Etwas langsamer gehet es mit der Verstopfung des eirunden Loches her. Es ist nemlich zwischen der Klappe, und zwischen der hintern Fläche des Jsthmus, der Weg frey (d), wo das Blut nicht stehen bleiben kann.
Man könnte sich zwar vorstellen, daß die kleinen Hörner die Klappe in so fern steif halten (e), und daß dieselbe von dem Blute unterhalb dem holen Bogen des eirunden Ringes schwerlich niedergedrükkt werden könne. Man siehet indessen nicht das mindeste muskelhafte an ihnen, welches die Klappe in die Höhe heben könnte (f).
Es können zwar die Muskelfasern, welche wir an einem andern Ort erwähnet haben (g), zu der Zeit, wenn das Herzohr ausgedehnt wird, einen Widerstand thun, und die hinaufgezogene Klappe tragen helfen: allein wirk- lich können sie selbige nicht in die Höhe heben. Sie wir- ken blos alsdenn, wenn sich der Sinus verengert, und folglich die eirunde Klappe wieder herunterfällt.
Jch sehe also keine einzige Ursache vor mir, welche einem, der die Wahrheit sucht, ein Genüge thäte, aus- ser einer Art von Entzündung, welche bei geriebenen Stellen am menschlichen Körper nicht selten vorkömmt. Jn der That sind sowohl die kleinen Hörner, als die Klappe selbst, so wie die kleinen Muskelstreifen an der untersten Stelle des eirunden Grabens, so ein Theil des rechten Sinus (h) ist, und an der obern Gegend ober- halb dem eirunden Loche, die dem linken Herzsinus zu- gehört (i), ich sage, es sind alle diese Theile dikk (k), und verwandeln sich in einer Art von Fleisch. Selten findet man nur eine leichte Spur davon übrig (l).
Es
(d)[Spaltenumbruch]L. XXIX.
(e)HUBER n. 17.
(f) Vergleich. SENAC. du cocur. p. 406. 407.
(g)L. XXIX.
(h)Oper. min. T. I. f. 9. 10.
(i)[Spaltenumbruch]Oper. min. T. I. f. 6. & p. 46. ferner CARCANUS. der berühmte NICOLAUS. le CAT. nennt es la pate d'oye f. 4. 6.
(k)p. 45. auch der CARCA- NUS.
(l)VIEUSSENS du coeur. t. 2. f. 2. t. 10. f. 2. t. 3.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Etwas langſamer gehet es mit der Verſtopfung des eirunden Loches her. Es iſt nemlich zwiſchen der Klappe, und zwiſchen der hintern Flaͤche des Jſthmus, der Weg frey (d), wo das Blut nicht ſtehen bleiben kann.
Man koͤnnte ſich zwar vorſtellen, daß die kleinen Hoͤrner die Klappe in ſo fern ſteif halten (e), und daß dieſelbe von dem Blute unterhalb dem holen Bogen des eirunden Ringes ſchwerlich niedergedruͤkkt werden koͤnne. Man ſiehet indeſſen nicht das mindeſte muskelhafte an ihnen, welches die Klappe in die Hoͤhe heben koͤnnte (f).
Es koͤnnen zwar die Muskelfaſern, welche wir an einem andern Ort erwaͤhnet haben (g), zu der Zeit, wenn das Herzohr ausgedehnt wird, einen Widerſtand thun, und die hinaufgezogene Klappe tragen helfen: allein wirk- lich koͤnnen ſie ſelbige nicht in die Hoͤhe heben. Sie wir- ken blos alsdenn, wenn ſich der Sinus verengert, und folglich die eirunde Klappe wieder herunterfaͤllt.
