Doch ist es Jedermann mehr als zu wohl bekannt, daß aus der harten Gehirnhaut (p), wie auch aus an- dern Membranen, aus der weissen Hodenhaut, aus den Därmen (q), aus der Haut, rothe, runde Blutstropfen schwizzen, welche zu festen Körnerchen werden, und end- lich die harte Gehirnhaut (r), oder die Därme (s) und die Hode, mit neuem Fleische überkleiden (t).
Man siehet auf eben diese Weise aus einer zerschnit- tenen Sehne einen Saft hervor schwizzen, welcher sich allmählich in blaue Blätterchen (v), und endlich in ein hartes Fadengewebe (x), und auch in ein sehniges, oder knorpliges (y), und so gar knochiges (z) an dem Orte verwandelt, wo die Enden der Sehne (a) gleichsam durch einen kleinen aufschwellenden Knoten an einander gehängt sind. Um also die Wunden der Sehnen zu- zuheilen, so ist es hinlänglich, wenn man die Sehnen in einer Lage erhält, welche die Enden nicht auseinander weichen läßt (b), und es ist dabei nicht nöthig, eine Naht (a*) anzubringen.
Wenn nun in Krankheiten aus Säften ein Faden- gewebe wächst, so hindert nichts, daß nicht auch die Na- tur ohne eine Krankheit, eben diese Sorgfalt anwenden solte.
So siehet man an den jungen Stämmchen der Pflan- zen nichts als einen Saft, dessen Stelle in den erwach- senen Pflanzen entweder ein schwammiges Zellwesen, oder wenigstens doch die an den Wänden des Stengels gleich-
sam
(p)[Spaltenumbruch]Mem. de l'Acad. de Chi- rurg P. I. t. 2. p. 37. 38. BEH- RENS de vulnere p. 24. 25.
(q)POUPART ibid.
(r)Mem. de chir.
(s)POUPART.
(t)DOUGLAS hydrocele p. 193.
(v) Eine gummige Materie nen- net solches TOSETTI esper. 2. obs. 1. leimartig nennt es unser P. CA- STELLUS diss. inauger. n. 20.
(x)[Spaltenumbruch]
Dikk, bandartig La FOSSE obs.
(y)Ess. of a Societ. phys. and. Litter. I. p. 454.
(z) Am Pferde La FOSSE obs. p. 27.
(a)TOSSETTI wird bei Pfer- den zu Knochen.
(b)Mem. di Chirurg. T. III. p. 424. WAMMER case 36. 37. 38.
(a*)WARNER ib.
F f 2
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Doch iſt es Jedermann mehr als zu wohl bekannt, daß aus der harten Gehirnhaut (p), wie auch aus an- dern Membranen, aus der weiſſen Hodenhaut, aus den Daͤrmen (q), aus der Haut, rothe, runde Blutstropfen ſchwizzen, welche zu feſten Koͤrnerchen werden, und end- lich die harte Gehirnhaut (r), oder die Daͤrme (s) und die Hode, mit neuem Fleiſche uͤberkleiden (t).
Man ſiehet auf eben dieſe Weiſe aus einer zerſchnit- tenen Sehne einen Saft hervor ſchwizzen, welcher ſich allmaͤhlich in blaue Blaͤtterchen (v), und endlich in ein hartes Fadengewebe (x), und auch in ein ſehniges, oder knorpliges (y), und ſo gar knochiges (z) an dem Orte verwandelt, wo die Enden der Sehne (a) gleichſam durch einen kleinen aufſchwellenden Knoten an einander gehaͤngt ſind. Um alſo die Wunden der Sehnen zu- zuheilen, ſo iſt es hinlaͤnglich, wenn man die Sehnen in einer Lage erhaͤlt, welche die Enden nicht auseinander weichen laͤßt (b), und es iſt dabei nicht noͤthig, eine Naht (a*) anzubringen.
Wenn nun in Krankheiten aus Saͤften ein Faden- gewebe waͤchſt, ſo hindert nichts, daß nicht auch die Na- tur ohne eine Krankheit, eben dieſe Sorgfalt anwenden ſolte.
