Anfangs wie Punkte und Linien, nicht, weil die Blutkü- gelchen aufgelöst sind, und so umher irren; denn es beob- achten diese Punkte, und diese Linien genau die Richtung des Gefässes so noch nicht von allen Seiten her mit Blut angefüllt ist; es sind aber die mittlern Stükke der Ader zwischen den rothen Linien darum sichtbar, weil sie weniger Blut in sich fassen.
Eben dieses gilt auch von den Gefässen der Dotter- membran, und der Blutaderfigur: denn auch diese sind nach Punkten und Linien abgetheilt, und zwar überhaupt einerlei Ursache wegen.
Wenn man endlich betrachten wird, daß den Schlag- adern ihre Nebenblutadern in einem gewissen Verhält- nisse zugeordnet sind, so wird man sich nimmermehr über- reden lassen, als ob die Schlagadern von dem Blute auf eine mechanische Art gemacht worden wären. Es erschei- nen nemlich nicht nur die Blutadern zuerst, und ehe, sondern sie haben auch selbst an der Blutaderfigur grös- sere Stämme, und aus dieser Figur fliesset endlich die Nabelleberblutader zu einem Ganzen zusammen. Nun würden aber die Schlagadern, wenn man behaupten wolte, daß sie sich mechanisch zurükke biegen (z), und wie- der zum Herzen zurükke gelaufen wären, nie vorher in einem dergleichen Zirkel zusammengeflossen seyn. Sie hätten aber in der That aus den kleinen Aesten, nach Zurükktreibung des Blutes, die kleinen Blutadern aus- gemacht, welche von einer blinden Kraft geleitet, den Weg nicht mehr ins Herz, als in die übrige, und noch nicht deutlich durchäderte Membran des Dotters würden ge- funden haben.
Wenn aber die erste Blutadern, wie unser berühmter Schriftsteller zu verlangen scheint (a), ehe von dem aus dem Dotter herkommenden Safte gebauet sind, so ist kein
Grund
(z) Siehe, wie dieser berühmte Mann den Ursprung der Blutadern erkläret p. 85.
(a)p. 81.
Die Frucht. XXIX. B.
Anfangs wie Punkte und Linien, nicht, weil die Blutkuͤ- gelchen aufgeloͤſt ſind, und ſo umher irren; denn es beob- achten dieſe Punkte, und dieſe Linien genau die Richtung des Gefaͤſſes ſo noch nicht von allen Seiten her mit Blut angefuͤllt iſt; es ſind aber die mittlern Stuͤkke der Ader zwiſchen den rothen Linien darum ſichtbar, weil ſie weniger Blut in ſich faſſen.
Eben dieſes gilt auch von den Gefaͤſſen der Dotter- membran, und der Blutaderfigur: denn auch dieſe ſind nach Punkten und Linien abgetheilt, und zwar uͤberhaupt einerlei Urſache wegen.
Wenn man endlich betrachten wird, daß den Schlag- adern ihre Nebenblutadern in einem gewiſſen Verhaͤlt- niſſe zugeordnet ſind, ſo wird man ſich nimmermehr uͤber- reden laſſen, als ob die Schlagadern von dem Blute auf eine mechaniſche Art gemacht worden waͤren. Es erſchei- nen nemlich nicht nur die Blutadern zuerſt, und ehe, ſondern ſie haben auch ſelbſt an der Blutaderfigur groͤſ- ſere Staͤmme, und aus dieſer Figur flieſſet endlich die Nabelleberblutader zu einem Ganzen zuſammen. Nun wuͤrden aber die Schlagadern, wenn man behaupten wolte, daß ſie ſich mechaniſch zuruͤkke biegen (z), und wie- der zum Herzen zuruͤkke gelaufen waͤren, nie vorher in einem dergleichen Zirkel zuſammengefloſſen ſeyn. Sie haͤtten aber in der That aus den kleinen Aeſten, nach Zuruͤkktreibung des Blutes, die kleinen Blutadern aus- gemacht, welche von einer blinden Kraft geleitet, den Weg nicht mehr ins Herz, als in die uͤbrige, und noch nicht deutlich durchaͤderte Membran des Dotters wuͤrden ge- funden haben.
Wenn aber die erſte Blutadern, wie unſer beruͤhmter Schriftſteller zu verlangen ſcheint (a), ehe von dem aus dem Dotter herkommenden Safte gebauet ſind, ſo iſt kein
Grund
(z) Siehe, wie dieſer beruͤhmte Mann den Urſprung der Blutadern erklaͤret p. 85.
(a)p. 81.
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[458[460]/0512]
Die Frucht. XXIX. B.
Anfangs wie Punkte und Linien, nicht, weil die Blutkuͤ-
gelchen aufgeloͤſt ſind, und ſo umher irren; denn es beob-
achten dieſe Punkte, und dieſe Linien genau die Richtung
des Gefaͤſſes ſo noch nicht von allen Seiten her mit
Blut angefuͤllt iſt; es ſind aber die mittlern Stuͤkke der
Ader zwiſchen den rothen Linien darum ſichtbar, weil ſie
weniger Blut in ſich faſſen.
Eben dieſes gilt auch von den Gefaͤſſen der Dotter-
membran, und der Blutaderfigur: denn auch dieſe ſind
nach Punkten und Linien abgetheilt, und zwar uͤberhaupt
einerlei Urſache wegen.
Wenn man endlich betrachten wird, daß den Schlag-
adern ihre Nebenblutadern in einem gewiſſen Verhaͤlt-
niſſe zugeordnet ſind, ſo wird man ſich nimmermehr uͤber-
reden laſſen, als ob die Schlagadern von dem Blute auf
eine mechaniſche Art gemacht worden waͤren. Es erſchei-
nen nemlich nicht nur die Blutadern zuerſt, und ehe,
ſondern ſie haben auch ſelbſt an der Blutaderfigur groͤſ-
ſere Staͤmme, und aus dieſer Figur flieſſet endlich die
Nabelleberblutader zu einem Ganzen zuſammen. Nun
wuͤrden aber die Schlagadern, wenn man behaupten
wolte, daß ſie ſich mechaniſch zuruͤkke biegen (z), und wie-
der zum Herzen zuruͤkke gelaufen waͤren, nie vorher in
einem dergleichen Zirkel zuſammengefloſſen ſeyn. Sie
haͤtten aber in der That aus den kleinen Aeſten, nach
Zuruͤkktreibung des Blutes, die kleinen Blutadern aus-
gemacht, welche von einer blinden Kraft geleitet, den Weg
nicht mehr ins Herz, als in die uͤbrige, und noch nicht
deutlich durchaͤderte Membran des Dotters wuͤrden ge-
funden haben.
Wenn aber die erſte Blutadern, wie unſer beruͤhmter
Schriftſteller zu verlangen ſcheint (a), ehe von dem aus
dem Dotter herkommenden Safte gebauet ſind, ſo iſt kein
Grund
(z) Siehe, wie dieſer beruͤhmte Mann den Urſprung der Blutadern
erklaͤret p. 85.
(a) p. 81.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 458[460]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/512>, abgerufen am 22.11.2024.
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