den Speichel und durch den Schweiß sehr leicht verloh- ren, und es verzehrt sich mit diesem fast alles Geblüte bei den Schwindsüchtigen. Diejenigen Säfte, welche zu gerinnen geschikkt sind, bekommen schon in derjenigen Wärme, welche unser Körper hat, eine Verflüchti- gung (d), und wir haben davon an dem Eiweis ein Exem- pel, welches gegen die letzten Zeiten der Brütung zer- fließt, und wegdünstet. Die Galle, so ein Saft ist, welcher sehr langsam, und gleichsam mit vieler Mühe von der Natur bereitet wird, gehet dennoch täglich zu einigen Unzen (e) mit dem übrigen Kothe fort. Eben diese Beschaffenheit hat es auch mit dem Saamen, wel- cher ungemein schwer wieder ergänzt wird (f).
Es rührt davon die so schnelle Ausmagerung her, welche nach den Blattern (g), nach andern Fiebern (h), schon blos durch die Anstrengung der Muskeln (i), und vom Speichelflusse herrühret (k). Und ob wir gleich die Abnahme der Schwere an unserm Körper gemeinig- lich nur dem Fette zuschreiben, so ist es dennoch gewiß, daß auch zugleich andere Säfte mit fortgehen, daß auch so gar die rothen Gefässe augenscheinlich niedersinken, es vertrokknet der ganze Körper, wenn sich ein grosser Theil desjenigen Dampfes verzehrt hat, welcher das Fadenge- webe anfeuchten muß.
Auch ohne Fieber raubet eine langsamere Magerkeit, wofern man die Nahrungsmittel aussezzt, dem Körper seine Säfte, und es bleibet von demselben weiter nichts, als ein blosses Geribbe übrig (l). Man kann auch den- jenigen Zwerg hieher rechnen, welcher innerhalb vier
Jah-
(d)[Spaltenumbruch]L. V. p 132. &c.
(e)L. XXIII p. 606. Wird erzeugt bis auf 24 Unzen, doch resorbirt sich ein Theil.
(f)XXVII. p. 570.
(g)L. I. p. 42.
(h)Ibid.
(i)[Spaltenumbruch]Ibid. L. XI. p. 575.
(k)L. XVIII. p. 59.
(l)BOERHAAVE von einem schlimmen Vormunde HORST ad DONAT. p. 652. conf. L. XIX. p. 183. &c.
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
den Speichel und durch den Schweiß ſehr leicht verloh- ren, und es verzehrt ſich mit dieſem faſt alles Gebluͤte bei den Schwindſuͤchtigen. Diejenigen Saͤfte, welche zu gerinnen geſchikkt ſind, bekommen ſchon in derjenigen Waͤrme, welche unſer Koͤrper hat, eine Verfluͤchti- gung (d), und wir haben davon an dem Eiweis ein Exem- pel, welches gegen die letzten Zeiten der Bruͤtung zer- fließt, und wegduͤnſtet. Die Galle, ſo ein Saft iſt, welcher ſehr langſam, und gleichſam mit vieler Muͤhe von der Natur bereitet wird, gehet dennoch taͤglich zu einigen Unzen (e) mit dem uͤbrigen Kothe fort. Eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit dem Saamen, wel- cher ungemein ſchwer wieder ergaͤnzt wird (f).
Es ruͤhrt davon die ſo ſchnelle Ausmagerung her, welche nach den Blattern (g), nach andern Fiebern (h), ſchon blos durch die Anſtrengung der Muskeln (i), und vom Speichelfluſſe herruͤhret (k). Und ob wir gleich die Abnahme der Schwere an unſerm Koͤrper gemeinig- lich nur dem Fette zuſchreiben, ſo iſt es dennoch gewiß, daß auch zugleich andere Saͤfte mit fortgehen, daß auch ſo gar die rothen Gefaͤſſe augenſcheinlich niederſinken, es vertrokknet der ganze Koͤrper, wenn ſich ein groſſer Theil desjenigen Dampfes verzehrt hat, welcher das Fadenge- webe anfeuchten muß.
Auch ohne Fieber raubet eine langſamere Magerkeit, wofern man die Nahrungsmittel ausſezzt, dem Koͤrper ſeine Saͤfte, und es bleibet von demſelben weiter nichts, als ein bloſſes Geribbe uͤbrig (l). Man kann auch den- jenigen Zwerg hieher rechnen, welcher innerhalb vier
Jah-
(d)[Spaltenumbruch]L. V. p 132. &c.
(e)L. XXIII p. 606. Wird erzeugt bis auf 24 Unzen, doch reſorbirt ſich ein Theil.
(f)XXVII. p. 570.
(g)L. I. p. 42.
(h)Ibid.
(i)[Spaltenumbruch]Ibid. L. XI. p. 575.
(k)L. XVIII. p. 59.
(l)BOERHAAVE von einem ſchlimmen Vormunde HORST ad DONAT. p. 652. conf. L. XIX. p. 183. &c.
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[859[861]/0913]
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
den Speichel und durch den Schweiß ſehr leicht verloh-
ren, und es verzehrt ſich mit dieſem faſt alles Gebluͤte
bei den Schwindſuͤchtigen. Diejenigen Saͤfte, welche
zu gerinnen geſchikkt ſind, bekommen ſchon in derjenigen
Waͤrme, welche unſer Koͤrper hat, eine Verfluͤchti-
gung (d), und wir haben davon an dem Eiweis ein Exem-
pel, welches gegen die letzten Zeiten der Bruͤtung zer-
fließt, und wegduͤnſtet. Die Galle, ſo ein Saft iſt,
welcher ſehr langſam, und gleichſam mit vieler Muͤhe
von der Natur bereitet wird, gehet dennoch taͤglich zu
einigen Unzen (e) mit dem uͤbrigen Kothe fort. Eben
dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit dem Saamen, wel-
cher ungemein ſchwer wieder ergaͤnzt wird (f).
Es ruͤhrt davon die ſo ſchnelle Ausmagerung her,
welche nach den Blattern (g), nach andern Fiebern (h),
ſchon blos durch die Anſtrengung der Muskeln (i), und
vom Speichelfluſſe herruͤhret (k). Und ob wir gleich
die Abnahme der Schwere an unſerm Koͤrper gemeinig-
lich nur dem Fette zuſchreiben, ſo iſt es dennoch gewiß,
daß auch zugleich andere Saͤfte mit fortgehen, daß auch
ſo gar die rothen Gefaͤſſe augenſcheinlich niederſinken, es
vertrokknet der ganze Koͤrper, wenn ſich ein groſſer Theil
desjenigen Dampfes verzehrt hat, welcher das Fadenge-
webe anfeuchten muß.
Auch ohne Fieber raubet eine langſamere Magerkeit,
wofern man die Nahrungsmittel ausſezzt, dem Koͤrper
ſeine Saͤfte, und es bleibet von demſelben weiter nichts,
als ein bloſſes Geribbe uͤbrig (l). Man kann auch den-
jenigen Zwerg hieher rechnen, welcher innerhalb vier
Jah-
(d)
L. V. p 132. &c.
(e) L. XXIII p. 606. Wird
erzeugt bis auf 24 Unzen, doch
reſorbirt ſich ein Theil.
(f) XXVII. p. 570.
(g) L. I. p. 42.
(h) Ibid.
(i)
Ibid. L. XI. p. 575.
(k) L. XVIII. p. 59.
(l) BOERHAAVE von einem
ſchlimmen Vormunde HORST ad
DONAT. p. 652. conf. L. XIX.
p. 183. &c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 859[861]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/913>, abgerufen am 22.11.2024.
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