Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.II. Die Zeit der Staufer. politik Barbarossas. Sie stand denn auch im Hintergrunde seinesneuausbrechenden Kampfes mit der Kurie1), aber mangels einer rechtlichen Handhabe wurden geflissentlich andre Streitpunkte in den Vordergrund geschoben. Friedrich erschien schon im Beginn des Konfliktes als der Die letzten Tage Lucius' III. gemahnen in ihrer Stimmung an 1) Darüber unterrichtet am besten das noch heute unübertroffene, auch
in Einzelheiten nur wenig zu berichtigende Buch von Scheffer-Boichorst, Kaiser F. I. letzter Streit m. d. Kurie. 1866. Vgl. dazu Simsons Darstellung in Giesebrecht VI. II. Die Zeit der Staufer. politik Barbarossas. Sie stand denn auch im Hintergrunde seinesneuausbrechenden Kampfes mit der Kurie1), aber mangels einer rechtlichen Handhabe wurden geflissentlich andre Streitpunkte in den Vordergrund geschoben. Friedrich erschien schon im Beginn des Konfliktes als der Die letzten Tage Lucius' III. gemahnen in ihrer Stimmung an 1) Darüber unterrichtet am besten das noch heute unübertroffene, auch
in Einzelheiten nur wenig zu berichtigende Buch von Scheffer-Boichorst, Kaiser F. I. letzter Streit m. d. Kurie. 1866. Vgl. dazu Simsons Darstellung in Giesebrecht VI. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0174" n="166"/><fw place="top" type="header">II. Die Zeit der Staufer.</fw><lb/> politik Barbarossas. Sie stand denn auch im Hintergrunde seines<lb/> neuausbrechenden Kampfes mit der Kurie<note place="foot" n="1)">Darüber unterrichtet am besten das noch heute unübertroffene, auch<lb/> in Einzelheiten nur wenig zu berichtigende Buch von Scheffer-Boichorst,<lb/> Kaiser F. I. letzter Streit m. d. Kurie. 1866. Vgl. dazu Simsons Darstellung<lb/> in Giesebrecht VI.</note>, aber mangels einer<lb/> rechtlichen Handhabe wurden geflissentlich andre Streitpunkte in<lb/> den Vordergrund geschoben.</p><lb/> <p>Friedrich erschien schon im Beginn des Konfliktes als der<lb/> weit überlegene Teil in der klugen Sicherung seiner Stellung, dem<lb/> zähen Festhalten des Rechtsstandpunktes und der unbeirrten Ver-<lb/> folgung seiner Ziele. Um einem erneuten Bunde zwischen Papsttum<lb/> und Lombarden die Spitze abzubrechen, wußte er mit überraschender<lb/> Schwenkung Mailand und seinen mächtigen Anhang durch Sonder-<lb/> vorteile gänzlich auf seine Seite zu ziehen, sie sogar zur Beschirmung<lb/> des italienischen Reichsbesitzes zu verpflichten. Völlig ausgesöhnt,<lb/> rechnete die alte Feindin es sich zur hohen Ehre, daß die Ver-<lb/> mählung des deutschen Thronfolgers mit der Erbin Siziliens in<lb/> ihren Mauern prunkvoll gefeiert, und dabei Heinrich vom Patriarchen<lb/> von Aquileia zum König von Italien gekrönt wurde (Jan. 1186).<lb/> Griff man damit ein in das Gewohnheitsrecht des Mailänder Erz-<lb/> bischofs, so zeigte der nach spätantikem Vorbild Heinrich verliehene<lb/> Tites eines Caesar, daß man nötigenfalls auch ohne päpstliche Zu-<lb/> stimmung auf dem Wege der kaiserlichen Mitregierung vorzuschreiten<lb/> gedachte. Mailänder Erzbischof und Papst aber waren damals schon<lb/> ein und dieselbe Person.</p><lb/> <p>Die letzten Tage Lucius' III. gemahnen in ihrer Stimmung an<lb/> das Ende eines Alexander II. oder Hadrian IV., und wie damals,<lb/> so fanden auch jetzt Spannung und Kampfesbereitschaft ihren<lb/> schärfsten Ausdruck in der Erhebung eines ganz ausgesprochenen<lb/> kaiserlichen Gegners auf den Stuhl Petri (Ende 1185). Urban III.<lb/> (1185‒1187), ob der früheren Verfolgung seiner Mailänder Familie<lb/> von persönlicher Rachsucht gegen Friedrich erfüllt, begabt und hoch-<lb/> gebildet, aber leidenschaftlich und skrupellos, begnügte sich bald<lb/> nicht mehr mit heimlichen Gegenwirkungen, sondern stürzte sich<lb/> blind in den Kampf, indem er in offener Mißachtung der im Ein-<lb/> klang mit dem Wormser Konkordat bisher geübten Rechte des<lb/> Kaisers den Trierer Gegenkandidaten anerkannte und ohne vorher-<lb/> gehende Regalienbelehnung zum Erzbischof weihte. Zu spät suchte<lb/> er dann nach Bundesgenossen. In Italien bot sich einzig Cremona<lb/> dar, das durch das Mailänder Bündnis Friedrichs in die schärfste<lb/> Oppositionsstellung gedrängt und von der kaiserlichen Acht bedroht<lb/> war. Aber die geheime Förderung der Kurie rettete die stolze<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0174]
