Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Zimmer herum. -- Ja, ich habe mit Ihm zu reden, wiederholte er mit barschem, ja rauhem Tone, aber es war etwas in diesem Tone, als thäte er sich Gewalt an, fester und entschlossener zu scheinen, als er war. -- Ich will Ihm sagen, daß ich heute nach Vasarhely hinüberreite, um in den Weingärten nachzusehen, und morgen, setzte er nach einigem Zögern hinzu, morgen reise ich nach Ofen. -- Hier hielt er wieder inne, dann aber sich ein Herz fassend und das Unvermeidliche herausstoßend, sagte er, indem er aufstand und dem Schreiber den Rücken kehrend an den Tisch trat: Und dann will ich Ihm sagen, daß ich einen Andern zu meinem Buchhalter bestellt habe, und daß Er mein Haus noch heute verlassen muß! Ferencz zuckte bei diesen Worten zusammen wie Einer, dem ein Blitzstrahl hart vor den Füßen in die Erde schlägt. -- Hier ist Sein Dienstzeugniß, fuhr Horvath fort, ein Papier aus der Tasche ziehend und es abgewandt ihm hinreichend, und hier ist Sein rückständiger Lohn und ein Reise- und Zehrpfennig dazu! und damit warf er eine Rolle hin, die, im Falle berstend, den Tisch mit Goldstücken bedeckte. -- Er schwieg, als ob er eine Antwort erwartete; als diese aber ausblieb, wandte er sich um, und ein Blick auf den wie vernichtet dastehenden Schreiber genügte, ihn vollends zu entwaffnen. Er schritt auf Ferencz zu, und ihm mit der Hand auf die Schulter schlagend, sagte er: Er ist ein braver, geschickter, fleißiger Mensch, ich entbehre Ihn ungern und habe Ihn auch in meinem Zeugniß als treu Zimmer herum. — Ja, ich habe mit Ihm zu reden, wiederholte er mit barschem, ja rauhem Tone, aber es war etwas in diesem Tone, als thäte er sich Gewalt an, fester und entschlossener zu scheinen, als er war. — Ich will Ihm sagen, daß ich heute nach Vásárhely hinüberreite, um in den Weingärten nachzusehen, und morgen, setzte er nach einigem Zögern hinzu, morgen reise ich nach Ofen. — Hier hielt er wieder inne, dann aber sich ein Herz fassend und das Unvermeidliche herausstoßend, sagte er, indem er aufstand und dem Schreiber den Rücken kehrend an den Tisch trat: Und dann will ich Ihm sagen, daß ich einen Andern zu meinem Buchhalter bestellt habe, und daß Er mein Haus noch heute verlassen muß! Ferencz zuckte bei diesen Worten zusammen wie Einer, dem ein Blitzstrahl hart vor den Füßen in die Erde schlägt. — Hier ist Sein Dienstzeugniß, fuhr Horváth fort, ein Papier aus der Tasche ziehend und es abgewandt ihm hinreichend, und hier ist Sein rückständiger Lohn und ein Reise- und Zehrpfennig dazu! und damit warf er eine Rolle hin, die, im Falle berstend, den Tisch mit Goldstücken bedeckte. — Er schwieg, als ob er eine Antwort erwartete; als diese aber ausblieb, wandte er sich um, und ein Blick auf den wie vernichtet dastehenden Schreiber genügte, ihn vollends zu entwaffnen. Er schritt auf Ferencz zu, und ihm mit der Hand auf die Schulter schlagend, sagte er: Er ist ein braver, geschickter, fleißiger Mensch, ich entbehre Ihn ungern und habe Ihn auch in meinem Zeugniß als treu <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0049"/> Zimmer herum. — Ja, ich habe mit Ihm zu reden, wiederholte er mit barschem, ja rauhem Tone, aber es war etwas in diesem Tone, als thäte er sich Gewalt an, fester und entschlossener zu scheinen, als er war. — Ich will Ihm sagen, daß ich heute nach Vásárhely hinüberreite, um in den Weingärten nachzusehen, und morgen, setzte er nach einigem Zögern hinzu, morgen reise ich nach Ofen. — Hier hielt er wieder inne, dann aber sich ein Herz fassend und das Unvermeidliche herausstoßend, sagte er, indem er aufstand und dem Schreiber den Rücken kehrend an den Tisch trat: Und dann will ich Ihm sagen, daß ich einen Andern zu meinem Buchhalter bestellt habe, und daß Er mein Haus noch heute verlassen muß! Ferencz zuckte bei diesen Worten zusammen wie Einer, dem ein Blitzstrahl hart vor den Füßen in die Erde schlägt. — Hier ist Sein Dienstzeugniß, fuhr Horváth fort, ein Papier aus der Tasche ziehend und es abgewandt ihm hinreichend, und hier ist Sein rückständiger Lohn und ein Reise- und Zehrpfennig dazu! und damit warf er eine Rolle hin, die, im Falle berstend, den Tisch mit Goldstücken bedeckte. — Er schwieg, als ob er eine Antwort erwartete; als diese aber ausblieb, wandte er sich um, und ein Blick auf den wie vernichtet dastehenden Schreiber genügte, ihn vollends zu entwaffnen. Er schritt auf Ferencz zu, und ihm mit der Hand auf die Schulter schlagend, sagte er: Er ist ein braver, geschickter, fleißiger Mensch, ich entbehre Ihn ungern und habe Ihn auch in meinem Zeugniß als treu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0049]
Zimmer herum. — Ja, ich habe mit Ihm zu reden, wiederholte er mit barschem, ja rauhem Tone, aber es war etwas in diesem Tone, als thäte er sich Gewalt an, fester und entschlossener zu scheinen, als er war. — Ich will Ihm sagen, daß ich heute nach Vásárhely hinüberreite, um in den Weingärten nachzusehen, und morgen, setzte er nach einigem Zögern hinzu, morgen reise ich nach Ofen. — Hier hielt er wieder inne, dann aber sich ein Herz fassend und das Unvermeidliche herausstoßend, sagte er, indem er aufstand und dem Schreiber den Rücken kehrend an den Tisch trat: Und dann will ich Ihm sagen, daß ich einen Andern zu meinem Buchhalter bestellt habe, und daß Er mein Haus noch heute verlassen muß! Ferencz zuckte bei diesen Worten zusammen wie Einer, dem ein Blitzstrahl hart vor den Füßen in die Erde schlägt. — Hier ist Sein Dienstzeugniß, fuhr Horváth fort, ein Papier aus der Tasche ziehend und es abgewandt ihm hinreichend, und hier ist Sein rückständiger Lohn und ein Reise- und Zehrpfennig dazu! und damit warf er eine Rolle hin, die, im Falle berstend, den Tisch mit Goldstücken bedeckte. — Er schwieg, als ob er eine Antwort erwartete; als diese aber ausblieb, wandte er sich um, und ein Blick auf den wie vernichtet dastehenden Schreiber genügte, ihn vollends zu entwaffnen. Er schritt auf Ferencz zu, und ihm mit der Hand auf die Schulter schlagend, sagte er: Er ist ein braver, geschickter, fleißiger Mensch, ich entbehre Ihn ungern und habe Ihn auch in meinem Zeugniß als treu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T10:52:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T10:52:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |