linken vergleicht, und endlich auch die Lungenblutadern zusammen genommen, und die Oeffnungen hinzu, welche kleiner, als die zusammen genommene Oefnungen der Holadern sind (f). Er zeiget hingegen, daß bei einem erwachsenen Menschen die Herzkammern und Herzohren (g) gleich gros, und die Lungenschlagader etwas kleiner, als vormals ist (h).
Aus diesen Gründen schloß nun dieser berühmte Mann, daß Galen oder Harvey, der Natur zuwider, das Blut aus dem rechten Sinus, in den linken, durch das eirunde Loch geleitet habe.
Wäre dieses richtig, so müste die rechte Kammer mehr Blut, als bei einem erwachsenen Menschen, ein- nehmen, folglich würde selbige grösser werden, es müste auch die Aorte, welche von dem Blute ausgedehnt wor- den (i), so durch das eirunde Loch geflossen, an sich grös- ser werden, als die Lungenschlagader, der dieser Vorrath von Blut entgienge. Doch es zeige sich nunmehr davon das Gegentheil.
Und folglich beobachte das Blut einen umgekehrten Weg durch das eirunde Loch (k). Es komme alles Blut in die rechte Herzkammer, und diese sei, um dieser Ur- sache wegen, um so viel grösser, als die linke. Es kom- me alles Blut in die Lungenschlagader, welche ebenfalls, und aus eben diesem Grunde, die Aorte an Weite über- treffe.
Die Natur habe in der Frucht den Umlauf des Blu- tes abzukürzen gewust. Sie habe einen Theil desselben von dem Stamme der Lungenschlagader vermittelst des Schlagaderganges: und einen andern Theil, welcher
folg-
(f)[Spaltenumbruch]MERY de la circulation p. 167.
(g)MERY de la Circ. p. 10. Memoir. de 1703. p. 421. 414. So die Herzohren bei Erwachsenen p. 414.
(h)[Spaltenumbruch]RIDLEY p. 194. &c.
(i)Mem. de l'Acad. 1699. p. 26. u. s. w. de la Circulation p. 49. &c.
(k)Mem. avant. ann. 1699. T. X. p. 65. u. s. w.
S s 2
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
linken vergleicht, und endlich auch die Lungenblutadern zuſammen genommen, und die Oeffnungen hinzu, welche kleiner, als die zuſammen genommene Oefnungen der Holadern ſind (f). Er zeiget hingegen, daß bei einem erwachſenen Menſchen die Herzkammern und Herzohren (g) gleich gros, und die Lungenſchlagader etwas kleiner, als vormals iſt (h).
Aus dieſen Gruͤnden ſchloß nun dieſer beruͤhmte Mann, daß Galen oder Harvey, der Natur zuwider, das Blut aus dem rechten Sinus, in den linken, durch das eirunde Loch geleitet habe.
Waͤre dieſes richtig, ſo muͤſte die rechte Kammer mehr Blut, als bei einem erwachſenen Menſchen, ein- nehmen, folglich wuͤrde ſelbige groͤſſer werden, es muͤſte auch die Aorte, welche von dem Blute ausgedehnt wor- den (i), ſo durch das eirunde Loch gefloſſen, an ſich groͤſ- ſer werden, als die Lungenſchlagader, der dieſer Vorrath von Blut entgienge. Doch es zeige ſich nunmehr davon das Gegentheil.
Und folglich beobachte das Blut einen umgekehrten Weg durch das eirunde Loch (k). Es komme alles Blut in die rechte Herzkammer, und dieſe ſei, um dieſer Ur- ſache wegen, um ſo viel groͤſſer, als die linke. Es kom- me alles Blut in die Lungenſchlagader, welche ebenfalls, und aus eben dieſem Grunde, die Aorte an Weite uͤber- treffe.
Die Natur habe in der Frucht den Umlauf des Blu- tes abzukuͤrzen gewuſt. Sie habe einen Theil deſſelben von dem Stamme der Lungenſchlagader vermittelſt des Schlagaderganges: und einen andern Theil, welcher
folg-
(f)[Spaltenumbruch]MERY de la circulation p. 167.
(g)MERY de la Circ. p. 10. Memoir. de 1703. p. 421. 414. So die Herzohren bei Erwachſenen p. 414.
(h)[Spaltenumbruch]RIDLEY p. 194. &c.
(i)Mem. de l’Acad. 1699. p. 26. u. ſ. w. de la Circulation p. 49. &c.
(k)Mem. avant. ann. 1699. T. X. p. 65. u. ſ. w.
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[641[643]/0695]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
linken vergleicht, und endlich auch die Lungenblutadern
zuſammen genommen, und die Oeffnungen hinzu, welche
kleiner, als die zuſammen genommene Oefnungen der
Holadern ſind (f). Er zeiget hingegen, daß bei einem
erwachſenen Menſchen die Herzkammern und Herzohren
(g) gleich gros, und die Lungenſchlagader etwas kleiner,
als vormals iſt (h).
Aus dieſen Gruͤnden ſchloß nun dieſer beruͤhmte
Mann, daß Galen oder Harvey, der Natur zuwider,
das Blut aus dem rechten Sinus, in den linken, durch
das eirunde Loch geleitet habe.
Waͤre dieſes richtig, ſo muͤſte die rechte Kammer
mehr Blut, als bei einem erwachſenen Menſchen, ein-
nehmen, folglich wuͤrde ſelbige groͤſſer werden, es muͤſte
auch die Aorte, welche von dem Blute ausgedehnt wor-
den (i), ſo durch das eirunde Loch gefloſſen, an ſich groͤſ-
ſer werden, als die Lungenſchlagader, der dieſer Vorrath
von Blut entgienge. Doch es zeige ſich nunmehr davon
das Gegentheil.
Und folglich beobachte das Blut einen umgekehrten
Weg durch das eirunde Loch (k). Es komme alles Blut
in die rechte Herzkammer, und dieſe ſei, um dieſer Ur-
ſache wegen, um ſo viel groͤſſer, als die linke. Es kom-
me alles Blut in die Lungenſchlagader, welche ebenfalls,
und aus eben dieſem Grunde, die Aorte an Weite uͤber-
treffe.
Die Natur habe in der Frucht den Umlauf des Blu-
tes abzukuͤrzen gewuſt. Sie habe einen Theil deſſelben
von dem Stamme der Lungenſchlagader vermittelſt des
Schlagaderganges: und einen andern Theil, welcher
folg-
(f)
MERY de la circulation
p. 167.
(g) MERY de la Circ. p. 10.
Memoir. de 1703. p. 421. 414. So
die Herzohren bei Erwachſenen p.
414.
(h)
RIDLEY p. 194. &c.
(i) Mem. de l’Acad. 1699. p.
26. u. ſ. w. de la Circulation p.
49. &c.
(k) Mem. avant. ann. 1699. T.
X. p. 65. u. ſ. w.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 641[643]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/695>, abgerufen am 22.11.2024.
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