II. Die Zeit der Staufer.
politik Barbarossas. Sie stand denn auch im Hintergrunde seines
neuausbrechenden Kampfes mit der Kurie 1), aber mangels einer
rechtlichen Handhabe wurden geflissentlich andre Streitpunkte in
den Vordergrund geschoben.
Friedrich erschien schon im Beginn des Konfliktes als der
weit überlegene Teil in der klugen Sicherung seiner Stellung, dem
zähen Festhalten des Rechtsstandpunktes und der unbeirrten Ver-
folgung seiner Ziele. Um einem erneuten Bunde zwischen Papsttum
und Lombarden die Spitze abzubrechen, wußte er mit überraschender
Schwenkung Mailand und seinen mächtigen Anhang durch Sonder-
vorteile gänzlich auf seine Seite zu ziehen, sie sogar zur Beschirmung
des italienischen Reichsbesitzes zu verpflichten. Völlig ausgesöhnt,
rechnete die alte Feindin es sich zur hohen Ehre, daß die Ver-
mählung des deutschen Thronfolgers mit der Erbin Siziliens in
ihren Mauern prunkvoll gefeiert, und dabei Heinrich vom Patriarchen
von Aquileia zum König von Italien gekrönt wurde (Jan. 1186).
Griff man damit ein in das Gewohnheitsrecht des Mailänder Erz-
bischofs, so zeigte der nach spätantikem Vorbild Heinrich verliehene
Tites eines Caesar, daß man nötigenfalls auch ohne päpstliche Zu-
stimmung auf dem Wege der kaiserlichen Mitregierung vorzuschreiten
gedachte. Mailänder Erzbischof und Papst aber waren damals schon
ein und dieselbe Person.
Die letzten Tage Lucius' III. gemahnen in ihrer Stimmung an
das Ende eines Alexander II. oder Hadrian IV., und wie damals,
so fanden auch jetzt Spannung und Kampfesbereitschaft ihren
schärfsten Ausdruck in der Erhebung eines ganz ausgesprochenen
kaiserlichen Gegners auf den Stuhl Petri (Ende 1185). Urban III.
(1185‒1187), ob der früheren Verfolgung seiner Mailänder Familie
von persönlicher Rachsucht gegen Friedrich erfüllt, begabt und hoch-
gebildet, aber leidenschaftlich und skrupellos, begnügte sich bald
nicht mehr mit heimlichen Gegenwirkungen, sondern stürzte sich
blind in den Kampf, indem er in offener Mißachtung der im Ein-
klang mit dem Wormser Konkordat bisher geübten Rechte des
Kaisers den Trierer Gegenkandidaten anerkannte und ohne vorher-
gehende Regalienbelehnung zum Erzbischof weihte. Zu spät suchte
er dann nach Bundesgenossen. In Italien bot sich einzig Cremona
dar, das durch das Mailänder Bündnis Friedrichs in die schärfste
Oppositionsstellung gedrängt und von der kaiserlichen Acht bedroht
war. Aber die geheime Förderung der Kurie rettete die stolze
1) Darüber unterrichtet am besten das noch heute unübertroffene, auch
in Einzelheiten nur wenig zu berichtigende Buch von Scheffer-Boichorst,
Kaiser F. I. letzter Streit m. d. Kurie. 1866. Vgl. dazu Simsons Darstellung
in Giesebrecht VI.
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