a) [Spaltenumbruch] Apud POLLUCEM p. 260.
RUFUM appell. p.
45. auch beim
GALENUS util. part. L. XV. c. 4.
THEOPHILUS p.
896.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0372" n="320"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi> </fw><lb/>
              <p>Noch Niemand hat an die&#x017F;er &#x017F;ehr weiten Membran<lb/>
bisher Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">LITTRE.</hi></note> noch Nerven ge&#x017F;ehen. Sie &#x017F;oll von<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">ROUHAULT Mem. de 1715.<lb/>
HOBOKEN</hi> in allen Figuren.</note>, &#x017F;o nach dem Kuchen gehen, durchboret<lb/>
werden; mir &#x017F;chien &#x017F;ie nur auf &#x017F;elbigen aufzuliegen, und<lb/>
ich glaube, daß ihre Scheiden <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">ROUHAULT ann. 1714.<lb/>
p. 144. f. 3. ann. 1715. p.</hi> 103.</note> von demjenigen Fa-<lb/>
dengewebe herkommen, welches zwi&#x017F;chen ihr und dem<lb/><hi rendition="#aq">chorion</hi> liegt.</p><lb/>
              <p>Man muß &#x017F;ich wegen der Aehnlichkeit des Namens<lb/>
in Acht nehmen, daß man &#x017F;ie nicht mit derjenigen<lb/>
Membran vermi&#x017F;cht, welche <hi rendition="#aq">allantois,</hi> Harnhaut hei&#x017F;t,<lb/>
das Beha&#x0364;ltniß des Urins i&#x017F;t, und vom Richard <hi rendition="#fr">Hale,</hi><lb/>
und wenigen andern, was den Men&#x017F;chen betrift, be&#x017F;chrie-<lb/>
ben wird.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 6.<lb/><hi rendition="#b">Die innere Fruchthaut</hi> (<hi rendition="#aq">amnios.</hi>)</head><lb/>
              <p>Es ha&#x0364;lt hier &#x017F;chwer, eine gute Ordnung zu beob-<lb/>
achten. Es i&#x017F;t mein Vor&#x017F;azz nicht, den Mutterkuchen<lb/>
vom <hi rendition="#aq">chorion</hi> abzu&#x017F;ondern, und dennoch kann man kaum<lb/>
in der Ge&#x017F;chichte weiter gehen, wenn ich nicht die Na-<lb/>
bel&#x017F;chnur vorher be&#x017F;chrieben; und &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et es &#x017F;ich von<lb/>
die&#x017F;er wenig reden, wenn ich nicht zugleich das <hi rendition="#aq">amnios</hi><lb/>
und die <hi rendition="#aq">allantois</hi> mit vortrage. Folglich muß ich<lb/>
mich &#x017F;chon zu der innern Fruchthaut (<hi rendition="#aq">amnios</hi>) hin-<lb/>
wenden.</p><lb/>
              <p>Das vom <hi rendition="#fr">Empedocles,</hi> benannte <hi rendition="#aq">amnios</hi> <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Apud POLLUCEM p. 260.<lb/>
RUFUM appell. p.</hi> 45. auch beim<lb/><hi rendition="#aq">GALENUS util. part. L. XV. c. 4.<lb/>
THEOPHILUS p.</hi> 896.</note> i&#x017F;t<lb/>
die na&#x0364;ch&#x017F;te Bekleidung, in welcher bei allen vierfu&#x0364;ßigen<lb/>
Thieren und Vo&#x0364;geln ein Saft enthalten i&#x017F;t, in welcher<lb/>
die Frucht &#x017F;chwimmt. Man trift &#x017F;ie bei den vierfu&#x0364;ßigen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thie-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0372] Die Frucht. XXIX. B. Noch Niemand hat an dieſer ſehr weiten Membran bisher Gefaͤſſe (d) noch Nerven geſehen. Sie ſoll von Gefaͤſſen (e), ſo nach dem Kuchen gehen, durchboret werden; mir ſchien ſie nur auf ſelbigen aufzuliegen, und ich glaube, daß ihre Scheiden (f) von demjenigen Fa- dengewebe herkommen, welches zwiſchen ihr und dem chorion liegt. Man muß ſich wegen der Aehnlichkeit des Namens in Acht nehmen, daß man ſie nicht mit derjenigen Membran vermiſcht, welche allantois, Harnhaut heiſt, das Behaͤltniß des Urins iſt, und vom Richard Hale, und wenigen andern, was den Menſchen betrift, beſchrie- ben wird. §. 6. Die innere Fruchthaut (amnios.) Es haͤlt hier ſchwer, eine gute Ordnung zu beob- achten. Es iſt mein Vorſazz nicht, den Mutterkuchen vom chorion abzuſondern, und dennoch kann man kaum in der Geſchichte weiter gehen, wenn ich nicht die Na- belſchnur vorher beſchrieben; und ſo laͤſſet es ſich von dieſer wenig reden, wenn ich nicht zugleich das amnios und die allantois mit vortrage. Folglich muß ich mich ſchon zu der innern Fruchthaut (amnios) hin- wenden. Das vom Empedocles, benannte amnios (a) iſt die naͤchſte Bekleidung, in welcher bei allen vierfuͤßigen Thieren und Voͤgeln ein Saft enthalten iſt, in welcher die Frucht ſchwimmt. Man trift ſie bei den vierfuͤßigen Thie- (d) LITTRE. (e) ROUHAULT Mem. de 1715. HOBOKEN in allen Figuren. (f) ROUHAULT ann. 1714. p. 144. f. 3. ann. 1715. p. 103. (a) Apud POLLUCEM p. 260. RUFUM appell. p. 45. auch beim GALENUS util. part. L. XV. c. 4. THEOPHILUS p. 896.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/372
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/372>, abgerufen am 22.11.2024.