adergang mit der Aorte macht, von solcher Beschaffen- heit, daß nothwendig das Blut nach einer rükkgängigen Richtung aus der Aorte des Unterleibes, zurükkströmen müste, um in die Lungenschlagader kommen zu können; dieses betrift insonderheit die Vögel; und so ist auch der Schlagadergang am Herzen breiter, hingegen bei der Aorte enger, so daß also daraus ein Kegel entstehen mü- ste, welcher in seinem Fortgange breiter werden würde, wofern der Gedanke der berühmten Männer seine Rich tigkeit hätte. Jch habe bei dem Herzen für ihn drei und vierzig, bei der Aorte sechs und dreißig Hunderttheile Zoll gefunden, nämlich für seinen Durchmesser. Doch es läufet auch der Eigenschaft der Schlagadern zuwider, daß das Blut durch sie wieder in das Herz zurükke lau- fen sollte; und endlich enthält doch die Aorte des Unter- leibes, ob sie gleich unterhalb dem Beitritte des Schlag- aderganges einen grössern Durchmesser bekömmt (c), nicht so viel Blut, als theils zur Ausfüllung des Schlagader- ganges, theils zur Ausdehnung der Aorte, oberhalb der Jnserirung dieses Ganges, hinlänglich wäre.
Es hat nämlich schon der blosse Schlagadergang zum Durchmesser drei und vierzig Hunderttheile, die Aorte enthält am Herzen vierzig Theile, die Aorte aber des Unterleibes, unterhalb dem Schlagadergange, sieben und dreißig Theile. Folglich würde der Stamm, nach der Hypothese der Gegenmeinung, sieben und dreißig seyn, und der eine Ast desselben würde vierzig, der andere drei und vierzig ausmachen.
Aus diesem Grunde beruhet die gesammte Nach- welt bei der Erklärung des Harveys, und dieses thut so gar der Stifter der Gegenhypothese Johann Mery(d).
Es
(c)[Spaltenumbruch]
Der Durchmesser ist nach den grossen Aesten 24. der Schlag- adergang in einerlei Körper 32. der Aorte am Bauche 35.
(d)[Spaltenumbruch]
Bei dem ber. du HAMEL hist. p. 353. Mem. de 1699. p. 26. HUBER n. 27. 28. 29. 30. &c. SENAC.
Die Frucht. XXIX. B.
adergang mit der Aorte macht, von ſolcher Beſchaffen- heit, daß nothwendig das Blut nach einer ruͤkkgaͤngigen Richtung aus der Aorte des Unterleibes, zuruͤkkſtroͤmen muͤſte, um in die Lungenſchlagader kommen zu koͤnnen; dieſes betrift inſonderheit die Voͤgel; und ſo iſt auch der Schlagadergang am Herzen breiter, hingegen bei der Aorte enger, ſo daß alſo daraus ein Kegel entſtehen muͤ- ſte, welcher in ſeinem Fortgange breiter werden wuͤrde, wofern der Gedanke der beruͤhmten Maͤnner ſeine Rich tigkeit haͤtte. Jch habe bei dem Herzen fuͤr ihn drei und vierzig, bei der Aorte ſechs und dreißig Hunderttheile Zoll gefunden, naͤmlich fuͤr ſeinen Durchmeſſer. Doch es laͤufet auch der Eigenſchaft der Schlagadern zuwider, daß das Blut durch ſie wieder in das Herz zuruͤkke lau- fen ſollte; und endlich enthaͤlt doch die Aorte des Unter- leibes, ob ſie gleich unterhalb dem Beitritte des Schlag- aderganges einen groͤſſern Durchmeſſer bekoͤmmt (c), nicht ſo viel Blut, als theils zur Ausfuͤllung des Schlagader- ganges, theils zur Ausdehnung der Aorte, oberhalb der Jnſerirung dieſes Ganges, hinlaͤnglich waͤre.
