Fähigkeit an Menschen vergleichen will, so kann man sich vorstellen, daß sich diese Erscheinung von der grössern Kraft des Herzens erklären lasse: es sey nun, daß das Herz selbst in ihnen grösser sey, als bey andern Men- schen gemeiniglich zu seyn pflegt, und daß sich damit ein grösseres System von Schlagadern verbindet, oder daß das Herz reizbarer sey, und öfterer und stärker schlage. Bei allem diesen macht doch die damit verbundene Fet- tigkeit einige Schwürigkeit, indem selbige ein Werk eines ruhigen Temperaments, und die Folge von einem sanfte- ren Umlaufe des Blutes ist. Es muß also die stossende Krast grösser und damit die Schlafheit der Schweislö- cher verbunden, so wie ein Ueberfluß an Nahrungsmit- teln zugegen seyn. Von dieser Ursache rührt es her, daß Verschnittene nicht nur schneller wachsen, sondern auch mehr Fett ansezzen (e). So muß man es auch der Schlafheit des wachsenden Theiles zuschreiben, wenn man gefunden, daß die Zähne in der Hasenscharte schnel- ler gewachsen.
Ein Mägdchen von den Pattagons war sechs Mo- nate alt, und konnte bereits für sich allein gehen, sie hatte ihre Zähne: doch lebt diese Nation von rohen Spei- sen (g). Ueberhaupt befördert das Fieber ein schnelles Wachsen, und es ist dieses eine jedermann bekannte Sache (h). Jndem es nämlich dem Widerstand der Schlagadern überwältigt (i), und das Blut aus den Schlagadern auszudunsten zwingt, so befördert es auch (f)
die
(e)[Spaltenumbruch]Voyag. de cinq. raisse aux. par le de droit. de Magellan. p. 321. Voyag. des terres Australes I. p. 284
(g) Jünglinge, welche kaum, wie es schien, zu wachsen anfingen wachsen nach den Blattern G v. SWIETEN IV. p. 14. Nach Blat- tern wuchs ein Mägochen sehr, da noch ein kleines Fieber übrig war. [Spaltenumbruch]Idem ibid. pag. 402. nach Krank- heiten wachsen die Menschen BUF- FON II. p. 505.
(h)MARTINE Lssays p. 69.
(i)G. v. SWIETEN Comment. T. II. p. p. 40. 107. BUFFON II. p. 505. SCHULZE Meicur. us. in febre quartana. vermitrelst eines Fiebers wurde ein Mägdchen nach verlornen mensibus eine Riesinn. WIER obs. p. 40.
(f)WITHOF constrat. p. 81.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Faͤhigkeit an Menſchen vergleichen will, ſo kann man ſich vorſtellen, daß ſich dieſe Erſcheinung von der groͤſſern Kraft des Herzens erklaͤren laſſe: es ſey nun, daß das Herz ſelbſt in ihnen groͤſſer ſey, als bey andern Men- ſchen gemeiniglich zu ſeyn pflegt, und daß ſich damit ein groͤſſeres Syſtem von Schlagadern verbindet, oder daß das Herz reizbarer ſey, und oͤfterer und ſtaͤrker ſchlage. Bei allem dieſen macht doch die damit verbundene Fet- tigkeit einige Schwuͤrigkeit, indem ſelbige ein Werk eines ruhigen Temperaments, und die Folge von einem ſanfte- ren Umlaufe des Blutes iſt. Es muß alſo die ſtoſſende Kraſt groͤſſer und damit die Schlafheit der Schweisloͤ- cher verbunden, ſo wie ein Ueberfluß an Nahrungsmit- teln zugegen ſeyn. Von dieſer Urſache ruͤhrt es her, daß Verſchnittene nicht nur ſchneller wachſen, ſondern auch mehr Fett anſezzen (e). So muß man es auch der Schlafheit des wachſenden Theiles zuſchreiben, wenn man gefunden, daß die Zaͤhne in der Haſenſcharte ſchnel- ler gewachſen.