Jch ſehe alſo keine einzige Urſache vor mir, welche einem, der die Wahrheit ſucht, ein Genuͤge thaͤte, auſ- ſer einer Art von Entzuͤndung, welche bei geriebenen Stellen am menſchlichen Koͤrper nicht ſelten vorkoͤmmt. Jn der That ſind ſowohl die kleinen Hoͤrner, als die Klappe ſelbſt, ſo wie die kleinen Muskelſtreifen an der unterſten Stelle des eirunden Grabens, ſo ein Theil des rechten Sinus (h) iſt, und an der obern Gegend ober- halb dem eirunden Loche, die dem linken Herzſinus zu- gehoͤrt (i), ich ſage, es ſind alle dieſe Theile dikk (k), und verwandeln ſich in einer Art von Fleiſch. Selten findet man nur eine leichte Spur davon uͤbrig (l).
Es
(d)[Spaltenumbruch]L. XXIX.
(e)HUBER n. 17.
(f) Vergleich. SENAC. du cocur. p. 406. 407.
(g)L. XXIX.
(h)Oper. min. T. I. f. 9. 10.
(i)[Spaltenumbruch]Oper. min. T. I. f. 6. & p. 46. ferner CARCANUS. der beruͤhmte NICOLAUS. le CAT. nennt es la pate d’oye f. 4. 6.
(k)p. 45. auch der CARCA- NUS.
(l)VIEUSSENS du coeur. t. 2. f. 2. t. 10. f. 2. t. 3.
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[788[790]/0842]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
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eirunden Loches her. Es iſt nemlich zwiſchen der Klappe,
und zwiſchen der hintern Flaͤche des Jſthmus, der Weg
frey (d), wo das Blut nicht ſtehen bleiben kann.
Man koͤnnte ſich zwar vorſtellen, daß die kleinen
Hoͤrner die Klappe in ſo fern ſteif halten (e), und daß
dieſelbe von dem Blute unterhalb dem holen Bogen des
eirunden Ringes ſchwerlich niedergedruͤkkt werden koͤnne.
Man ſiehet indeſſen nicht das mindeſte muskelhafte an
ihnen, welches die Klappe in die Hoͤhe heben koͤnnte (f).
Es koͤnnen zwar die Muskelfaſern, welche wir an
einem andern Ort erwaͤhnet haben (g), zu der Zeit, wenn
das Herzohr ausgedehnt wird, einen Widerſtand thun,
und die hinaufgezogene Klappe tragen helfen: allein wirk-
lich koͤnnen ſie ſelbige nicht in die Hoͤhe heben. Sie wir-
ken blos alsdenn, wenn ſich der Sinus verengert, und
folglich die eirunde Klappe wieder herunterfaͤllt.
Jch ſehe alſo keine einzige Urſache vor mir, welche
einem, der die Wahrheit ſucht, ein Genuͤge thaͤte, auſ-
ſer einer Art von Entzuͤndung, welche bei geriebenen
Stellen am menſchlichen Koͤrper nicht ſelten vorkoͤmmt.
Jn der That ſind ſowohl die kleinen Hoͤrner, als die
Klappe ſelbſt, ſo wie die kleinen Muskelſtreifen an der
unterſten Stelle des eirunden Grabens, ſo ein Theil des
rechten Sinus (h) iſt, und an der obern Gegend ober-
halb dem eirunden Loche, die dem linken Herzſinus zu-
gehoͤrt (i), ich ſage, es ſind alle dieſe Theile dikk (k), und
verwandeln ſich in einer Art von Fleiſch. Selten findet
man nur eine leichte Spur davon uͤbrig (l).
Es
(d)
L. XXIX.
(e) HUBER n. 17.
(f) Vergleich. SENAC. du cocur.
p. 406. 407.
(g) L. XXIX.
(h) Oper. min. T. I. f. 9. 10.
(i)
Oper. min. T. I. f. 6. &
p. 46. ferner CARCANUS. der
beruͤhmte NICOLAUS. le CAT.
nennt es la pate d’oye f. 4. 6.
(k) p. 45. auch der CARCA-
NUS.
(l) VIEUSSENS du coeur. t. 2.
f. 2. t. 10. f. 2. t. 3.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 788[790]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/842>, abgerufen am 22.11.2024.
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