es dringt viel leichter als vordem, in die Aeste der Lun- genschlagader hinein.
Nun ist noch übrig, daß die Lungenäste grösser wer- den, und von ihrem Stamme, welchen sie mit dem Schlagadergange gemein haben, mehr Blut bekommen; und zugleich, daß der Schlagadergang immer weniger und weniger Blut zugeführt bekommen möge (g).
Nunmehr ist alles dieses unter sich dergestalt verbun- den, daß es sich nicht wieder von einander trennen läßt.
Durch das Athemholen kömmt mehr Blut in die Lungenschlagadern, und mehr Blut läuft durch die Blut- adern wieder ab; ja es muß noch geschwinder wieder ab- laufen; denn es beschleuniget die Jnspiration die Ankunft des Blutes in die Lunge (h); das Ausathmen beschleunigt dagegen die Rükkehr des Blutes zum Herzen vermit- telst der Blutadern (i).
Dieses ist auch die Ursache, warum die, einer Frucht eigene Gefässe, eine so schnelle Veränderung leiden. Da sich nemlich an der untern Aorte nichts verändert, so wird der Schlagadergang, wie vorher, sein Blut von der Kraft des rechten Herzens hernehmen, welche durch nichts verstärket worden, dagegen durch den grösten Widerstand der untern Aorte vermindert worden (a).
Es finden aber die Lungenäste, welche sich in einer Stunde funfzehnmal aus einander dehnen und zusammen drükken lassen, eine neue Maschine vor sich, durch wel- che das Blut bei einem inspirirendem Kinde leichter in die Lunge eintritt, und bei dem exspirirenden Kinde (b) schneller zum linken Herzen gelangt, und es werden also diese Lungenäste auch aus diesem Grunde dem linken Her- zen mehr Blut zuführen, weil sie eine zweite Gewalt er- halten haben, das Blut aus der rechten Herzkammer in die linke zu bringen. Man kann diese Beschleunigung
des
(g)[Spaltenumbruch]
Nach den Derivationsge- sezzen. Oper. min. I. p. 218.
(h)p. 245.
(i)[Spaltenumbruch]p. 283.
(a)p.
(b)Not. (i).
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
es dringt viel leichter als vordem, in die Aeſte der Lun- genſchlagader hinein.
Nun iſt noch uͤbrig, daß die Lungenaͤſte groͤſſer wer- den, und von ihrem Stamme, welchen ſie mit dem Schlagadergange gemein haben, mehr Blut bekommen; und zugleich, daß der Schlagadergang immer weniger und weniger Blut zugefuͤhrt bekommen moͤge (g).
Nunmehr iſt alles dieſes unter ſich dergeſtalt verbun- den, daß es ſich nicht wieder von einander trennen laͤßt.
Durch das Athemholen koͤmmt mehr Blut in die Lungenſchlagadern, und mehr Blut laͤuft durch die Blut- adern wieder ab; ja es muß noch geſchwinder wieder ab- laufen; denn es beſchleuniget die Jnſpiration die Ankunft des Blutes in die Lunge (h); das Ausathmen beſchleunigt dagegen die Ruͤkkehr des Blutes zum Herzen vermit- telſt der Blutadern (i).
Dieſes iſt auch die Urſache, warum die, einer Frucht eigene Gefaͤſſe, eine ſo ſchnelle Veraͤnderung leiden. Da ſich nemlich an der untern Aorte nichts veraͤndert, ſo wird der Schlagadergang, wie vorher, ſein Blut von der Kraft des rechten Herzens hernehmen, welche durch nichts verſtaͤrket worden, dagegen durch den groͤſten Widerſtand der untern Aorte vermindert worden (a).
Es finden aber die Lungenaͤſte, welche ſich in einer Stunde funfzehnmal aus einander dehnen und zuſammen druͤkken laſſen, eine neue Maſchine vor ſich, durch wel- che das Blut bei einem inſpirirendem Kinde leichter in die Lunge eintritt, und bei dem exſpirirenden Kinde (b) ſchneller zum linken Herzen gelangt, und es werden alſo dieſe Lungenaͤſte auch aus dieſem Grunde dem linken Her- zen mehr Blut zufuͤhren, weil ſie eine zweite Gewalt er- halten haben, das Blut aus der rechten Herzkammer in die linke zu bringen. Man kann dieſe Beſchleunigung
des
(g)[Spaltenumbruch]
Nach den Derivationsge- ſezzen. Oper. min. I. p. 218.
(h)p. 245.
(i)[Spaltenumbruch]p. 283.
(a)p.
(b)Not. (i).
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[781[783]/0835]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
es dringt viel leichter als vordem, in die Aeſte der Lun-
genſchlagader hinein.
Nun iſt noch uͤbrig, daß die Lungenaͤſte groͤſſer wer-
den, und von ihrem Stamme, welchen ſie mit dem
Schlagadergange gemein haben, mehr Blut bekommen;
und zugleich, daß der Schlagadergang immer weniger
und weniger Blut zugefuͤhrt bekommen moͤge (g).
Nunmehr iſt alles dieſes unter ſich dergeſtalt verbun-
den, daß es ſich nicht wieder von einander trennen laͤßt.
Durch das Athemholen koͤmmt mehr Blut in die
Lungenſchlagadern, und mehr Blut laͤuft durch die Blut-
adern wieder ab; ja es muß noch geſchwinder wieder ab-
laufen; denn es beſchleuniget die Jnſpiration die Ankunft
des Blutes in die Lunge (h); das Ausathmen beſchleunigt
dagegen die Ruͤkkehr des Blutes zum Herzen vermit-
telſt der Blutadern (i).
Dieſes iſt auch die Urſache, warum die, einer Frucht
eigene Gefaͤſſe, eine ſo ſchnelle Veraͤnderung leiden. Da
ſich nemlich an der untern Aorte nichts veraͤndert, ſo
wird der Schlagadergang, wie vorher, ſein Blut von
der Kraft des rechten Herzens hernehmen, welche durch
nichts verſtaͤrket worden, dagegen durch den groͤſten
Widerſtand der untern Aorte vermindert worden (a).
Es finden aber die Lungenaͤſte, welche ſich in einer
Stunde funfzehnmal aus einander dehnen und zuſammen
druͤkken laſſen, eine neue Maſchine vor ſich, durch wel-
che das Blut bei einem inſpirirendem Kinde leichter in
die Lunge eintritt, und bei dem exſpirirenden Kinde (b)
ſchneller zum linken Herzen gelangt, und es werden alſo
dieſe Lungenaͤſte auch aus dieſem Grunde dem linken Her-
zen mehr Blut zufuͤhren, weil ſie eine zweite Gewalt er-
halten haben, das Blut aus der rechten Herzkammer
in die linke zu bringen. Man kann dieſe Beſchleunigung
des
(g)
Nach den Derivationsge-
ſezzen. Oper. min. I. p. 218.
(h) p. 245.
(i)
p. 283.
(a) p.
(b) Not. (i).
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 781[783]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/835>, abgerufen am 22.11.2024.
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