Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Frucht. XXIX. B.

Es siehet Carl Bonnet die Fäser, in sofern selbige
zu der Ernährung mit gehöret, als ein Nezz an, so in
der zarten Frucht loser, und geschikkt ist, die nährende
Theile zwischen seine Maschen einzunehmen (q).

§. 11.
Ursachen von der Bewegung des Blutes in der
noch zarten Frucht.

Es scheinet insonderheit die Luft, die Bewegung des
Eyweisses und des Dotters (a) zu befördern, und selbige
Materien der Frucht zuzuführen: da das Ey von der
Mutter abgesondert ist. Jm Menschen hat das Herz
der Mutter diese Verrichtung auf sich, indem das Herz,
vermittelst der Schlagadern der Gebärmutter, die Ma-
terie der Nahrung dem Mutterkuchen übergiebt (b).

Die schwingende Kraft der Gefässe, welche Robert
Whytt (c) so sehr erhebt, vermag hier weniger, als bei
einem erwachsenen Menschen, da sich die Reizbarkeit von
der dieser berühmte Mann selbst diese Kraft herleitet,
noch zur Zeit nirgends, als an dem Herzen allein wahr-
nehmen läßt.

Es erhellet auch an einem erwachsenen Thiere (d)
mehr als zur Gnüge, wie wenig man von einer derglei-
chen Kraft zu erwarten habe, welche die Vergrösserungs-
gläser nicht einmal an der Rizze eines ganz kleinen zer-
schnittnen Gefässes zu entdekken im Stande sind (e).

Es könnte zwar das Exempel der vegetabilischen Er-
nährung die Muthmassung veranlassen, daß in der Aus-

deh-
(q) [Spaltenumbruch] Corps organises I. p. 7.
(a) MAITRE JEAN p. 243. der
die Luft zur Bewegung der Säfte
im Huhne zu sehr anwendet.
(b) p. 252. 253. 254.
(c) Auch in der neuen Ausgabe
seiner Versuche.
(d) [Spaltenumbruch] Vergleichet damit, was
über diese Kraft gesaget worden.
L. IV. p. 442. 443.
(e) Mouvement. du sang pag.
236. 263.
Die Frucht. XXIX. B.

Es ſiehet Carl Bonnet die Faͤſer, in ſofern ſelbige
zu der Ernaͤhrung mit gehoͤret, als ein Nezz an, ſo in
der zarten Frucht loſer, und geſchikkt iſt, die naͤhrende
Theile zwiſchen ſeine Maſchen einzunehmen (q).

§. 11.
Urſachen von der Bewegung des Blutes in der
noch zarten Frucht.

Es ſcheinet inſonderheit die Luft, die Bewegung des
Eyweiſſes und des Dotters (a) zu befoͤrdern, und ſelbige
Materien der Frucht zuzufuͤhren: da das Ey von der
Mutter abgeſondert iſt. Jm Menſchen hat das Herz
der Mutter dieſe Verrichtung auf ſich, indem das Herz,
vermittelſt der Schlagadern der Gebaͤrmutter, die Ma-
terie der Nahrung dem Mutterkuchen uͤbergiebt (b).

Die ſchwingende Kraft der Gefaͤſſe, welche Robert
Whytt (c) ſo ſehr erhebt, vermag hier weniger, als bei
einem erwachſenen Menſchen, da ſich die Reizbarkeit von
der dieſer beruͤhmte Mann ſelbſt dieſe Kraft herleitet,
noch zur Zeit nirgends, als an dem Herzen allein wahr-
nehmen laͤßt.

Es erhellet auch an einem erwachſenen Thiere (d)
mehr als zur Gnuͤge, wie wenig man von einer derglei-
chen Kraft zu erwarten habe, welche die Vergroͤſſerungs-
glaͤſer nicht einmal an der Rizze eines ganz kleinen zer-
ſchnittnen Gefaͤſſes zu entdekken im Stande ſind (e).

Es koͤnnte zwar das Exempel der vegetabiliſchen Er-
naͤhrung die Muthmaſſung veranlaſſen, daß in der Aus-

