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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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IV. Abs. Das Leben der Frucht.
verlezzt worden, in Blättern ab (i), und sie werden
nicht, wie die Knochen in Krankheiten (k) durch Aus-
artungen weich; sie lösen sich ferner leichtlich und voll-
ständig in heissem Wasser auf (l); sie sind biegsam und
elastisch, sie lassen sich vom Messer zerschneiden; sie fär-
ben sich nicht von der Färberröthe (m), und sie ergänzen
sich, wenn sie sich verzehren, nicht wieder (n).

So wie sich Knochen auf eine fehlerhafte Weise er-
zeugen, so entstehen auch Knorpel. Sehnen, welche
ein grosses Reiben auszustehen haben, z. E. der lange
Schienröhrenmuskel verwandelt sich leichtlich an demje-
nigen Orte, wo derselbe längst dem würfelförmigen Kno-
chen der Fuswurzel läuft, und mehrentheils bei erwach-
senen Menschen in einen ovalen zusammengedrükkten
Knorpel. So werden auch die Gallenhäute (o), die
Häute am Eyerstokke, die an der Schilddrüse, an der
Milz, und an andern Orten, so wie die Häute der
Aorte (p) öfters in Knorpel; endlich thun dieses auch
die Muskeln und Nerven bei einer Art von Beinfrasse (q).

Die meisten Knorpel des menschlichen Körpers sind
Anfänge der Knochen selbst; und es bleibt von ihnen
bei einem erwachsenen Menschen, weiter nichts als eine
dünne Rinde übrig (r), welche den Knochen endigt.

Einige derselben können zu Knochen werden, sie wer-
den es dennoch nur selten, z. E. die Knorpel der Ribben
(s), des Luftröhrenkopfes (t), und der Wirbelbeine, wel-
che mehr mit den Bändern verwant sind (v).

Wenn
(i) [Spaltenumbruch] HUNTER ibid.
(k) GOOCH cases. den ich nicht
bei der Hand habe.
(l) Auch durch Maceriren, und
denn durch Kochen. PAPIN. di-
gest. p. 52. CLERC.
(m) p. 328.
(n) HUNTER ibid.
(o) DUVERNEY I. p. 329. 330.
(p) [Spaltenumbruch] ROLFINK p. 11. 25.
(q) RAUSCHERT de carie
ossium.
(r) p. 313.
(s) L. VIII. p. 6.
(t) L. IX. p. 369.
(v) Häufig im Jochviehe MON-
RO p.
32. und V.
M m 4

IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
verlezzt worden, in Blaͤttern ab (i), und ſie werden
nicht, wie die Knochen in Krankheiten (k) durch Aus-
artungen weich; ſie loͤſen ſich ferner leichtlich und voll-
ſtaͤndig in heiſſem Waſſer auf (l); ſie ſind biegſam und
elaſtiſch, ſie laſſen ſich vom Meſſer zerſchneiden; ſie faͤr-
ben ſich nicht von der Faͤrberroͤthe (m), und ſie ergaͤnzen
ſich, wenn ſie ſich verzehren, nicht wieder (n).

So wie ſich Knochen auf eine fehlerhafte Weiſe er-
zeugen, ſo entſtehen auch Knorpel. Sehnen, welche
ein groſſes Reiben auszuſtehen haben, z. E. der lange
Schienroͤhrenmuskel verwandelt ſich leichtlich an demje-
nigen Orte, wo derſelbe laͤngſt dem wuͤrfelfoͤrmigen Kno-
chen der Fuswurzel laͤuft, und mehrentheils bei erwach-
ſenen Menſchen in einen ovalen zuſammengedruͤkkten
Knorpel. So werden auch die Gallenhaͤute (o), die
Haͤute am Eyerſtokke, die an der Schilddruͤſe, an der
Milz, und an andern Orten, ſo wie die Haͤute der
Aorte (p) oͤfters in Knorpel; endlich thun dieſes auch
die Muskeln und Nerven bei einer Art von Beinfraſſe (q).

