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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
der Knorpel eine stärker ausdehnende Kraft besizzt. Folg-
lich wird auch bei jeder einzelnen Zusammenziehung der
Schlagader das Glied so lange ausgestrekkt, so lange
als die Knorpel, so die Ansäzze begrenzen, zusammen
gedrükkt werden, und sich dagegen wieder erweitern kön-
nen. Das Wachsen wird sein Ende erreichen, wenn
diese Knorpel so dünne, als ein Pappier geworden, und
das Glied nicht ferner ausstrekken können.

Solchergestalt wirket jederzeit eine gedoppelte Ursache
das Wachsthum.

Daher wachsen die Knorpelfische in eins fort.

Daher hören die Frauenspersonen früher auf, zu
wachsen.

Jhr ganzes Fadengewebe ist viel weicher, und der
Puls geschwinder. Sie wachsen schneller. Und folg-
lich wird auch ihr weicherer Knorpel geschwinder zu der-
jenigen Dünnheit gebracht, welches seine lezzte Absicht ist.

Selbst die Mannbarkeit, welches in dem menschli-
chen Körper eine der größten Verwandlungen ist, stellet
sich alsdenn ein, wenn sich die Schlagadern des Unter-
leibes (f), welche in der Frucht sehr klein waren, sich
mit ihren Aesten in so fern entwikkelt haben, daß bei
Frauenspersonen das Monatsblut durch die geöfnete Ge-
fässe der Gebärmutter hindurch fliessen kann: und sich
bei Mannspersonen der Saame erzeugen kann. Vor
dieser Verwandelung gehet voran, und es begleitet selbige
das Aufschwellen der Drüsen, aus dem einfachen Ge-
schlechte am Halse, unter der Achsel, an den Schaam-
leisten (g), wie solches Jedermann weiß, und da dieses
wieder von selbst verschwindet, so kann man glauben, daß
es von der Menge des Nahrungssaftes geschieht, wel-
chen das abnehmende Wachsthum nicht zu verzehren ver-
mögend ist.

Nach
(f) [Spaltenumbruch] L. XXVII. p. 496. XXVIII.
p.
121.
(g) [Spaltenumbruch] DEIDIER tum. progr.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
der Knorpel eine ſtaͤrker ausdehnende Kraft beſizzt. Folg-
lich wird auch bei jeder einzelnen Zuſammenziehung der
Schlagader das Glied ſo lange ausgeſtrekkt, ſo lange
als die Knorpel, ſo die Anſaͤzze begrenzen, zuſammen
gedruͤkkt werden, und ſich dagegen wieder erweitern koͤn-
nen. Das Wachſen wird ſein Ende erreichen, wenn
dieſe Knorpel ſo duͤnne, als ein Pappier geworden, und
das Glied nicht ferner ausſtrekken koͤnnen.

Solchergeſtalt wirket jederzeit eine gedoppelte Urſache
das Wachsthum.

Daher wachſen die Knorpelfiſche in eins fort.

Daher hoͤren die Frauensperſonen fruͤher auf, zu
wachſen.

Jhr ganzes Fadengewebe iſt viel weicher, und der
Puls geſchwinder. Sie wachſen ſchneller. Und folg-
lich wird auch ihr weicherer Knorpel geſchwinder zu der-
jenigen Duͤnnheit gebracht, welches ſeine lezzte Abſicht iſt.

Selbſt die Mannbarkeit, welches in dem menſchli-
chen Koͤrper eine der groͤßten Verwandlungen iſt, ſtellet
ſich alsdenn ein, wenn ſich die Schlagadern des Unter-
leibes (f), welche in der Frucht ſehr klein waren, ſich
mit ihren Aeſten in ſo fern entwikkelt haben, daß bei
Frauensperſonen das Monatsblut durch die geoͤfnete Ge-
faͤſſe der Gebaͤrmutter hindurch flieſſen kann: und ſich
bei Mannsperſonen der Saame erzeugen kann. Vor
dieſer Verwandelung gehet voran, und es begleitet ſelbige
das Aufſchwellen der Druͤſen, aus dem einfachen Ge-
ſchlechte am Halſe, unter der Achſel, an den Schaam-
leiſten (g), wie ſolches Jedermann weiß, und da dieſes
wieder von ſelbſt verſchwindet, ſo kann man glauben, daß
es von der Menge des Nahrungsſaftes geſchieht, wel-
chen das abnehmende Wachsthum nicht zu verzehren ver-
moͤgend iſt.

Nach
(f) [Spaltenumbruch] L. XXVII. p. 496. XXVIII.
p.
121.
(g) [Spaltenumbruch] DEIDIER tum. progr.
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[832[834]/0886] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. der Knorpel eine ſtaͤrker ausdehnende Kraft beſizzt. Folg- lich wird auch bei jeder einzelnen Zuſammenziehung der Schlagader das Glied ſo lange ausgeſtrekkt, ſo lange als die Knorpel, ſo die Anſaͤzze begrenzen, zuſammen gedruͤkkt werden, und ſich dagegen wieder erweitern koͤn- nen. Das Wachſen wird ſein Ende erreichen, wenn dieſe Knorpel ſo duͤnne, als ein Pappier geworden, und das Glied nicht ferner ausſtrekken koͤnnen. Solchergeſtalt wirket jederzeit eine gedoppelte Urſache das Wachsthum. Daher wachſen die Knorpelfiſche in eins fort. Daher hoͤren die Frauensperſonen fruͤher auf, zu wachſen. Jhr ganzes Fadengewebe iſt viel weicher, und der Puls geſchwinder. Sie wachſen ſchneller. Und folg- lich wird auch ihr weicherer Knorpel geſchwinder zu der- jenigen Duͤnnheit gebracht, welches ſeine lezzte Abſicht iſt. Selbſt die Mannbarkeit, welches in dem menſchli- chen Koͤrper eine der groͤßten Verwandlungen iſt, ſtellet ſich alsdenn ein, wenn ſich die Schlagadern des Unter- leibes (f), welche in der Frucht ſehr klein waren, ſich mit ihren Aeſten in ſo fern entwikkelt haben, daß bei Frauensperſonen das Monatsblut durch die geoͤfnete Ge- faͤſſe der Gebaͤrmutter hindurch flieſſen kann: und ſich bei Mannsperſonen der Saame erzeugen kann. Vor dieſer Verwandelung gehet voran, und es begleitet ſelbige das Aufſchwellen der Druͤſen, aus dem einfachen Ge- ſchlechte am Halſe, unter der Achſel, an den Schaam- leiſten (g), wie ſolches Jedermann weiß, und da dieſes wieder von ſelbſt verſchwindet, ſo kann man glauben, daß es von der Menge des Nahrungsſaftes geſchieht, wel- chen das abnehmende Wachsthum nicht zu verzehren ver- moͤgend iſt. Nach (f) L. XXVII. p. 496. XXVIII. p. 121. (g) DEIDIER tum. progr.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 832[834]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/886>, abgerufen am 22.11.2024.