So wird das kleine Hühnchen im Ey, sowol vom Eyweisse durch den Schnabel, als durch den Dotter er- nährt, dem sein kleines Gedärme einsaugt (y), und die- ses geschieht zu einer Zeit, da es noch nicht im Stande ist, eine festere Speise zu bezwingen; ja es giebt es die Analogie zu vermuthen, daß in den ersten Zeiten die Nahrung mehr durch den Mund, in den lezzten Zeiten aber mehr durch den Nabel in die Frucht übergetragen werde (z).
Hiermit stimmet auch die Grösse des Kopfes über- ein, welcher schon zu der Zeit gros ist, wenn der Na- bel zu entstehen anfängt.
§. 36. Demohngeachtet gehet doch auch von der Mutter etwas Geblüte in den Kuchen herüber.
Ueberhaupt müssen wir die Gründe einiger berühm- ten Männer beantworten, welche sie wider den Zusam- menhang der Gebärmutter mit dem Kuchen auf die Bahn bringen.
Jch gebe es leichtlich zu, daß die Bewegung des Blutes durch die Gefässe des Nabels und des Kuchens vornehmlich von dem Herzen der Frucht abhängt, und nicht blos von der Kraft der Schlagadern der Gebär- mutter eine Folge ist (a): indessen scheinet man doch auch behaupten zu können, daß die Mutter zu dieser Kraft ebenfalls das Jhrige mit beitrage.
[Spaltenumbruch]
Erst-
p. 288. DENYS confer. 13. NEED- HAM c. 2. TAUVRY p. 143. FI- ZES gener. p. 187. KAAW l. c. n. 1049. CHESELDEN l. c. GIB- SON Edimb. Soc. Ess. t. 1. CRAS- SOUS l. c. SCHELHAMMER ex- erc. 12. S. POURFOUR. PETIT. in thesi ergo diversis a conceptu [Spaltenumbruch]
temporibus diversa nutritionis se- tus via.
(y)HARVEI p. 66. 117. 144. 197. 203. vom Eydotter ARISTO- TELES gener. anim. L. III. c. 2.
(z)HARVEI p. 66.
(a)GORTER Exerc. n. 27.
D d 2
III. Abſ. Die Nachgeburt.
So wird das kleine Huͤhnchen im Ey, ſowol vom Eyweiſſe durch den Schnabel, als durch den Dotter er- naͤhrt, dem ſein kleines Gedaͤrme einſaugt (y), und die- ſes geſchieht zu einer Zeit, da es noch nicht im Stande iſt, eine feſtere Speiſe zu bezwingen; ja es giebt es die Analogie zu vermuthen, daß in den erſten Zeiten die Nahrung mehr durch den Mund, in den lezzten Zeiten aber mehr durch den Nabel in die Frucht uͤbergetragen werde (z).
Hiermit ſtimmet auch die Groͤſſe des Kopfes uͤber- ein, welcher ſchon zu der Zeit gros iſt, wenn der Na- bel zu entſtehen anfaͤngt.
§. 36. Demohngeachtet gehet doch auch von der Mutter etwas Gebluͤte in den Kuchen heruͤber.
Ueberhaupt muͤſſen wir die Gruͤnde einiger beruͤhm- ten Maͤnner beantworten, welche ſie wider den Zuſam- menhang der Gebaͤrmutter mit dem Kuchen auf die Bahn bringen.
Jch gebe es leichtlich zu, daß die Bewegung des Blutes durch die Gefaͤſſe des Nabels und des Kuchens vornehmlich von dem Herzen der Frucht abhaͤngt, und nicht blos von der Kraft der Schlagadern der Gebaͤr- mutter eine Folge iſt (a): indeſſen ſcheinet man doch auch behaupten zu koͤnnen, daß die Mutter zu dieſer Kraft ebenfalls das Jhrige mit beitrage.
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Erſt-
p. 288. DENYS confer. 13. NEED- HAM c. 2. TAUVRY p. 143. FI- ZES gener. p. 187. KAAW l. c. n. 1049. CHESELDEN l. c. GIB- SON Edimb. Soc. Eſſ. t. 1. CRAS- SOUS l. c. SCHELHAMMER ex- erc. 12. S. POURFOUR. PETIT. in theſi ergo diverſis a conceptu [Spaltenumbruch]
temporibus diverſa nutritionis ſe- tus via.
(y)HARVEI p. 66. 117. 144. 197. 203. vom Eydotter ARISTO- TELES gener. anim. L. III. c. 2.
(z)HARVEI p. 66.
(a)GORTER Exerc. n. 27.
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III. Abſ. Die Nachgeburt.
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naͤhrt, dem ſein kleines Gedaͤrme einſaugt (y), und die-
ſes geſchieht zu einer Zeit, da es noch nicht im Stande
iſt, eine feſtere Speiſe zu bezwingen; ja es giebt es die
Analogie zu vermuthen, daß in den erſten Zeiten die
Nahrung mehr durch den Mund, in den lezzten Zeiten
aber mehr durch den Nabel in die Frucht uͤbergetragen
werde (z).
Hiermit ſtimmet auch die Groͤſſe des Kopfes uͤber-
ein, welcher ſchon zu der Zeit gros iſt, wenn der Na-
bel zu entſtehen anfaͤngt.
§. 36.
Demohngeachtet gehet doch auch von der Mutter
etwas Gebluͤte in den Kuchen heruͤber.
Ueberhaupt muͤſſen wir die Gruͤnde einiger beruͤhm-
ten Maͤnner beantworten, welche ſie wider den Zuſam-
menhang der Gebaͤrmutter mit dem Kuchen auf die
Bahn bringen.
Jch gebe es leichtlich zu, daß die Bewegung des
Blutes durch die Gefaͤſſe des Nabels und des Kuchens
vornehmlich von dem Herzen der Frucht abhaͤngt, und
nicht blos von der Kraft der Schlagadern der Gebaͤr-
mutter eine Folge iſt (a): indeſſen ſcheinet man doch auch
behaupten zu koͤnnen, daß die Mutter zu dieſer Kraft
ebenfalls das Jhrige mit beitrage.
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(y) HARVEI p. 66. 117. 144.
197. 203. vom Eydotter ARISTO-
TELES gener. anim. L. III. c. 2.
(z) HARVEI p. 66.
(a) GORTER Exerc. n. 27.
(x) p. 288. DENYS confer. 13. NEED-
HAM c. 2. TAUVRY p. 143. FI-
ZES gener. p. 187. KAAW l. c.
n. 1049. CHESELDEN l. c. GIB-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 417[419]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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