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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u Tod der Menschen. XXX. B.
bern sehr angenehm schmekken, werden von jungen Rin-
dern wegen des ranzigen Geschmakks nicht gegessen: und
der Koth wird zugleich dikker, und er nimmt nunmehr
seinen besondern Gestank an. Man schreibe dieses nicht
blos auf die Rechnung der Speisen, und der Lebensar-
ten, indem der Koth auch bei erwachsenen Leuten, wenn
sie von Milchspeisen leben, einen übeln Geruch hat.

Man muß es in der That gestehen, daß die Säfte
beim Menschen, vermittelst der vielen Bewegungen, alka-
lisch gemacht werden: wider diese Ausartung setzte sich
zwar die Beschaffenheit der vegetabilischen Nahrung:
da aber nunmehr zu dem geschwindern Herzschlagen noch
das Reiben der Säfte kömmt, welche sich durch die här-
ter gewordene Gefässe hindurch bewegen, so dringt auch
das Verderben, so wie in dem männlichen Alter geschieht,
bis zu den Säften durch: ob dieses Verderben gleich
nicht so groß ist, indem es beständig mit den Jahren
wächst, und bey einem alten, ob schon gesunden Greise,
der Schweiß, und sogar der Athem einen übelen Ge-
ruch hat.

§. 11.
Abnahme des Wachsthums.

Das Kind wächst nunmehr, ohngeachtet die Na-
tur mit jedem Jahre immer weniger seiner Leibeslänge
zusetzt, je weiter dasselbe von dem ersten Ursprunge des
Lebens entfernet ist. So verhält sich die Sache bei den
Thieren, und eben so verhält sie sich auch bei den Men-
schen. Jch habe an einem Hühnchen gezeigt, welches
sich noch im Ei befindet, daß sein Wachsthum den er-
sten Tag so groß gewesen, daß das Hühnchen nach Ab-
lauf dieses Tages um neunzigmal schwerer gewogen (a),
als es bey dem Anfang dieses Tages gewesen war: daß

als
(a) [Spaltenumbruch] Form. du poulet. pag. 62.
alles dieses wird etwas genauer
vorkommen in dem Tom. III. Oper.
[Spaltenumbruch] minor.
welchen ich für die Presse
verfertigt habe.

Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
bern ſehr angenehm ſchmekken, werden von jungen Rin-
dern wegen des ranzigen Geſchmakks nicht gegeſſen: und
der Koth wird zugleich dikker, und er nimmt nunmehr
ſeinen beſondern Geſtank an. Man ſchreibe dieſes nicht
blos auf die Rechnung der Speiſen, und der Lebensar-
ten, indem der Koth auch bei erwachſenen Leuten, wenn
ſie von Milchſpeiſen leben, einen uͤbeln Geruch hat.

Man muß es in der That geſtehen, daß die Saͤfte
beim Menſchen, vermittelſt der vielen Bewegungen, alka-
liſch gemacht werden: wider dieſe Ausartung ſetzte ſich
zwar die Beſchaffenheit der vegetabiliſchen Nahrung:
da aber nunmehr zu dem geſchwindern Herzſchlagen noch
das Reiben der Saͤfte koͤmmt, welche ſich durch die haͤr-
ter gewordene Gefaͤſſe hindurch bewegen, ſo dringt auch
das Verderben, ſo wie in dem maͤnnlichen Alter geſchieht,
bis zu den Saͤften durch: ob dieſes Verderben gleich
nicht ſo groß iſt, indem es beſtaͤndig mit den Jahren
waͤchſt, und bey einem alten, ob ſchon geſunden Greiſe,
der Schweiß, und ſogar der Athem einen uͤbelen Ge-
ruch hat.

§. 11.
Abnahme des Wachsthums.

Das Kind waͤchſt nunmehr, ohngeachtet die Na-
tur mit jedem Jahre immer weniger ſeiner Leibeslaͤnge
zuſetzt, je weiter daſſelbe von dem erſten Urſprunge des
Lebens entfernet iſt. So verhaͤlt ſich die Sache bei den
Thieren, und eben ſo verhaͤlt ſie ſich auch bei den Men-
ſchen. Jch habe an einem Huͤhnchen gezeigt, welches
ſich noch im Ei befindet, daß ſein Wachsthum den er-
ſten Tag ſo groß geweſen, daß das Huͤhnchen nach Ab-
lauf dieſes Tages um neunzigmal ſchwerer gewogen (a),
als es bey dem Anfang dieſes Tages geweſen war: daß

als
(a) [Spaltenumbruch] Form. du poulet. pag. 62.
alles dieſes wird etwas genauer
vorkommen in dem Tom. III. Oper.
[Spaltenumbruch] minor.
welchen ich fuͤr die Preſſe
verfertigt habe.
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[816[818]/0870] Leben u Tod der Menſchen. XXX. B. bern ſehr angenehm ſchmekken, werden von jungen Rin- dern wegen des ranzigen Geſchmakks nicht gegeſſen: und der Koth wird zugleich dikker, und er nimmt nunmehr ſeinen beſondern Geſtank an. Man ſchreibe dieſes nicht blos auf die Rechnung der Speiſen, und der Lebensar- ten, indem der Koth auch bei erwachſenen Leuten, wenn ſie von Milchſpeiſen leben, einen uͤbeln Geruch hat. Man muß es in der That geſtehen, daß die Saͤfte beim Menſchen, vermittelſt der vielen Bewegungen, alka- liſch gemacht werden: wider dieſe Ausartung ſetzte ſich zwar die Beſchaffenheit der vegetabiliſchen Nahrung: da aber nunmehr zu dem geſchwindern Herzſchlagen noch das Reiben der Saͤfte koͤmmt, welche ſich durch die haͤr- ter gewordene Gefaͤſſe hindurch bewegen, ſo dringt auch das Verderben, ſo wie in dem maͤnnlichen Alter geſchieht, bis zu den Saͤften durch: ob dieſes Verderben gleich nicht ſo groß iſt, indem es beſtaͤndig mit den Jahren waͤchſt, und bey einem alten, ob ſchon geſunden Greiſe, der Schweiß, und ſogar der Athem einen uͤbelen Ge- ruch hat. §. 11. Abnahme des Wachsthums. Das Kind waͤchſt nunmehr, ohngeachtet die Na- tur mit jedem Jahre immer weniger ſeiner Leibeslaͤnge zuſetzt, je weiter daſſelbe von dem erſten Urſprunge des Lebens entfernet iſt. So verhaͤlt ſich die Sache bei den Thieren, und eben ſo verhaͤlt ſie ſich auch bei den Men- ſchen. Jch habe an einem Huͤhnchen gezeigt, welches ſich noch im Ei befindet, daß ſein Wachsthum den er- ſten Tag ſo groß geweſen, daß das Huͤhnchen nach Ab- lauf dieſes Tages um neunzigmal ſchwerer gewogen (a), als es bey dem Anfang dieſes Tages geweſen war: daß als (a) Form. du poulet. pag. 62. alles dieſes wird etwas genauer vorkommen in dem Tom. III. Oper. minor. welchen ich fuͤr die Preſſe verfertigt habe.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 816[818]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/870>, abgerufen am 22.11.2024.