Billig wächset also das ganze Kind, welches nach Proportion seiner Masse ungemein leicht war, nach und nach innerlich am Gewichte (m). Man kann überhaupt von allen festen Theilen den Ausspruch thun, daß sie fe- ster werden, und daß sie mehr feste Theile enthalten (n): noch könnte man sagen, daß die menschliche Faser, wel- che lange Zeit und sehr gedehnt war, nunmehr von eben diesen Ursachen weniger gedehnt wird, indem auch bei Saiten und von gleich grossen Gewichten anfangs starke Ausspannungen hervorgebracht werden, welche hierauf allmählich immer kleiner und kleiner werden (o).
Da also den Augenblikk der Widerstand grösser wird, und die Portion der flüßigen Theile am Körper kleiner, so wie der festen grösser wird, da ausserdem alle diese feste Theile beständig dichter werden, und unterdessen doch die ausdehnenden Kräfte abnehmen, da das Herz nach Proportion kleiner und weniger reizbar wird, die Puls- schläge sparsamer geschehen, und der Wege weniger sind, durch welche das Blut herbeifließt, so folgt, daß die Er- weiterung der festen Theile jederzeit kleiner und kleiner, und also auch das Wachsthum immer kleiner werden müsse. Endlich muß dasjenige Uebergewicht, welches das Herz in der Frucht äussert, nothwendig mit den Schwierigkeiten ins Gleichgewicht gerathen, und von selbigen bisweilen gar überwältigt werden. Ueberhaupt wird aber das Wachsthum da seine Gränze finden, wo die ausdehnende Kräfte denen widerstehenden Kräften gewachsen sind, und wo sie diese nicht mehr, wie bisher, überwältigen, oder wenn man sich genauer hierüber aus- zudrükken verlangt, wenn die einer Schlagader ange- bohrne Kraft, selbige während ihrer Zusammenziehung, um so viel kürzer macht, als sie von der stossenden Kraft
des
(m)SCHWENKE Haematolog. p. 128.
(n)HAMBERGER Secret. p. 35. MONRO of the bones p. 12.
(o)MUSSCHENBROECK cohaes. corp. p. 530.
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Billig waͤchſet alſo das ganze Kind, welches nach Proportion ſeiner Maſſe ungemein leicht war, nach und nach innerlich am Gewichte (m). Man kann uͤberhaupt von allen feſten Theilen den Ausſpruch thun, daß ſie fe- ſter werden, und daß ſie mehr feſte Theile enthalten (n): noch koͤnnte man ſagen, daß die menſchliche Faſer, wel- che lange Zeit und ſehr gedehnt war, nunmehr von eben dieſen Urſachen weniger gedehnt wird, indem auch bei Saiten und von gleich groſſen Gewichten anfangs ſtarke Ausſpannungen hervorgebracht werden, welche hierauf allmaͤhlich immer kleiner und kleiner werden (o).
Da alſo den Augenblikk der Widerſtand groͤſſer wird, und die Portion der fluͤßigen Theile am Koͤrper kleiner, ſo wie der feſten groͤſſer wird, da auſſerdem alle dieſe feſte Theile beſtaͤndig dichter werden, und unterdeſſen doch die ausdehnenden Kraͤfte abnehmen, da das Herz nach Proportion kleiner und weniger reizbar wird, die Puls- ſchlaͤge ſparſamer geſchehen, und der Wege weniger ſind, durch welche das Blut herbeifließt, ſo folgt, daß die Er- weiterung der feſten Theile jederzeit kleiner und kleiner, und alſo auch das Wachsthum immer kleiner werden muͤſſe. Endlich muß dasjenige Uebergewicht, welches das Herz in der Frucht aͤuſſert, nothwendig mit den Schwierigkeiten ins Gleichgewicht gerathen, und von ſelbigen bisweilen gar uͤberwaͤltigt werden. Ueberhaupt wird aber das Wachsthum da ſeine Graͤnze finden, wo die ausdehnende Kraͤfte denen widerſtehenden Kraͤften gewachſen ſind, und wo ſie dieſe nicht mehr, wie bisher, uͤberwaͤltigen, oder wenn man ſich genauer hieruͤber aus- zudruͤkken verlangt, wenn die einer Schlagader ange- bohrne Kraft, ſelbige waͤhrend ihrer Zuſammenziehung, um ſo viel kuͤrzer macht, als ſie von der ſtoſſenden Kraft
des
(m)SCHWENKE Haematolog. p. 128.
(n)HAMBERGER Secret. p. 35. MONRO of the bones p. 12.
(o)MUSSCHENBROECK cohaeſ. corp. p. 530.
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[829[831]/0883]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
Billig waͤchſet alſo das ganze Kind, welches nach
Proportion ſeiner Maſſe ungemein leicht war, nach und
nach innerlich am Gewichte (m). Man kann uͤberhaupt
von allen feſten Theilen den Ausſpruch thun, daß ſie fe-
ſter werden, und daß ſie mehr feſte Theile enthalten (n):
noch koͤnnte man ſagen, daß die menſchliche Faſer, wel-
che lange Zeit und ſehr gedehnt war, nunmehr von eben
dieſen Urſachen weniger gedehnt wird, indem auch bei
Saiten und von gleich groſſen Gewichten anfangs ſtarke
Ausſpannungen hervorgebracht werden, welche hierauf
allmaͤhlich immer kleiner und kleiner werden (o).
Da alſo den Augenblikk der Widerſtand groͤſſer wird,
und die Portion der fluͤßigen Theile am Koͤrper kleiner,
ſo wie der feſten groͤſſer wird, da auſſerdem alle dieſe feſte
Theile beſtaͤndig dichter werden, und unterdeſſen doch
die ausdehnenden Kraͤfte abnehmen, da das Herz nach
Proportion kleiner und weniger reizbar wird, die Puls-
ſchlaͤge ſparſamer geſchehen, und der Wege weniger ſind,
durch welche das Blut herbeifließt, ſo folgt, daß die Er-
weiterung der feſten Theile jederzeit kleiner und kleiner,
und alſo auch das Wachsthum immer kleiner werden
muͤſſe. Endlich muß dasjenige Uebergewicht, welches
das Herz in der Frucht aͤuſſert, nothwendig mit den
Schwierigkeiten ins Gleichgewicht gerathen, und von
ſelbigen bisweilen gar uͤberwaͤltigt werden. Ueberhaupt
wird aber das Wachsthum da ſeine Graͤnze finden, wo
die ausdehnende Kraͤfte denen widerſtehenden Kraͤften
gewachſen ſind, und wo ſie dieſe nicht mehr, wie bisher,
uͤberwaͤltigen, oder wenn man ſich genauer hieruͤber aus-
zudruͤkken verlangt, wenn die einer Schlagader ange-
bohrne Kraft, ſelbige waͤhrend ihrer Zuſammenziehung,
um ſo viel kuͤrzer macht, als ſie von der ſtoſſenden Kraft
des
(m) SCHWENKE Haematolog. p. 128.
(n) HAMBERGER Secret. p. 35. MONRO of the bones p. 12.
(o) MUSSCHENBROECK cohaeſ. corp. p. 530.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 829[831]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/883>, abgerufen am 22.11.2024.
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