allen Arten, welche offene Enden haben, und in die Hö lung der Därme, des Magens, des Mundes, der Nase, der Lunge, des Ribbenfelles, des Darmfelles, des Herz- beutels, der Gehirnkammern, der gesammten Haut, und folglich an grossen Strekken des menschlichen Körpers Ausdünstungen wegrauchen lassen. Jndem sich nemlich bei jedem Pulsschlage die Schlagadern ausdehnen und zurükke ziehen, so muß billig die Folge von dieser Aus- dehnung daselbst grösser seyn, wo eine Schlagader schwä- cher ist; sie muß aber daselbst am schwächesten seyn, wie man leicht einsieht, wo sie aus einer offenen Mündung raucht, weil bei einer jeden übrigen Länge ein jeder Grund- stof von oben und unten einen andern kleinen Grundstof hat, mit welchem er zusammen hängt: und hier blos der Zusammenhang von oben noch übrig ist (v). Daher geschieht das schnelle Abreiben, und so auch das schnelle Wachsen der Oberhaut, der Haare, der Kopfhaare, der Nägel, und aller derjenigen Theile, welche sich an der Oberfläche des Körpers befinden. Hiezu sezze man noch, daß die offene Enden allenthalben dem äussern Reiben un- terworfen sind; und daß daher das Reiben der Kleidungs- stükke der durchspazzierenden Speisen, der auf die Theile des Körpers drükkende Theile die Nägel, die Oberhaut, die zottigte Strasse der Speisekanäle, des Luftkanals ge- schwinde und leicht zerstören, ob sie sich gleich wieder er- gänzen, wie ich in der Geschichte der Haut gemeldet habe (x).
Doch man findet auch andere mechanische Reibun- gen von grosser Wichtigkeit aller Orten in unserm Kör- per. Die mächtigste davon zeiget sich an den entglieder- ten Knochen, deren Knorpelschaalen oft dergestalt abge-
rieben
(v)[Spaltenumbruch]H. BOERHAAVE Praelect. T. III. p. 682 mit der Note c
(x) Vom Speisewege L. VII. p. 148. von der Luftstrasse L. XVIII. [Spaltenumbruch]
p. 99. L. XIX p. 132 133 L. XXIV. p. 32. von dem Urinwege L. VIII. p. 326.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
allen Arten, welche offene Enden haben, und in die Hoͤ lung der Daͤrme, des Magens, des Mundes, der Naſe, der Lunge, des Ribbenfelles, des Darmfelles, des Herz- beutels, der Gehirnkammern, der geſammten Haut, und folglich an groſſen Strekken des menſchlichen Koͤrpers Ausduͤnſtungen wegrauchen laſſen. Jndem ſich nemlich bei jedem Pulsſchlage die Schlagadern ausdehnen und zuruͤkke ziehen, ſo muß billig die Folge von dieſer Aus- dehnung daſelbſt groͤſſer ſeyn, wo eine Schlagader ſchwaͤ- cher iſt; ſie muß aber daſelbſt am ſchwaͤcheſten ſeyn, wie man leicht einſieht, wo ſie aus einer offenen Muͤndung raucht, weil bei einer jeden uͤbrigen Laͤnge ein jeder Grund- ſtof von oben und unten einen andern kleinen Grundſtof hat, mit welchem er zuſammen haͤngt: und hier blos der Zuſammenhang von oben noch uͤbrig iſt (v). Daher geſchieht das ſchnelle Abreiben, und ſo auch das ſchnelle Wachſen der Oberhaut, der Haare, der Kopfhaare, der Naͤgel, und aller derjenigen Theile, welche ſich an der Oberflaͤche des Koͤrpers befinden. Hiezu ſezze man noch, daß die offene Enden allenthalben dem aͤuſſern Reiben un- terworfen ſind; und daß daher das Reiben der Kleidungs- ſtuͤkke der durchſpazzierenden Speiſen, der auf die Theile des Koͤrpers druͤkkende Theile die Naͤgel, die Oberhaut, die zottigte Straſſe der Speiſekanaͤle, des Luftkanals ge- ſchwinde und leicht zerſtoͤren, ob ſie ſich gleich wieder er- gaͤnzen, wie ich in der Geſchichte der Haut gemeldet habe (x).
Doch man findet auch andere mechaniſche Reibun- gen von groſſer Wichtigkeit aller Orten in unſerm Koͤr- per. Die maͤchtigſte davon zeiget ſich an den entglieder- ten Knochen, deren Knorpelſchaalen oft dergeſtalt abge-
rieben
(v)[Spaltenumbruch]H. BOERHAAVE Praelect. T. III. p. 682 mit der Note c
(x) Vom Speiſewege L. VII. p. 148. von der Luftſtraſſe L. XVIII. [Spaltenumbruch]
p. 99. L. XIX p. 132 133 L. XXIV. p. 32. von dem Urinwege L. VIII. p. 326.
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[874[876]/0928]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
allen Arten, welche offene Enden haben, und in die Hoͤ
lung der Daͤrme, des Magens, des Mundes, der Naſe,
der Lunge, des Ribbenfelles, des Darmfelles, des Herz-
beutels, der Gehirnkammern, der geſammten Haut, und
folglich an groſſen Strekken des menſchlichen Koͤrpers
Ausduͤnſtungen wegrauchen laſſen. Jndem ſich nemlich
bei jedem Pulsſchlage die Schlagadern ausdehnen und
zuruͤkke ziehen, ſo muß billig die Folge von dieſer Aus-
dehnung daſelbſt groͤſſer ſeyn, wo eine Schlagader ſchwaͤ-
cher iſt; ſie muß aber daſelbſt am ſchwaͤcheſten ſeyn, wie
man leicht einſieht, wo ſie aus einer offenen Muͤndung
raucht, weil bei einer jeden uͤbrigen Laͤnge ein jeder Grund-
ſtof von oben und unten einen andern kleinen Grundſtof
hat, mit welchem er zuſammen haͤngt: und hier blos der
Zuſammenhang von oben noch uͤbrig iſt (v). Daher
geſchieht das ſchnelle Abreiben, und ſo auch das ſchnelle
Wachſen der Oberhaut, der Haare, der Kopfhaare,
der Naͤgel, und aller derjenigen Theile, welche ſich an
der Oberflaͤche des Koͤrpers befinden. Hiezu ſezze man noch,
daß die offene Enden allenthalben dem aͤuſſern Reiben un-
terworfen ſind; und daß daher das Reiben der Kleidungs-
ſtuͤkke der durchſpazzierenden Speiſen, der auf die Theile
des Koͤrpers druͤkkende Theile die Naͤgel, die Oberhaut,
die zottigte Straſſe der Speiſekanaͤle, des Luftkanals ge-
ſchwinde und leicht zerſtoͤren, ob ſie ſich gleich wieder er-
gaͤnzen, wie ich in der Geſchichte der Haut gemeldet
habe (x).
Doch man findet auch andere mechaniſche Reibun-
gen von groſſer Wichtigkeit aller Orten in unſerm Koͤr-
per. Die maͤchtigſte davon zeiget ſich an den entglieder-
ten Knochen, deren Knorpelſchaalen oft dergeſtalt abge-
rieben
(v)
H. BOERHAAVE Praelect.
T. III. p. 682 mit der Note c
(x) Vom Speiſewege L. VII.
p. 148. von der Luftſtraſſe L. XVIII.
p. 99. L. XIX p. 132 133 L. XXIV.
p. 32. von dem Urinwege L. VIII.
p. 326.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 874[876]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/928>, abgerufen am 22.11.2024.
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