Ein Maͤgdchen von den Pattagons war ſechs Mo- nate alt, und konnte bereits fuͤr ſich allein gehen, ſie hatte ihre Zaͤhne: doch lebt dieſe Nation von rohen Spei- ſen (g). Ueberhaupt befoͤrdert das Fieber ein ſchnelles Wachſen, und es iſt dieſes eine jedermann bekannte Sache (h). Jndem es naͤmlich dem Widerſtand der Schlagadern uͤberwaͤltigt (i), und das Blut aus den Schlagadern auszudunſten zwingt, ſo befoͤrdert es auch (f)
die
(e)[Spaltenumbruch]Voyag. de cinq. raiſſe aux. par le dé droit. de Magellan. p. 321. Voyag. des terres Auſtrales I. p. 284
(g) Juͤnglinge, welche kaum, wie es ſchien, zu wachſen anfingen wachſen nach den Blattern G v. SWIETEN IV. p. 14. Nach Blat- tern wuchs ein Maͤgochen ſehr, da noch ein kleines Fieber uͤbrig war. [Spaltenumbruch]Idem ibid. pag. 402. nach Krank- heiten wachſen die Menſchen BUF- FON II. p. 505.
(h)MARTINE Lſſays p. 69.
(i)G. v. SWIETEN Comment. T. II. p. p. 40. 107. BUFFON II. p. 505. SCHULZE Meicur. uſ. in febre quartana. vermitrelſt eines Fiebers wurde ein Maͤgdchen nach verlornen menſibus eine Rieſinn. WIER obſ. p. 40.
(f)WITHOF conſtrat. p. 81.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0894"n="840[842]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Leben u. Tod der Menſchen. <hirendition="#aq">XXX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Faͤhigkeit an Menſchen vergleichen will, ſo kann man<lb/>ſich vorſtellen, daß ſich dieſe Erſcheinung von der groͤſſern<lb/>
Kraft des Herzens erklaͤren laſſe: es ſey nun, daß das<lb/>
Herz ſelbſt in ihnen groͤſſer ſey, als bey andern Men-<lb/>ſchen gemeiniglich zu ſeyn pflegt, und daß ſich damit ein<lb/>
groͤſſeres Syſtem von Schlagadern verbindet, oder daß<lb/>
das Herz reizbarer ſey, und oͤfterer und ſtaͤrker ſchlage.<lb/>
Bei allem dieſen macht doch die damit verbundene Fet-<lb/>
tigkeit einige Schwuͤrigkeit, indem ſelbige ein Werk eines<lb/>
ruhigen Temperaments, und die Folge von einem ſanfte-<lb/>
ren Umlaufe des Blutes iſt. Es muß alſo die ſtoſſende<lb/>
Kraſt groͤſſer und damit die Schlafheit der Schweisloͤ-<lb/>
cher verbunden, ſo wie ein Ueberfluß an Nahrungsmit-<lb/>
teln zugegen ſeyn. Von dieſer Urſache ruͤhrt es her,<lb/>
daß Verſchnittene nicht nur ſchneller wachſen, ſondern<lb/>
auch mehr Fett anſezzen <noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">Voyag. de cinq. raiſſe aux.<lb/>
par le dé droit. de Magellan. p. 321.<lb/>
Voyag. des terres Auſtrales I. p.</hi><lb/>
284</note>. So muß man es auch<lb/>
der Schlafheit des wachſenden Theiles zuſchreiben, wenn<lb/>
man gefunden, daß die Zaͤhne in der Haſenſcharte ſchnel-<lb/>
ler gewachſen.</p><lb/><p>Ein Maͤgdchen von den Pattagons war ſechs Mo-<lb/>
nate alt, und konnte bereits fuͤr ſich allein gehen, ſie<lb/>
hatte ihre Zaͤhne: doch lebt dieſe Nation von rohen Spei-<lb/>ſen <noteplace="foot"n="(g)">Juͤnglinge, welche kaum,<lb/>
wie es ſchien, zu wachſen anfingen<lb/>
wachſen nach den Blattern <hirendition="#aq">G v.<lb/><hirendition="#g">SWIETEN</hi> IV. p.</hi> 14. Nach Blat-<lb/>
tern wuchs ein Maͤgochen ſehr, da<lb/>
noch ein kleines Fieber uͤbrig war.<lb/><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem</hi> ibid. pag.</hi> 402. nach Krank-<lb/>
heiten wachſen die Menſchen <hirendition="#aq">BUF-<lb/>