Die meiſten Knorpel des menſchlichen Koͤrpers ſind
Anfaͤnge der Knochen ſelbſt; und es bleibt von ihnen
bei einem erwachſenen Menſchen, weiter nichts als eine
duͤnne Rinde uͤbrig (r), welche den Knochen endigt.

Einige derſelben koͤnnen zu Knochen werden, ſie wer-
den es dennoch nur ſelten, z. E. die Knorpel der Ribben
(s), des Luftroͤhrenkopfes (t), und der Wirbelbeine, wel-
che mehr mit den Baͤndern verwant ſind (v).

Wenn
(i) [Spaltenumbruch] HUNTER ibid.
(k) GOOCH caſes. den ich nicht
bei der Hand habe.
(l) Auch durch Maceriren, und
denn durch Kochen. PAPIN. di-
geſt. p. 52. CLERC.
(m) p. 328.
(n) HUNTER ibid.
(o) DUVERNEY I. p. 329. 330.
(p) [Spaltenumbruch] ROLFINK p. 11. 25.
(q) RAUSCHERT de carie
oſſium.
(r) p. 313.
(s) L. VIII. p. 6.
(t) L. IX. p. 369.
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RO p.
32. und V.
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[549[551]/0603] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. verlezzt worden, in Blaͤttern ab (i), und ſie werden nicht, wie die Knochen in Krankheiten (k) durch Aus- artungen weich; ſie loͤſen ſich ferner leichtlich und voll- ſtaͤndig in heiſſem Waſſer auf (l); ſie ſind biegſam und elaſtiſch, ſie laſſen ſich vom Meſſer zerſchneiden; ſie faͤr- ben ſich nicht von der Faͤrberroͤthe (m), und ſie ergaͤnzen ſich, wenn ſie ſich verzehren, nicht wieder (n). So wie ſich Knochen auf eine fehlerhafte Weiſe er- zeugen, ſo entſtehen auch Knorpel. Sehnen, welche ein groſſes Reiben auszuſtehen haben, z. E. der lange Schienroͤhrenmuskel verwandelt ſich leichtlich an demje- nigen Orte, wo derſelbe laͤngſt dem wuͤrfelfoͤrmigen Kno- chen der Fuswurzel laͤuft, und mehrentheils bei erwach- ſenen Menſchen in einen ovalen zuſammengedruͤkkten Knorpel. So werden auch die Gallenhaͤute (o), die Haͤute am Eyerſtokke, die an der Schilddruͤſe, an der Milz, und an andern Orten, ſo wie die Haͤute der Aorte (p) oͤfters in Knorpel; endlich thun dieſes auch die Muskeln und Nerven bei einer Art von Beinfraſſe (q). Die meiſten Knorpel des menſchlichen Koͤrpers ſind Anfaͤnge der Knochen ſelbſt; und es bleibt von ihnen bei einem erwachſenen Menſchen, weiter nichts als eine duͤnne Rinde uͤbrig (r), welche den Knochen endigt. Einige derſelben koͤnnen zu Knochen werden, ſie wer- den es dennoch nur ſelten, z. E. die Knorpel der Ribben (s), des Luftroͤhrenkopfes (t), und der Wirbelbeine, wel- che mehr mit den Baͤndern verwant ſind (v). Wenn (i) HUNTER ibid. (k) GOOCH caſes. den ich nicht bei der Hand habe. (l) Auch durch Maceriren, und denn durch Kochen. PAPIN. di- geſt. p. 52. CLERC. (m) p. 328. (n) HUNTER ibid. (o) DUVERNEY I. p. 329. 330. (p) ROLFINK p. 11. 25. (q) RAUSCHERT de carie oſſium. (r) p. 313. (s) L. VIII. p. 6. (t) L. IX. p. 369. (v) Haͤufig im Jochviehe MON- RO p. 32. und V. M m 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 549[551]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/603>, abgerufen am 22.11.2024.