§. 18. Warum man dennoch eine Ueberfruchtung zu- geben könne.
Schon mehr Stärke haben diejenige Fälle, da zwo Früchte, die beide gesund und am Leben sind, einerley Mutter erst in einer langen Zwischenzeit hinter einander verlassen.
Nicht allezeit pflegen uns Schriftsteller in allen den- jenigen Punkten zu unterrichten, welche uns in den Stand setzen, ein reiferes Urtheil davon zu fällen.
Wir finden indessen doch, daß eine lebendige und gesunde Frucht (a) den zwanzigsten Tag nach der andern, oder einige Wochen darauf (b), an die Welt gekommen.
Es ist der Grund, den diese angeben, etwas schwä- cher, als derjenige, welchen diejenigen darbieten, welche wir nunmehro anhören wollen.
Jch lese von Früchten, welche um einen Monat von einander waren (c).
Jch finde Entbindungen, welche den dreizehnten Ju- nius, den vier und zwanzigsten Junius und den zehnten Julius (d) auf einander gefolgt sind; es verflossen zwi- schen verschiedenen Geburten vierzig Tage (e); und es kam die eine Frucht hinter der andern, so gar erst den funfzigsten Tag (f) auf die Welt.
Das eine Kind wurde im siebenten, die Nebenfrucht im neunten Monate gebohren (g).
Ein
(a)[Spaltenumbruch]ROUSSET Sect. VI.
(b)SALMUTH Cent. III. obs. 33.
(c)FRANCUS p. 227. ZAC- CHIAS L X. c. 66. in diesem Falle war die erste Frucht von acht Mo- naten und schwächer. SOLINGEN embryulc. p. 312. diese war bei- nahe vollkommen. MARCHETT Phil. trans. n. 307.
(d)[Spaltenumbruch]VALISNER generaz. P. III. c. 17. n. 14.
(e)C. BAUHIN append. ad ROUSSET p. 222. TITSING dian. p. 435.
(f)Fraenk. Anmerk. I. p. 464. die eine war zärter.
(g)ARISTOTELES hist. anim. L. VII. c. 4.
Die Frucht. XXIX. B.
§. 18. Warum man dennoch eine Ueberfruchtung zu- geben koͤnne.
Schon mehr Staͤrke haben diejenige Faͤlle, da zwo Fruͤchte, die beide geſund und am Leben ſind, einerley Mutter erſt in einer langen Zwiſchenzeit hinter einander verlaſſen.
Nicht allezeit pflegen uns Schriftſteller in allen den- jenigen Punkten zu unterrichten, welche uns in den Stand ſetzen, ein reiferes Urtheil davon zu faͤllen.
Wir finden indeſſen doch, daß eine lebendige und geſunde Frucht (a) den zwanzigſten Tag nach der andern, oder einige Wochen darauf (b), an die Welt gekommen.
Es iſt der Grund, den dieſe angeben, etwas ſchwaͤ- cher, als derjenige, welchen diejenigen darbieten, welche wir nunmehro anhoͤren wollen.
Jch leſe von Fruͤchten, welche um einen Monat von einander waren (c).
Jch finde Entbindungen, welche den dreizehnten Ju- nius, den vier und zwanzigſten Junius und den zehnten Julius (d) auf einander gefolgt ſind; es verfloſſen zwi- ſchen verſchiedenen Geburten vierzig Tage (e); und es kam die eine Frucht hinter der andern, ſo gar erſt den funfzigſten Tag (f) auf die Welt.
Das eine Kind wurde im ſiebenten, die Nebenfrucht im neunten Monate gebohren (g).
Ein
(a)[Spaltenumbruch]ROUSSET Sect. VI.
(b)SALMUTH Cent. III. obſ. 33.
(c)FRANCUS p. 227. ZAC- CHIAS L X. c. 66. in dieſem Falle war die erſte Frucht von acht Mo- naten und ſchwaͤcher. SOLINGEN embryulc. p. 312. dieſe war bei- nahe vollkommen. MARCHETT Phil. tranſ. n. 307.
(d)[Spaltenumbruch]VALISNER generaz. P. III. c. 17. n. 14.
(e)C. BAUHIN append. ad ROUSSET p. 222. TITSING dian. p. 435.
(f)Frænk. Anmerk. I. p. 464. die eine war zaͤrter.
(g)ARISTOTELES hiſt. anim. L. VII. c. 4.
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[772[774]/0826]
Die Frucht. XXIX. B.
§. 18.
Warum man dennoch eine Ueberfruchtung zu-
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Schon mehr Staͤrke haben diejenige Faͤlle, da zwo
Fruͤchte, die beide geſund und am Leben ſind, einerley
Mutter erſt in einer langen Zwiſchenzeit hinter einander
verlaſſen.
Nicht allezeit pflegen uns Schriftſteller in allen den-
jenigen Punkten zu unterrichten, welche uns in den Stand
ſetzen, ein reiferes Urtheil davon zu faͤllen.
Wir finden indeſſen doch, daß eine lebendige und
geſunde Frucht (a) den zwanzigſten Tag nach der andern,
oder einige Wochen darauf (b), an die Welt gekommen.
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wir nunmehro anhoͤren wollen.
Jch leſe von Fruͤchten, welche um einen Monat von
einander waren (c).
Jch finde Entbindungen, welche den dreizehnten Ju-
nius, den vier und zwanzigſten Junius und den zehnten
Julius (d) auf einander gefolgt ſind; es verfloſſen zwi-
ſchen verſchiedenen Geburten vierzig Tage (e); und es
kam die eine Frucht hinter der andern, ſo gar erſt den
funfzigſten Tag (f) auf die Welt.
Das eine Kind wurde im ſiebenten, die Nebenfrucht
im neunten Monate gebohren (g).
Ein
(a)
ROUSSET Sect. VI.
(b) SALMUTH Cent. III.
obſ. 33.
(c) FRANCUS p. 227. ZAC-
CHIAS L X. c. 66. in dieſem Falle
war die erſte Frucht von acht Mo-
naten und ſchwaͤcher. SOLINGEN
embryulc. p. 312. dieſe war bei-
nahe vollkommen. MARCHETT
Phil. tranſ. n. 307.
(d)
VALISNER generaz. P. III.
c. 17. n. 14.
(e) C. BAUHIN append. ad
ROUSSET p. 222. TITSING dian.
p. 435.
(f) Frænk. Anmerk. I. p. 464.
die eine war zaͤrter.
(g) ARISTOTELES hiſt. anim.
L. VII. c. 4.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 772[774]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/826>, abgerufen am 22.11.2024.
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