So ſiehet man an den jungen Staͤmmchen der Pflan- zen nichts als einen Saft, deſſen Stelle in den erwach- ſenen Pflanzen entweder ein ſchwammiges Zellweſen, oder wenigſtens doch die an den Waͤnden des Stengels gleich-
ſam
(p)[Spaltenumbruch]Mem. de l’Acad. de Chi- rurg P. I. t. 2. p. 37. 38. BEH- RENS de vulnere p. 24. 25.
(q)POUPART ibid.
(r)Mem. de chir.
(s)POUPART.
(t)DOUGLAS hydrocele p. 193.
(v) Eine gummige Materie nen- net ſolches TOSETTI eſper. 2. obſ. 1. leimartig nennt es unſer P. CA- STELLUS diſſ. inauger. n. 20.
(x)[Spaltenumbruch]
Dikk, bandartig La FOSSE obſ.
(y)Eſſ. of a Societ. phyſ. and. Litter. I. p. 454.
(z) Am Pferde La FOSSE obſ. p. 27.
(a)TOSSETTI wird bei Pfer- den zu Knochen.
(b)Mem. di Chirurg. T. III. p. 424. WAMMER caſe 36. 37. 38.
(a*)WARNER ib.
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[449[451]/0503]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Doch iſt es Jedermann mehr als zu wohl bekannt,
daß aus der harten Gehirnhaut (p), wie auch aus an-
dern Membranen, aus der weiſſen Hodenhaut, aus den
Daͤrmen (q), aus der Haut, rothe, runde Blutstropfen
ſchwizzen, welche zu feſten Koͤrnerchen werden, und end-
lich die harte Gehirnhaut (r), oder die Daͤrme (s) und
die Hode, mit neuem Fleiſche uͤberkleiden (t).
Man ſiehet auf eben dieſe Weiſe aus einer zerſchnit-
tenen Sehne einen Saft hervor ſchwizzen, welcher ſich
allmaͤhlich in blaue Blaͤtterchen (v), und endlich in ein
hartes Fadengewebe (x), und auch in ein ſehniges, oder
knorpliges (y), und ſo gar knochiges (z) an dem Orte
verwandelt, wo die Enden der Sehne (a) gleichſam
durch einen kleinen aufſchwellenden Knoten an einander
gehaͤngt ſind. Um alſo die Wunden der Sehnen zu-
zuheilen, ſo iſt es hinlaͤnglich, wenn man die Sehnen
in einer Lage erhaͤlt, welche die Enden nicht auseinander
weichen laͤßt (b), und es iſt dabei nicht noͤthig, eine Naht
(a*) anzubringen.
Wenn nun in Krankheiten aus Saͤften ein Faden-
gewebe waͤchſt, ſo hindert nichts, daß nicht auch die Na-
tur ohne eine Krankheit, eben dieſe Sorgfalt anwenden
ſolte.
So ſiehet man an den jungen Staͤmmchen der Pflan-
zen nichts als einen Saft, deſſen Stelle in den erwach-
ſenen Pflanzen entweder ein ſchwammiges Zellweſen, oder
wenigſtens doch die an den Waͤnden des Stengels gleich-
ſam
(p)
Mem. de l’Acad. de Chi-
rurg P. I. t. 2. p. 37. 38. BEH-
RENS de vulnere p. 24. 25.
(q) POUPART ibid.
(r) Mem. de chir.
(s) POUPART.
(t) DOUGLAS hydrocele p. 193.
(v) Eine gummige Materie nen-
net ſolches TOSETTI eſper. 2. obſ.
1. leimartig nennt es unſer P. CA-
STELLUS diſſ. inauger. n. 20.
(x)
Dikk, bandartig La FOSSE
obſ.
(y) Eſſ. of a Societ. phyſ. and.
Litter. I. p. 454.
(z) Am Pferde La FOSSE obſ.
p. 27.
(a) TOSSETTI wird bei Pfer-
den zu Knochen.
(b) Mem. di Chirurg. T. III.
p. 424. WAMMER caſe 36. 37. 38.
(a*) WARNER ib.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 449[451]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/503>, abgerufen am 22.11.2024.
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