Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.I. Die Zeit der Salier. Urenkel Herzog Konrads des Roten von Lothringen und einerTochter Ottos d. Gr., als Kandidaten in Betracht kamen1). Das Herzogtum Kärnthen war dieser Linie unter dem letzten Kaiser verloren gegangen; in dem Anteil an dem fränkischen Hausbesitz war der ältere Konrad2) durch den frühen Tod seines Vaters stark zu kurz gekommen, aber das Erstgeburtsrecht gab ihm den Vor- zug. Maßgebend für die Parteibildung war die Stellung zu den großen kirchenpolitischen Fragen. Eine starke rechtsrheinische Partei, namentlich die Bischöfe mit Aribo von Mainz an der Spitze, entschied sich für den älteren Konrad, weil sie von ihm keine Fortführung der kirchlichen Reform Heinrichs II. erwartete. Eine Minderheit: die lothringischen Herzoge mit dem Erzbischof Pilgrim von Köln setzten als Anhänger der Reform ihre Hoffnung auf den jüngeren Vetter. Über die eigentliche Wahlhandlung auf einer Grenzebene 1) Das Verwandtschaftsverhältnis ergibt folgender Stammbaum: Konrad d. Rote -- Liutgard Otto Herz. v. Kärnthen (+ 1004) [Spaltenumbruch] Heinrich (+ vor 1000) Konrad (II.) d. Ä. [Spaltenumbruch] Bruno (Papst Gregor V.) [Spaltenumbruch] Konrad (+ 1011) (Herz. v. Kärnthen) Konrad d. J. (Herz. v. Worms). [Spaltenumbruch] Wilhelm (Bisch. v. Straßb.) 2) Grundlegend und bisher kaum in irgend einem wesentlichen Punkte überholt sind die Jahrbücher des deutschen Reiches unter Konrad II. von H. Bresslau. 2 Bde. 1879, 1884. Alle seitherigen Darstellungen beruhen darauf. Von Bresslau ist auch schon bald die Ausgabe der Urkunden in den M. G. zu erwarten. 3) Das rechtsrheinische Kamba gegenüber Oppenheim ist nur als Lager- platz des schwäbischen Stammes zu erweisen. Die Wahlebene ist wohl auf dem linken Ufer zu suchen, vielleicht bei Lörzweiler, nach Vermutung von Schädel, Mainzer Schulprogr. 1896. 4) Lindners Bezweiflung ist gegenstandslos.
I. Die Zeit der Salier. Urenkel Herzog Konrads des Roten von Lothringen und einerTochter Ottos d. Gr., als Kandidaten in Betracht kamen1). Das Herzogtum Kärnthen war dieser Linie unter dem letzten Kaiser verloren gegangen; in dem Anteil an dem fränkischen Hausbesitz war der ältere Konrad2) durch den frühen Tod seines Vaters stark zu kurz gekommen, aber das Erstgeburtsrecht gab ihm den Vor- zug. Maßgebend für die Parteibildung war die Stellung zu den großen kirchenpolitischen Fragen. Eine starke rechtsrheinische Partei, namentlich die Bischöfe mit Aribo von Mainz an der Spitze, entschied sich für den älteren Konrad, weil sie von ihm keine Fortführung der kirchlichen Reform Heinrichs II. erwartete. Eine Minderheit: die lothringischen Herzoge mit dem Erzbischof Pilgrim von Köln setzten als Anhänger der Reform ihre Hoffnung auf den jüngeren Vetter. Über die eigentliche Wahlhandlung auf einer Grenzebene 1) Das Verwandtschaftsverhältnis ergibt folgender Stammbaum: Konrad d. Rote — Liutgard Otto Herz. v. Kärnthen († 1004) [Spaltenumbruch] Heinrich († vor 1000) Konrad (II.) d. Ä. [Spaltenumbruch] Bruno (Papst Gregor V.) [Spaltenumbruch] Konrad († 1011) (Herz. v. Kärnthen) Konrad d. J. (Herz. v. Worms). [Spaltenumbruch] Wilhelm (Bisch. v. Straßb.) 2) Grundlegend und bisher kaum in irgend einem wesentlichen Punkte überholt sind die Jahrbücher des deutschen Reiches unter Konrad II. von H. Bresslau. 2 Bde. 1879, 1884. Alle seitherigen Darstellungen beruhen darauf. Von Bresslau ist auch schon bald die Ausgabe der Urkunden in den M. G. zu erwarten. 3) Das rechtsrheinische Kamba gegenüber Oppenheim ist nur als Lager- platz des schwäbischen Stammes zu erweisen. Die Wahlebene ist wohl auf dem linken Ufer zu suchen, vielleicht bei Lörzweiler, nach Vermutung von Schädel, Mainzer Schulprogr. 1896. 4) Lindners Bezweiflung ist gegenstandslos.
