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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.

Die Krone hatte nach beiden Seiten Opfer gebracht, um den
ersehnten Frieden im Reiche herzustellen. Die Anfänge Friedrichs
waren mühselig genug. Wie hätte sich von heute auf morgen
Schwäche in Macht verwandeln können! Es galt durch kluge
Rücksichtnahme auf die Fürsten, auf deren Wunsch er etwa Heer-
fahrten gegen Ungarn und Burgund aufgab, erst einmal Boden zu
gewinnen. Und schon machten sich die errungene Einheit und
kräftigere Leitung nach außen geltend; im Norden und Osten ge-
wann das Reich seine vorherrschende Stellung zurück. Polen wurde
in rascher Heerfahrt zu vorübergehender Unterwerfung gezwungen
(1157), Pommern ihm abgewandt und Schlesien an deutschfreund-
liche Fürsten gebracht. An dem abermals und nun dauernd zur
Königswürde (1158) erhobenen Böhmenherrscher gewann Friedrich
einen treuen Mitarbeiter und zu seinem zweiten Römerzuge selbst
von Ungarn kriegerische Beihilfe.

Aber auch im Innern Deutschlands war das Königtum Barba-
rossas trotz aller anfänglichen Vorsicht des Auftretens entfernt nicht
jener "Schemen", als den von Sybel es dargestellt hat. Noch be-
stand eine Fülle königlicher Rechte, die den Träger der Krone,
wenn er sie zu nutzen verstand, den Fürsten gegenüber hoch hinaus-
hob über die Stellung eines "ersten unter gleichen". Und Friedrich
war der Mann, sie wahrzunehmen! Als ein umsichtiger Haushalter
begann er sogleich den unmittelbaren Kronbesitz zu sammeln und
nach allen Seiten auszudehnen. Von dem Kern seiner schwäbischen
Hausgüter aus reichte nordöstlich bald eine nahezu geschlossene
Kette königlicher Besitzungen über Nürnberg und Eger bis ins
Vogtland. Westlich schuf Friedrich zwischen dem mittelrheinischen
Reichsbesitz und der burgenbeherrschten oberrheinischen Tiefebene
der staufischen Macht einen neuen Stützpunkt, indem er die Rhein-
pfalz seinem Stiefbruder Konrad übertrug (1156). Und vom Elsaß
griff er noch weiter nach dem Südwesten aus; denn nach Scheidung
seiner ersten kinderlosen Ehe vermählte er sich 1156 mit der Erbin
der Grafschaft Hochburgund, Beatrix, die nun die Stammmutter
aller späteren Staufer wurde. Der unmittelbare Besitz, den sie ihm
zubrachte, war höchst bedeutend, und daran anknüpfend, wußte
Friedrich, der den Einfluß des burgundischen Rektors Berthold von
Zähringen ostwärts auf die schweizerischen Gebiete abzulenken ver-
stand, hier nun allenthalben alte Reichsrechte, die ein volles Jahr-

führt. Zur Orientierung vgl. Simonsfeld, Jahrb. F. I., S. 468 ff., 709 ff. Das früher
für echt gehaltene "privilegium maius" mit noch viel reicheren, aber stark
anachronistischen, erst durch die Goldene Bulle von 1356 erklärlichen Zu-
geständnissen hat sich als Fälschung Herzog Rudolfs IV. von 1358/59 her-
ausgestellt.
II. Die Zeit der Staufer.

Die Krone hatte nach beiden Seiten Opfer gebracht, um den
ersehnten Frieden im Reiche herzustellen. Die Anfänge Friedrichs
waren mühselig genug. Wie hätte sich von heute auf morgen
Schwäche in Macht verwandeln können! Es galt durch kluge
Rücksichtnahme auf die Fürsten, auf deren Wunsch er etwa Heer-
fahrten gegen Ungarn und Burgund aufgab, erst einmal Boden zu
gewinnen. Und schon machten sich die errungene Einheit und
kräftigere Leitung nach außen geltend; im Norden und Osten ge-
wann das Reich seine vorherrschende Stellung zurück. Polen wurde
in rascher Heerfahrt zu vorübergehender Unterwerfung gezwungen
(1157), Pommern ihm abgewandt und Schlesien an deutschfreund-
liche Fürsten gebracht. An dem abermals und nun dauernd zur
Königswürde (1158) erhobenen Böhmenherrscher gewann Friedrich
einen treuen Mitarbeiter und zu seinem zweiten Römerzuge selbst
von Ungarn kriegerische Beihilfe.

