Bei den Thieren, die sich selten begatten, findet man die Mutterscheide entzündet (n), und es lassen sich die Gefässe am Muttermunde deutlicher bemerken; eben diese Beschaffenheit hat es auch mit den Frauensper- sonen (o).
Man sagt, es hätten die empfangende Personen eine gewisse aus Schmerz und Wollust gemischte Empfin- dung (p)(q). Einige sollen einen Schauer fühlen (r), welches Hippokrates so weit treibt (s), daß ein Zähn- klappen daraus werden soll. Andre wollen, daß ein Schmerz um den Nabel, eine Unruhe im Unterleibe, ein Kizzel (t) in der Gegend der Hüfte entstehen soll, wenn die Frau empfängt.
Daher komme es also, sagen sie weiter, daß man- che Frauen schon den andern Tag wüste, daß sie schwan- ger geworden sey (u).
Man pflegt es auch für eine gewisse Aufwallung zu halten, daß der ganze Körper einer vor kurzem geschwäch- ten Jungfer aufschwillt. Wenigstens soll der seit gestern weite Faden, der nach der Hochzeit für den Hals der Neuvermählten nunmehr zu klein geworden, von einigen Neuern mit einem gewissen Erfolge wiederholt worden seyn (x).
Alles dieses scheinet mir zu übertrieben und sehr müh- sam zu erfahren zu seyn. Es besizzt nämlich eine Frau- ensperson zu der Zeit, wenn sie die Mannsperson an sich kommen läst, keine solche gelassene und müßige Ge- müthsbeschaffenheit, als zum Versuchen nöthig ist, sie
weiß
(n)[Spaltenumbruch]
An dem Hunde KUHLE- MAN. p. 17. die Schaam am Ka- ninchen entzündet COSMOPOLIT. p. 45.
(o)DUVERNEY ibid. p. 381.
(p)HORNE praelect. p. 16.
(q)ANONIMUS de conceptu.
(r)SYLVA de la conc. p. 162. DENYS. p. 77.
(s)[Spaltenumbruch]Peri Sarkon gegen das Ende MAURICEAU p. 68. 69. DENYS. p. 77.
(t)VALENTIN. Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 3. app. p. 480.
(u)GUILLEMEAU p. 278.
(x)MUSITANUS. bei dem PALFIN. de la femme p. 46.
Die Frucht. XXIX. Buch.
Bei den Thieren, die ſich ſelten begatten, findet man die Mutterſcheide entzuͤndet (n), und es laſſen ſich die Gefaͤſſe am Muttermunde deutlicher bemerken; eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit den Frauensper- ſonen (o).
Man ſagt, es haͤtten die empfangende Perſonen eine gewiſſe aus Schmerz und Wolluſt gemiſchte Empfin- dung (p)(q). Einige ſollen einen Schauer fuͤhlen (r), welches Hippokrates ſo weit treibt (s), daß ein Zaͤhn- klappen daraus werden ſoll. Andre wollen, daß ein Schmerz um den Nabel, eine Unruhe im Unterleibe, ein Kizzel (t) in der Gegend der Huͤfte entſtehen ſoll, wenn die Frau empfaͤngt.
Daher komme es alſo, ſagen ſie weiter, daß man- che Frauen ſchon den andern Tag wuͤſte, daß ſie ſchwan- ger geworden ſey (u).
Man pflegt es auch fuͤr eine gewiſſe Aufwallung zu halten, daß der ganze Koͤrper einer vor kurzem geſchwaͤch- ten Jungfer aufſchwillt. Wenigſtens ſoll der ſeit geſtern weite Faden, der nach der Hochzeit fuͤr den Hals der Neuvermaͤhlten nunmehr zu klein geworden, von einigen Neuern mit einem gewiſſen Erfolge wiederholt worden ſeyn (x).
Alles dieſes ſcheinet mir zu uͤbertrieben und ſehr muͤh- ſam zu erfahren zu ſeyn. Es beſizzt naͤmlich eine Frau- ensperſon zu der Zeit, wenn ſie die Mannsperſon an ſich kommen laͤſt, keine ſolche gelaſſene und muͤßige Ge- muͤthsbeſchaffenheit, als zum Verſuchen noͤthig iſt, ſie
weiß
(n)[Spaltenumbruch]
An dem Hunde KUHLE- MAN. p. 17. die Schaam am Ka- ninchen entzuͤndet COSMOPOLIT. p. 45.
(o)DUVERNEY ibid. p. 381.
(p)HORNE prælect. p. 16.
(q)ANONIMUS de conceptu.
(r)SYLVA de la conc. p. 162. DENYS. p. 77.
(s)[Spaltenumbruch]Peri Sarkon gegen das Ende MAURICEAU p. 68. 69. DENYS. p. 77.
(t)VALENTIN. Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 3. app. p. 480.
(u)GUILLEMEAU p. 278.
(x)MUSITANUS. bei dem PALFIN. de la femme p. 46.
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Die Frucht. XXIX. Buch.
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man die Mutterſcheide entzuͤndet (n), und es laſſen ſich
die Gefaͤſſe am Muttermunde deutlicher bemerken; eben
dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit den Frauensper-
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Man ſagt, es haͤtten die empfangende Perſonen eine
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Schmerz um den Nabel, eine Unruhe im Unterleibe,
ein Kizzel (t) in der Gegend der Huͤfte entſtehen ſoll,
wenn die Frau empfaͤngt.
Daher komme es alſo, ſagen ſie weiter, daß man-
che Frauen ſchon den andern Tag wuͤſte, daß ſie ſchwan-
ger geworden ſey (u).
Man pflegt es auch fuͤr eine gewiſſe Aufwallung zu
halten, daß der ganze Koͤrper einer vor kurzem geſchwaͤch-
ten Jungfer aufſchwillt. Wenigſtens ſoll der ſeit geſtern
weite Faden, der nach der Hochzeit fuͤr den Hals der
Neuvermaͤhlten nunmehr zu klein geworden, von einigen
Neuern mit einem gewiſſen Erfolge wiederholt worden
ſeyn (x).
Alles dieſes ſcheinet mir zu uͤbertrieben und ſehr muͤh-
ſam zu erfahren zu ſeyn. Es beſizzt naͤmlich eine Frau-
ensperſon zu der Zeit, wenn ſie die Mannsperſon an
ſich kommen laͤſt, keine ſolche gelaſſene und muͤßige Ge-
muͤthsbeſchaffenheit, als zum Verſuchen noͤthig iſt, ſie
weiß
(n)
An dem Hunde KUHLE-
MAN. p. 17. die Schaam am Ka-
ninchen entzuͤndet COSMOPOLIT.
p. 45.
(o) DUVERNEY ibid. p. 381.
(p) HORNE prælect. p. 16.
(q) ANONIMUS de conceptu.
(r) SYLVA de la conc. p. 162.
DENYS. p. 77.
(s)
Peri Sarkon gegen das Ende
MAURICEAU p. 68. 69. DENYS.
p. 77.
(t) VALENTIN. Eph. Nat.
Cur. Dec. II. ann. 3. app. p. 480.
(u) GUILLEMEAU p. 278.
(x) MUSITANUS. bei dem
PALFIN. de la femme p. 46.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/94>, abgerufen am 23.11.2024.
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