Es hat naͤmlich ſchon der bloſſe Schlagadergang zum Durchmeſſer drei und vierzig Hunderttheile, die Aorte enthaͤlt am Herzen vierzig Theile, die Aorte aber des Unterleibes, unterhalb dem Schlagadergange, ſieben und dreißig Theile. Folglich wuͤrde der Stamm, nach der Hypotheſe der Gegenmeinung, ſieben und dreißig ſeyn, und der eine Aſt deſſelben wuͤrde vierzig, der andere drei und vierzig ausmachen.
Aus dieſem Grunde beruhet die geſammte Nach- welt bei der Erklaͤrung des Harveys, und dieſes thut ſo gar der Stifter der Gegenhypotheſe Johann Mery(d).
Es
(c)[Spaltenumbruch]
Der Durchmeſſer iſt nach den groſſen Aeſten 24. der Schlag- adergang in einerlei Koͤrper 32. der Aorte am Bauche 35.
(d)[Spaltenumbruch]
Bei dem ber. du HAMEL hiſt. p. 353. Mem. de 1699. p. 26. HUBER n. 27. 28. 29. 30. &c. SENAC.
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[638[640]/0692]
Die Frucht. XXIX. B.
adergang mit der Aorte macht, von ſolcher Beſchaffen-
heit, daß nothwendig das Blut nach einer ruͤkkgaͤngigen
Richtung aus der Aorte des Unterleibes, zuruͤkkſtroͤmen
muͤſte, um in die Lungenſchlagader kommen zu koͤnnen;
dieſes betrift inſonderheit die Voͤgel; und ſo iſt auch der
Schlagadergang am Herzen breiter, hingegen bei der
Aorte enger, ſo daß alſo daraus ein Kegel entſtehen muͤ-
ſte, welcher in ſeinem Fortgange breiter werden wuͤrde,
wofern der Gedanke der beruͤhmten Maͤnner ſeine Rich
tigkeit haͤtte. Jch habe bei dem Herzen fuͤr ihn drei und
vierzig, bei der Aorte ſechs und dreißig Hunderttheile
Zoll gefunden, naͤmlich fuͤr ſeinen Durchmeſſer. Doch
es laͤufet auch der Eigenſchaft der Schlagadern zuwider,
daß das Blut durch ſie wieder in das Herz zuruͤkke lau-
fen ſollte; und endlich enthaͤlt doch die Aorte des Unter-
leibes, ob ſie gleich unterhalb dem Beitritte des Schlag-
aderganges einen groͤſſern Durchmeſſer bekoͤmmt (c), nicht
ſo viel Blut, als theils zur Ausfuͤllung des Schlagader-
ganges, theils zur Ausdehnung der Aorte, oberhalb der
Jnſerirung dieſes Ganges, hinlaͤnglich waͤre.
Es hat naͤmlich ſchon der bloſſe Schlagadergang zum
Durchmeſſer drei und vierzig Hunderttheile, die Aorte
enthaͤlt am Herzen vierzig Theile, die Aorte aber des
Unterleibes, unterhalb dem Schlagadergange, ſieben
und dreißig Theile. Folglich wuͤrde der Stamm, nach
der Hypotheſe der Gegenmeinung, ſieben und dreißig
ſeyn, und der eine Aſt deſſelben wuͤrde vierzig, der andere
drei und vierzig ausmachen.
Aus dieſem Grunde beruhet die geſammte Nach-
welt bei der Erklaͤrung des Harveys, und dieſes thut
ſo gar der Stifter der Gegenhypotheſe Johann Mery (d).
Es
(c)
Der Durchmeſſer iſt nach
den groſſen Aeſten 24. der Schlag-
adergang in einerlei Koͤrper 32. der
Aorte am Bauche 35.
(d)
Bei dem ber. du HAMEL
hiſt. p. 353. Mem. de 1699. p. 26.
HUBER n. 27. 28. 29. 30. &c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 638[640]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/692>, abgerufen am 22.11.2024.
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