bey einem Mägdchen weich (v*), und voller Bläschen sind, verhärten nunmehr zu einer Art von Scirrhus, sie werden runzlich, bekommen Rizzen, und endlich ver- schwinden überall die gedrükkte Bläschen an ihnen.
Das Muskelfleisch wird schon, nach dem Zeugnisse des Fingers oder der Zähne, die an alten Thieren gar zu schwach sind (x), überall hart. Doch es verwandelt sich insonderheit ein grosser Theil des Muskels nunmehr in eine Sehne, deren Härte unbezwinglich ist. Die Oberflächen der Muskeln werden wie wir gesagt haben (y), wenn sie von andern Muskeln bedekkt sind, sehnig, und es erscheinen überall, wo Muskeln aus Knochen entsprin- gen, nunmehr unendlich viele sehnige Fasern (z), mit den Fleischfasern abgewechselt. Damit aber rothe Fa- sern einen Glanz bekommen, und sehnig werden mögen, so müssen nothwendig ihre Gefässe entweder zerstöret, oder wenigstens doch so verengert werden, daß sie das Blut zurükke weisen: und daß sie zu gleicher Zeit aus einer reizbaren Weichheit, zu der Härte der Bänder überge- hen mögen.
Unter den Muskeln fand man das Herz selbst so hart (a), daß man es kaum zerschneiden konnte, und es war so gar sehnig geworden (b).
Ob gleich die Sehnen schon an sich hart sind, so verwandeln sie sich doch hie und da noch in härtere und knorpelartige Körper, wenn sie nemlich dem Reiben aus- gesezzt sind, und sie werden bei den Vögeln beständig zu Knochen. Bei schnellen Thieren, und sogar auch beim Menschen, wachsen erst Knorpel in den Sehnen, und
diese
(v*)[Spaltenumbruch]L. XXVIII. p. 109. 110. Eph. Nat. Cur. Vol. l. c. ROE- DERER progr. ann. 1758. p. 2.
(x)SCHWENKE p. 22. ein Weib von einem sehr harten Flei- sche HARDER apiar. obs. 62. der schiefe äussere Bauchmuskel wird [Spaltenumbruch]
bei Alten hart. ESCHENBACH p. 679.
(y)L. XI. p. 427.
(z)Ibid.
(a)BAGLIVIUS natur. fibr. p. 414.
(b)Obs. coalit. p. 5. 6.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
bey einem Maͤgdchen weich (v*), und voller Blaͤschen ſind, verhaͤrten nunmehr zu einer Art von Scirrhus, ſie werden runzlich, bekommen Rizzen, und endlich ver- ſchwinden uͤberall die gedruͤkkte Blaͤschen an ihnen.
Das Muskelfleiſch wird ſchon, nach dem Zeugniſſe des Fingers oder der Zaͤhne, die an alten Thieren gar zu ſchwach ſind (x), uͤberall hart. Doch es verwandelt ſich inſonderheit ein groſſer Theil des Muskels nunmehr in eine Sehne, deren Haͤrte unbezwinglich iſt. Die Oberflaͤchen der Muskeln werden wie wir geſagt haben (y), wenn ſie von andern Muskeln bedekkt ſind, ſehnig, und es erſcheinen uͤberall, wo Muskeln aus Knochen entſprin- gen, nunmehr unendlich viele ſehnige Faſern (z), mit den Fleiſchfaſern abgewechſelt. Damit aber rothe Fa- ſern einen Glanz bekommen, und ſehnig werden moͤgen, ſo muͤſſen nothwendig ihre Gefaͤſſe entweder zerſtoͤret, oder wenigſtens doch ſo verengert werden, daß ſie das Blut zuruͤkke weiſen: und daß ſie zu gleicher Zeit aus einer reizbaren Weichheit, zu der Haͤrte der Baͤnder uͤberge- hen moͤgen.
Unter den Muskeln fand man das Herz ſelbſt ſo hart (a), daß man es kaum zerſchneiden konnte, und es war ſo gar ſehnig geworden (b).