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I. Die Zeit der Salier.
Urenkel Herzog Konrads des Roten von Lothringen und einer
Tochter Ottos d. Gr., als Kandidaten in Betracht kamen 1). Das
Herzogtum Kärnthen war dieser Linie unter dem letzten Kaiser
verloren gegangen; in dem Anteil an dem fränkischen Hausbesitz
war der ältere Konrad 2) durch den frühen Tod seines Vaters stark
zu kurz gekommen, aber das Erstgeburtsrecht gab ihm den Vor-
zug. Maßgebend für die Parteibildung war die Stellung zu den
großen kirchenpolitischen Fragen. Eine starke rechtsrheinische
Partei, namentlich die Bischöfe mit Aribo von Mainz an der
Spitze, entschied sich für den älteren Konrad, weil sie von ihm
keine Fortführung der kirchlichen Reform Heinrichs II. erwartete.
Eine Minderheit: die lothringischen Herzoge mit dem Erzbischof
Pilgrim von Köln setzten als Anhänger der Reform ihre Hoffnung
auf den jüngeren Vetter.
Über die eigentliche Wahlhandlung auf einer Grenzebene
zwischen den Gebieten von Mainz und Worms 3) hat man sich
früher nach dem durch Uhlands dichterische Umschreibung volks-
tümlich gewordenen Bericht des Augenzeugen 4) Wipo falsche Vor-
stellungen gemacht; denn er zeigt mehr rhetorischen Aufputz, als
bis zum Kern der Dinge dringendes Verständnis. Nicht um ein
Aussieben nach dem Grade der Tüchtigkeit und eine Volksent-
scheidung zwischen den beiden Auserwählten handelte es sich,
nur noch darum, die nordwestdeutsche Minderheit für den älteren
Konrad zu gewinnen. Wenigstens mit dem Gegenkandidaten selbst
gelang das noch vor der Wahl, mit dem Haupte seiner Partei,
dem Kölner Erzbischof, bald nach der Krönung; als auch die
Sachsen dem Stammesfremden, an den nun das Königtum überging,
gegen Bestätigung ihres alten Rechtes huldigten, war die Aner-
1) Das Verwandtschaftsverhältnis ergibt folgender Stammbaum:
Konrad d. Rote — Liutgard
Otto Herz. v. Kärnthen († 1004)
Heinrich
(† vor 1000)
Konrad (II.) d. Ä.
Bruno
(Papst Gregor V.)
Konrad († 1011)
(Herz. v. Kärnthen)
Konrad d. J. (Herz. v. Worms).
Wilhelm
(Bisch. v. Straßb.)
2) Grundlegend und bisher kaum in irgend einem wesentlichen Punkte
überholt sind die Jahrbücher des deutschen Reiches unter Konrad II. von
H. Bresslau. 2 Bde. 1879, 1884. Alle seitherigen Darstellungen beruhen
darauf. Von Bresslau ist auch schon bald die Ausgabe der Urkunden in den
M. G. zu erwarten.
3) Das rechtsrheinische Kamba gegenüber Oppenheim ist nur als Lager-
platz des schwäbischen Stammes zu erweisen. Die Wahlebene ist wohl auf
dem linken Ufer zu suchen, vielleicht bei Lörzweiler, nach Vermutung von
Schädel, Mainzer Schulprogr. 1896.
4) Lindners Bezweiflung ist gegenstandslos.
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