FON II. p.</hi> 505.</note>. Ueberhaupt befoͤrdert das Fieber ein ſchnelles<lb/>
Wachſen, und es iſt dieſes eine jedermann bekannte<lb/>
Sache <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">MARTINE Lſſays p.</hi> 69.</note>. Jndem es naͤmlich dem Widerſtand der<lb/>
Schlagadern uͤberwaͤltigt <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">G. v. SWIETEN Comment.<lb/>
T. II. p. p. 40. 107. BUFFON II.<lb/>
p. 505. SCHULZE Meicur. uſ. in<lb/>
febre quartana.</hi> vermitrelſt eines<lb/>
Fiebers wurde ein Maͤgdchen nach<lb/>
verlornen <hirendition="#aq">menſibus</hi> eine Rieſinn.<lb/><hirendition="#aq">WIER obſ. p.</hi> 40.</note>, und das Blut aus den<lb/>
Schlagadern auszudunſten zwingt, ſo befoͤrdert es auch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/><noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">WITHOF conſtrat. p.</hi> 81.</note><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[840[842]/0894]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Faͤhigkeit an Menſchen vergleichen will, ſo kann man
ſich vorſtellen, daß ſich dieſe Erſcheinung von der groͤſſern
Kraft des Herzens erklaͤren laſſe: es ſey nun, daß das
Herz ſelbſt in ihnen groͤſſer ſey, als bey andern Men-
ſchen gemeiniglich zu ſeyn pflegt, und daß ſich damit ein
groͤſſeres Syſtem von Schlagadern verbindet, oder daß
das Herz reizbarer ſey, und oͤfterer und ſtaͤrker ſchlage.
Bei allem dieſen macht doch die damit verbundene Fet-
tigkeit einige Schwuͤrigkeit, indem ſelbige ein Werk eines
ruhigen Temperaments, und die Folge von einem ſanfte-
ren Umlaufe des Blutes iſt. Es muß alſo die ſtoſſende
Kraſt groͤſſer und damit die Schlafheit der Schweisloͤ-
cher verbunden, ſo wie ein Ueberfluß an Nahrungsmit-
teln zugegen ſeyn. Von dieſer Urſache ruͤhrt es her,
daß Verſchnittene nicht nur ſchneller wachſen, ſondern
auch mehr Fett anſezzen (e). So muß man es auch
der Schlafheit des wachſenden Theiles zuſchreiben, wenn
man gefunden, daß die Zaͤhne in der Haſenſcharte ſchnel-
ler gewachſen.
Ein Maͤgdchen von den Pattagons war ſechs Mo-
nate alt, und konnte bereits fuͤr ſich allein gehen, ſie
hatte ihre Zaͤhne: doch lebt dieſe Nation von rohen Spei-
ſen (g). Ueberhaupt befoͤrdert das Fieber ein ſchnelles
Wachſen, und es iſt dieſes eine jedermann bekannte
Sache (h). Jndem es naͤmlich dem Widerſtand der
Schlagadern uͤberwaͤltigt (i), und das Blut aus den
Schlagadern auszudunſten zwingt, ſo befoͤrdert es auch
die
(f)
(e)
Voyag. de cinq. raiſſe aux.
par le dé droit. de Magellan. p. 321.
Voyag. des terres Auſtrales I. p.
284
(g) Juͤnglinge, welche kaum,
wie es ſchien, zu wachſen anfingen
wachſen nach den Blattern G v.
SWIETEN IV. p. 14. Nach Blat-
tern wuchs ein Maͤgochen ſehr, da
noch ein kleines Fieber uͤbrig war.
Idem ibid. pag. 402. nach Krank-
heiten wachſen die Menſchen BUF-
FON II. p. 505.
(h) MARTINE Lſſays p. 69.
(i) G. v. SWIETEN Comment.
T. II. p. p. 40. 107. BUFFON II.
p. 505. SCHULZE Meicur. uſ. in
febre quartana. vermitrelſt eines
Fiebers wurde ein Maͤgdchen nach
verlornen menſibus eine Rieſinn.
WIER obſ. p. 40.
(f) WITHOF conſtrat. p. 81.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 840[842]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/894>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.