deh-
(q) [Spaltenumbruch] Corps organiſes I. p. 7.
(a) MAITRE JEAN p. 243. der
die Luft zur Bewegung der Saͤfte
im Huhne zu ſehr anwendet.
(b) p. 252. 253. 254.
(c) Auch in der neuen Ausgabe
ſeiner Verſuche.
(d) [Spaltenumbruch] Vergleichet damit, was
uͤber dieſe Kraft geſaget worden.
L. IV. p. 442. 443.
(e) Mouvement. du ſang pag.
236. 263.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0520" n="466[468]"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi> </fw><lb/>
              <p>Es &#x017F;iehet Carl <hi rendition="#fr">Bonnet</hi> die Fa&#x0364;&#x017F;er, in &#x017F;ofern &#x017F;elbige<lb/>
zu der Erna&#x0364;hrung mit geho&#x0364;ret, als ein Nezz an, &#x017F;o in<lb/>
der zarten Frucht lo&#x017F;er, und ge&#x017F;chikkt i&#x017F;t, die na&#x0364;hrende<lb/>
Theile zwi&#x017F;chen &#x017F;eine Ma&#x017F;chen einzunehmen <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">Corps organi&#x017F;es I. p.</hi> 7.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 11.<lb/><hi rendition="#b">Ur&#x017F;achen von der Bewegung des Blutes in der<lb/>
noch zarten Frucht.</hi></head><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheinet in&#x017F;onderheit die Luft, die Bewegung des<lb/>
Eywei&#x017F;&#x017F;es und des Dotters <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">MAITRE JEAN p.</hi> 243. der<lb/>
die Luft zur Bewegung der Sa&#x0364;fte<lb/>
im Huhne zu &#x017F;ehr anwendet.</note> zu befo&#x0364;rdern, und &#x017F;elbige<lb/>
Materien der Frucht zuzufu&#x0364;hren: da das Ey von der<lb/>
Mutter abge&#x017F;ondert i&#x017F;t. Jm Men&#x017F;chen hat das Herz<lb/>
der Mutter die&#x017F;e Verrichtung auf &#x017F;ich, indem das Herz,<lb/>
vermittel&#x017F;t der Schlagadern der Geba&#x0364;rmutter, die Ma-<lb/>
terie der Nahrung dem Mutterkuchen u&#x0364;bergiebt <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 252. 253. 254.</note>.</p><lb/>
              <p>Die &#x017F;chwingende Kraft der Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche Robert<lb/><hi rendition="#fr">Whytt</hi> <note place="foot" n="(c)">Auch in der neuen Ausgabe<lb/>
&#x017F;einer Ver&#x017F;uche.</note> &#x017F;o &#x017F;ehr erhebt, vermag hier weniger, als bei<lb/>
einem erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen, da &#x017F;ich die Reizbarkeit von<lb/>
der die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e Kraft herleitet,<lb/>
noch zur Zeit nirgends, als an dem Herzen allein wahr-<lb/>
nehmen la&#x0364;ßt.</p><lb/>
              <p>Es erhellet auch an einem erwach&#x017F;enen Thiere <note place="foot" n="(d)"><cb/>
Vergleichet damit, was<lb/>
u&#x0364;ber die&#x017F;e Kraft ge&#x017F;aget worden.<lb/><hi rendition="#aq">L. IV. p.</hi> 442. 443.</note><lb/>
mehr als zur Gnu&#x0364;ge, wie wenig man von einer derglei-<lb/>
chen Kraft zu erwarten habe, welche die Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;er nicht einmal an der Rizze eines ganz kleinen zer-<lb/>
&#x017F;chnittnen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;es zu entdekken im Stande &#x017F;ind <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Mouvement. du &#x017F;ang pag.</hi><lb/>
236. 263.</note>.</p><lb/>
              <p>Es ko&#x0364;nnte zwar das Exempel der vegetabili&#x017F;chen Er-<lb/>
na&#x0364;hrung die Muthma&#x017F;&#x017F;ung veranla&#x017F;&#x017F;en, daß in der Aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deh-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466[468]/0520] Die Frucht. XXIX. B. Es ſiehet Carl Bonnet die Faͤſer, in ſofern ſelbige zu der Ernaͤhrung mit gehoͤret, als ein Nezz an, ſo in der zarten Frucht loſer, und geſchikkt iſt, die naͤhrende Theile zwiſchen ſeine Maſchen einzunehmen (q). §. 11. Urſachen von der Bewegung des Blutes in der noch zarten Frucht. Es ſcheinet inſonderheit die Luft, die Bewegung des Eyweiſſes und des Dotters (a) zu befoͤrdern, und ſelbige Materien der Frucht zuzufuͤhren: da das Ey von der Mutter abgeſondert iſt. Jm Menſchen hat das Herz der Mutter dieſe Verrichtung auf ſich, indem das Herz, vermittelſt der Schlagadern der Gebaͤrmutter, die Ma- terie der Nahrung dem Mutterkuchen uͤbergiebt (b). Die ſchwingende Kraft der Gefaͤſſe, welche Robert Whytt (c) ſo ſehr erhebt, vermag hier weniger, als bei einem erwachſenen Menſchen, da ſich die Reizbarkeit von der dieſer beruͤhmte Mann ſelbſt dieſe Kraft herleitet, noch zur Zeit nirgends, als an dem Herzen allein wahr- nehmen laͤßt. Es erhellet auch an einem erwachſenen Thiere (d) mehr als zur Gnuͤge, wie wenig man von einer derglei- chen Kraft zu erwarten habe, welche die Vergroͤſſerungs- glaͤſer nicht einmal an der Rizze eines ganz kleinen zer- ſchnittnen Gefaͤſſes zu entdekken im Stande ſind (e). Es koͤnnte zwar das Exempel der vegetabiliſchen Er- naͤhrung die Muthmaſſung veranlaſſen, daß in der Aus- deh- (q) Corps organiſes I. p. 7. (a) MAITRE JEAN p. 243. der die Luft zur Bewegung der Saͤfte im Huhne zu ſehr anwendet. (b) p. 252. 253. 254. (c) Auch in der neuen Ausgabe ſeiner Verſuche. (d) Vergleichet damit, was uͤber dieſe Kraft geſaget worden. L. IV. p. 442. 443. (e) Mouvement. du ſang pag. 236. 263.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/520
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 466[468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/520>, abgerufen am 25.11.2024.