Aber auch im Innern Deutschlands war das Königtum Barba-
rossas trotz aller anfänglichen Vorsicht des Auftretens entfernt nicht
jener „Schemen“, als den von Sybel es dargestellt hat. Noch be-
stand eine Fülle königlicher Rechte, die den Träger der Krone,
wenn er sie zu nutzen verstand, den Fürsten gegenüber hoch hinaus-
hob über die Stellung eines „ersten unter gleichen“. Und Friedrich
war der Mann, sie wahrzunehmen! Als ein umsichtiger Haushalter
begann er sogleich den unmittelbaren Kronbesitz zu sammeln und
nach allen Seiten auszudehnen. Von dem Kern seiner schwäbischen
Hausgüter aus reichte nordöstlich bald eine nahezu geschlossene
Kette königlicher Besitzungen über Nürnberg und Eger bis ins
Vogtland. Westlich schuf Friedrich zwischen dem mittelrheinischen
Reichsbesitz und der burgenbeherrschten oberrheinischen Tiefebene
der staufischen Macht einen neuen Stützpunkt, indem er die Rhein-
pfalz seinem Stiefbruder Konrad übertrug (1156). Und vom Elsaß
griff er noch weiter nach dem Südwesten aus; denn nach Scheidung
seiner ersten kinderlosen Ehe vermählte er sich 1156 mit der Erbin
der Grafschaft Hochburgund, Beatrix, die nun die Stammmutter
aller späteren Staufer wurde. Der unmittelbare Besitz, den sie ihm
zubrachte, war höchst bedeutend, und daran anknüpfend, wußte
Friedrich, der den Einfluß des burgundischen Rektors Berthold von
Zähringen ostwärts auf die schweizerischen Gebiete abzulenken ver-
stand, hier nun allenthalben alte Reichsrechte, die ein volles Jahr-

führt. Zur Orientierung vgl. Simonsfeld, Jahrb. F. I., S. 468 ff., 709 ff. Das früher
für echt gehaltene „privilegium maius“ mit noch viel reicheren, aber stark
anachronistischen, erst durch die Goldene Bulle von 1356 erklärlichen Zu-
geständnissen hat sich als Fälschung Herzog Rudolfs IV. von 1358/59 her-
ausgestellt.
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[118/0126] II. Die Zeit der Staufer. Die Krone hatte nach beiden Seiten Opfer gebracht, um den ersehnten Frieden im Reiche herzustellen. Die Anfänge Friedrichs waren mühselig genug. Wie hätte sich von heute auf morgen Schwäche in Macht verwandeln können! Es galt durch kluge Rücksichtnahme auf die Fürsten, auf deren Wunsch er etwa Heer- fahrten gegen Ungarn und Burgund aufgab, erst einmal Boden zu gewinnen. Und schon machten sich die errungene Einheit und kräftigere Leitung nach außen geltend; im Norden und Osten ge- wann das Reich seine vorherrschende Stellung zurück. Polen wurde in rascher Heerfahrt zu vorübergehender Unterwerfung gezwungen (1157), Pommern ihm abgewandt und Schlesien an deutschfreund- liche Fürsten gebracht. An dem abermals und nun dauernd zur Königswürde (1158) erhobenen Böhmenherrscher gewann Friedrich einen treuen Mitarbeiter und zu seinem zweiten Römerzuge selbst von Ungarn kriegerische Beihilfe. Aber auch im Innern Deutschlands war das Königtum Barba- rossas trotz aller anfänglichen Vorsicht des Auftretens entfernt nicht jener „Schemen“, als den von Sybel es dargestellt hat. Noch be- stand eine Fülle königlicher Rechte, die den Träger der Krone, wenn er sie zu nutzen verstand, den Fürsten gegenüber hoch hinaus- hob über die Stellung eines „ersten unter gleichen“. Und Friedrich war der Mann, sie wahrzunehmen! Als ein umsichtiger Haushalter begann er sogleich den unmittelbaren Kronbesitz zu sammeln und nach allen Seiten auszudehnen. Von dem Kern seiner schwäbischen Hausgüter aus reichte nordöstlich bald eine nahezu geschlossene Kette königlicher Besitzungen über Nürnberg und Eger bis ins Vogtland. Westlich schuf Friedrich zwischen dem mittelrheinischen Reichsbesitz und der burgenbeherrschten oberrheinischen Tiefebene der staufischen Macht einen neuen Stützpunkt, indem er die Rhein- pfalz seinem Stiefbruder Konrad übertrug (1156). Und vom Elsaß griff er noch weiter nach dem Südwesten aus; denn nach Scheidung seiner ersten kinderlosen Ehe vermählte er sich 1156 mit der Erbin der Grafschaft Hochburgund, Beatrix, die nun die Stammmutter aller späteren Staufer wurde. Der unmittelbare Besitz, den sie ihm zubrachte, war höchst bedeutend, und daran anknüpfend, wußte Friedrich, der den Einfluß des burgundischen Rektors Berthold von Zähringen ostwärts auf die schweizerischen Gebiete abzulenken ver- stand, hier nun allenthalben alte Reichsrechte, die ein volles Jahr- 1) 1) führt. Zur Orientierung vgl. Simonsfeld, Jahrb. F. I., S. 468 ff., 709 ff. Das früher für echt gehaltene „privilegium maius“ mit noch viel reicheren, aber stark anachronistischen, erst durch die Goldene Bulle von 1356 erklärlichen Zu- geständnissen hat sich als Fälschung Herzog Rudolfs IV. von 1358/59 her- ausgestellt.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/126>, abgerufen am 21.11.2024.