Ob gleich die Sehnen ſchon an ſich hart ſind, ſo verwandeln ſie ſich doch hie und da noch in haͤrtere und knorpelartige Koͤrper, wenn ſie nemlich dem Reiben aus- geſezzt ſind, und ſie werden bei den Voͤgeln beſtaͤndig zu Knochen. Bei ſchnellen Thieren, und ſogar auch beim Menſchen, wachſen erſt Knorpel in den Sehnen, und
dieſe
(v*)[Spaltenumbruch]L. XXVIII. p. 109. 110. Eph. Nat. Cur. Vol. l. c. ROE- DERER progr. ann. 1758. p. 2.
(x)SCHWENKE p. 22. ein Weib von einem ſehr harten Flei- ſche HARDER apiar. obſ. 62. der ſchiefe aͤuſſere Bauchmuskel wird [Spaltenumbruch]
bei Alten hart. ESCHENBACH p. 679.
(y)L. XI. p. 427.
(z)Ibid.
(a)BAGLIVIUS natur. fibr. p. 414.
(b)Obſ. coalit. p. 5. 6.
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[898[900]/0952]
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bey einem Maͤgdchen weich (v*), und voller Blaͤschen
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ſie werden runzlich, bekommen Rizzen, und endlich ver-
ſchwinden uͤberall die gedruͤkkte Blaͤschen an ihnen.
Das Muskelfleiſch wird ſchon, nach dem Zeugniſſe
des Fingers oder der Zaͤhne, die an alten Thieren gar
zu ſchwach ſind (x), uͤberall hart. Doch es verwandelt
ſich inſonderheit ein groſſer Theil des Muskels nunmehr
in eine Sehne, deren Haͤrte unbezwinglich iſt. Die
Oberflaͤchen der Muskeln werden wie wir geſagt haben (y),
wenn ſie von andern Muskeln bedekkt ſind, ſehnig, und
es erſcheinen uͤberall, wo Muskeln aus Knochen entſprin-
gen, nunmehr unendlich viele ſehnige Faſern (z), mit
den Fleiſchfaſern abgewechſelt. Damit aber rothe Fa-
ſern einen Glanz bekommen, und ſehnig werden moͤgen,
ſo muͤſſen nothwendig ihre Gefaͤſſe entweder zerſtoͤret, oder
wenigſtens doch ſo verengert werden, daß ſie das Blut
zuruͤkke weiſen: und daß ſie zu gleicher Zeit aus einer
reizbaren Weichheit, zu der Haͤrte der Baͤnder uͤberge-
hen moͤgen.
Unter den Muskeln fand man das Herz ſelbſt ſo
hart (a), daß man es kaum zerſchneiden konnte, und es
war ſo gar ſehnig geworden (b).
Ob gleich die Sehnen ſchon an ſich hart ſind, ſo
verwandeln ſie ſich doch hie und da noch in haͤrtere und
knorpelartige Koͤrper, wenn ſie nemlich dem Reiben aus-
geſezzt ſind, und ſie werden bei den Voͤgeln beſtaͤndig zu
Knochen. Bei ſchnellen Thieren, und ſogar auch beim
Menſchen, wachſen erſt Knorpel in den Sehnen, und
dieſe
(v*)
L. XXVIII. p. 109. 110.
Eph. Nat. Cur. Vol. l. c. ROE-
DERER progr. ann. 1758. p. 2.
(x) SCHWENKE p. 22. ein
Weib von einem ſehr harten Flei-
ſche HARDER apiar. obſ. 62. der
ſchiefe aͤuſſere Bauchmuskel wird
bei Alten hart. ESCHENBACH
p. 679.
(y) L. XI. p. 427.
(z) Ibid.
(a) BAGLIVIUS natur. fibr. p.
414.
(b) Obſ. coalit. p. 5. 6.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 898[900]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/952>, abgerufen am 22.11.2024.
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