die Schärfe der Fruchtwasser (p), oder die unleidliche Lage (q) als eine Ursache herbei.
Sie führen hiernächst Exempel von lebendigen Früch- ten an, welche nach dem Tode ihrer Mütter, von selbst an das Tageslicht gekommen.
Nachdem ich aber die Sache etwas genauer überlegt und beobachtet habe, daß in den meisten Geburten, auch in denen, so gut von statten gegangen, die Frucht ohne alle Bewegung, mit dem Kopfe in das Bekken einge- drungen, bisweilen lange Zeit stekkt (r), und daß eine todte Frucht (s) fast eben so leichtlich geboren wird, als eine lebendige; wenn ich endlich meine Absicht auf den ganzen Drukk richte, welcher übermäßig gros ist, und den die Mutter theils mit ihrer Gebärmutter, sonderlich aber mit ihrem langwierigen Einathmen, so heftig ist, verrichtet; so bescheide ich mich endlich dahin, daß ich mit den mehresten Schriftstellern über die Hebammen- kunst, die Ursache zur Geburt der Mutter zuschreibe; jedoch vergesse ich die Beschwerlichkeit nicht, welche die grösser gewachsene, härtere, und bisweilen auch unruhige Frucht ihrer Mutter verursacht.
Jn der That machen diejenigen Geburten, welche eine, der Sache ganz unkundige (t), alberne oder eingeschla- fene (v), unbeweglich gewordene (x), vom Schlage ge-
rühr-
(p)[Spaltenumbruch]DENYS p. 315.
(q)FANTON p. 251.
(r) Den siebenten und achten Tag. SCHULTZE physiol. p. 122. DENYS p. 314. add. SMELLIE p. 120. PASQUOI de sing. et partu mortui.
(s)HORN praelect. p. 83. SMELLIE ibid. cases p. 54. PAS- QUOI ibid.
(t)[Spaltenumbruch]BONNEKEN hig. cas. ma- niac. STORCH von Schwangern p, 235. 243. TULP. L. I. obs. SMELLIE III. p. 184.
(v)HEISTER de partu mira- bili insomno matris. dabei war ei- ne Lähmung, Epilepsie und Schlaf. Jn einem wirklichen Schlafe La MOTTE de la generation.
(x)HARVEI p. 266. La MOT- TE obs. 215. mit einer Lähmung.
V. Abſ. Die Geburt.
die Schaͤrfe der Fruchtwaſſer (p), oder die unleidliche Lage (q) als eine Urſache herbei.
Sie fuͤhren hiernaͤchſt Exempel von lebendigen Fruͤch- ten an, welche nach dem Tode ihrer Muͤtter, von ſelbſt an das Tageslicht gekommen.
Nachdem ich aber die Sache etwas genauer uͤberlegt und beobachtet habe, daß in den meiſten Geburten, auch in denen, ſo gut von ſtatten gegangen, die Frucht ohne alle Bewegung, mit dem Kopfe in das Bekken einge- drungen, bisweilen lange Zeit ſtekkt (r), und daß eine todte Frucht (s) faſt eben ſo leichtlich geboren wird, als eine lebendige; wenn ich endlich meine Abſicht auf den ganzen Drukk richte, welcher uͤbermaͤßig gros iſt, und den die Mutter theils mit ihrer Gebaͤrmutter, ſonderlich aber mit ihrem langwierigen Einathmen, ſo heftig iſt, verrichtet; ſo beſcheide ich mich endlich dahin, daß ich mit den mehreſten Schriftſtellern uͤber die Hebammen- kunſt, die Urſache zur Geburt der Mutter zuſchreibe; jedoch vergeſſe ich die Beſchwerlichkeit nicht, welche die groͤſſer gewachſene, haͤrtere, und bisweilen auch unruhige Frucht ihrer Mutter verurſacht.
Jn der That machen diejenigen Geburten, welche eine, der Sache ganz unkundige (t), alberne oder eingeſchla- fene (v), unbeweglich gewordene (x), vom Schlage ge-
ruͤhr-
(p)[Spaltenumbruch]DENYS p. 315.
(q)FANTON p. 251.
(r) Den ſiebenten und achten Tag. SCHULTZE phyſiol. p. 122. DENYS p. 314. add. SMELLIE p. 120. PASQUOI de ſing. et partu mortui.
(s)HORN prælect. p. 83. SMELLIE ibid. caſes p. 54. PAS- QUOI ibid.
(t)[Spaltenumbruch]BONNEKEN hig. caſ. ma- niac. STORCH von Schwangern p, 235. 243. TULP. L. I. obſ. SMELLIE III. p. 184.
(v)HEISTER de partu mira- bili inſomno matris. dabei war ei- ne Laͤhmung, Epilepſie und Schlaf. Jn einem wirklichen Schlafe La MOTTE de la generation.
(x)HARVEI p. 266. La MOT- TE obſ. 215. mit einer Laͤhmung.
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[697[699]/0751]
V. Abſ. Die Geburt.
die Schaͤrfe der Fruchtwaſſer (p), oder die unleidliche
Lage (q) als eine Urſache herbei.
Sie fuͤhren hiernaͤchſt Exempel von lebendigen Fruͤch-
ten an, welche nach dem Tode ihrer Muͤtter, von ſelbſt
an das Tageslicht gekommen.
Nachdem ich aber die Sache etwas genauer uͤberlegt
und beobachtet habe, daß in den meiſten Geburten, auch
in denen, ſo gut von ſtatten gegangen, die Frucht ohne
alle Bewegung, mit dem Kopfe in das Bekken einge-
drungen, bisweilen lange Zeit ſtekkt (r), und daß eine
todte Frucht (s) faſt eben ſo leichtlich geboren wird, als
eine lebendige; wenn ich endlich meine Abſicht auf den
ganzen Drukk richte, welcher uͤbermaͤßig gros iſt, und
den die Mutter theils mit ihrer Gebaͤrmutter, ſonderlich
aber mit ihrem langwierigen Einathmen, ſo heftig iſt,
verrichtet; ſo beſcheide ich mich endlich dahin, daß ich
mit den mehreſten Schriftſtellern uͤber die Hebammen-
kunſt, die Urſache zur Geburt der Mutter zuſchreibe;
jedoch vergeſſe ich die Beſchwerlichkeit nicht, welche die
groͤſſer gewachſene, haͤrtere, und bisweilen auch unruhige
Frucht ihrer Mutter verurſacht.
Jn der That machen diejenigen Geburten, welche eine,
der Sache ganz unkundige (t), alberne oder eingeſchla-
fene (v), unbeweglich gewordene (x), vom Schlage ge-
ruͤhr-
(p)
DENYS p. 315.
(q) FANTON p. 251.
(r) Den ſiebenten und achten
Tag. SCHULTZE phyſiol. p. 122.
DENYS p. 314. add. SMELLIE p.
120. PASQUOI de ſing. et partu
mortui.
(s) HORN prælect. p. 83.
SMELLIE ibid. caſes p. 54. PAS-
QUOI ibid.
(t)
BONNEKEN hig. caſ. ma-
niac. STORCH von Schwangern
p, 235. 243. TULP. L. I. obſ.
SMELLIE III. p. 184.
(v) HEISTER de partu mira-
bili inſomno matris. dabei war ei-
ne Laͤhmung, Epilepſie und Schlaf.
Jn einem wirklichen Schlafe La
MOTTE de la generation.
(x) HARVEI p. 266. La MOT-
TE obſ. 215. mit einer Laͤhmung.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 697[699]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/751>, abgerufen am 22.11.2024.
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