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Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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was sie ausbrüte, und dergleichen Dinge mehr, so daß im Grunde doch Niemand recht wisse, welchen Ausgang die Geschichte nehmen werde! -- Während dieser und anderer Reden war im Gäßchen unten der Registrant seine Wege gegangen und der alte Drache in seine Höhle zurückgeschlüpft, und ich --

Hier hielt der Erzähler inne, denn einer seiner Zuhörer hatte in dem Bestreben, sich leise zu erheben und seinen Stuhl recht unbemerkt zurückzuschieben, mehr Geräusch verursacht, als dies vielleicht bei minderer Vorsicht der Fall gewesen wäre. Es war der Schreiber Ferencz, der nicht wenig verwirrt schien, die allgemeine Aufmerksamkeit durch diese Störung so ausschließend auf sich gezogen zu haben. Erst auf den wiederholten Anruf Horvath's, was es gäbe, stammelte er die Entschuldigung hervor, auf dem Platze, den er bisher eingenommen, verletze das grelle Kerzenlicht seine leidenden Augen, und er gedächte sich daher in die dunkleren Räume der Stube zurückzuziehen. Geh' Er nur lieber gleich zu Bette; kranke Leute taugen nicht zu den Gesunden! gab ihm Horvath rauh und hart zur Antwort, worauf aber Ferencz nach kurzem Besinnen mit unsicherer Stimme erwiderte, er wolle nichts von der anziehenden Erzählung des Herrn Steidler verlieren und daher, wenn es ihm vergönnt wäre, auf der Bank hinter dem Ofen Platz nehmen! -- Auch gut, krieche er hinter den Ofen, brummte Horvath; gleich darauf aber Czenczi's Erbleichen und Erröthen, ihre besorgten Blicke, die schlecht verhehlte

was sie ausbrüte, und dergleichen Dinge mehr, so daß im Grunde doch Niemand recht wisse, welchen Ausgang die Geschichte nehmen werde! — Während dieser und anderer Reden war im Gäßchen unten der Registrant seine Wege gegangen und der alte Drache in seine Höhle zurückgeschlüpft, und ich —

Hier hielt der Erzähler inne, denn einer seiner Zuhörer hatte in dem Bestreben, sich leise zu erheben und seinen Stuhl recht unbemerkt zurückzuschieben, mehr Geräusch verursacht, als dies vielleicht bei minderer Vorsicht der Fall gewesen wäre. Es war der Schreiber Ferencz, der nicht wenig verwirrt schien, die allgemeine Aufmerksamkeit durch diese Störung so ausschließend auf sich gezogen zu haben. Erst auf den wiederholten Anruf Horváth's, was es gäbe, stammelte er die Entschuldigung hervor, auf dem Platze, den er bisher eingenommen, verletze das grelle Kerzenlicht seine leidenden Augen, und er gedächte sich daher in die dunkleren Räume der Stube zurückzuziehen. Geh' Er nur lieber gleich zu Bette; kranke Leute taugen nicht zu den Gesunden! gab ihm Horváth rauh und hart zur Antwort, worauf aber Ferencz nach kurzem Besinnen mit unsicherer Stimme erwiderte, er wolle nichts von der anziehenden Erzählung des Herrn Steidler verlieren und daher, wenn es ihm vergönnt wäre, auf der Bank hinter dem Ofen Platz nehmen! — Auch gut, krieche er hinter den Ofen, brummte Horváth; gleich darauf aber Czenczi's Erbleichen und Erröthen, ihre besorgten Blicke, die schlecht verhehlte

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[0032] was sie ausbrüte, und dergleichen Dinge mehr, so daß im Grunde doch Niemand recht wisse, welchen Ausgang die Geschichte nehmen werde! — Während dieser und anderer Reden war im Gäßchen unten der Registrant seine Wege gegangen und der alte Drache in seine Höhle zurückgeschlüpft, und ich — Hier hielt der Erzähler inne, denn einer seiner Zuhörer hatte in dem Bestreben, sich leise zu erheben und seinen Stuhl recht unbemerkt zurückzuschieben, mehr Geräusch verursacht, als dies vielleicht bei minderer Vorsicht der Fall gewesen wäre. Es war der Schreiber Ferencz, der nicht wenig verwirrt schien, die allgemeine Aufmerksamkeit durch diese Störung so ausschließend auf sich gezogen zu haben. Erst auf den wiederholten Anruf Horváth's, was es gäbe, stammelte er die Entschuldigung hervor, auf dem Platze, den er bisher eingenommen, verletze das grelle Kerzenlicht seine leidenden Augen, und er gedächte sich daher in die dunkleren Räume der Stube zurückzuziehen. Geh' Er nur lieber gleich zu Bette; kranke Leute taugen nicht zu den Gesunden! gab ihm Horváth rauh und hart zur Antwort, worauf aber Ferencz nach kurzem Besinnen mit unsicherer Stimme erwiderte, er wolle nichts von der anziehenden Erzählung des Herrn Steidler verlieren und daher, wenn es ihm vergönnt wäre, auf der Bank hinter dem Ofen Platz nehmen! — Auch gut, krieche er hinter den Ofen, brummte Horváth; gleich darauf aber Czenczi's Erbleichen und Erröthen, ihre besorgten Blicke, die schlecht verhehlte

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:52:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:52:38Z)

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Zitationshilfe: Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/halm_lise_1910/32>, abgerufen am 28.03.2024.