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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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§ 18. Entscheidungskampf zwischen Kaisertum u. Papsttum (1239-1250).
daß hier große, zukunftreiche Gedanken in den Machtstreit ge-
worfen wurden.

Aus den Schwankungen des hin und her wogenden Kampfes
gilt es hier nur einige Hauptmomente herauszuheben. Vor einem
allgemeinen, von den Kardinälen zu berufenden, unparteiischen
Konzil wollte Friedrich seine Anklagen gegen den Papst vertreten.
In anderm Sinne aber berief Gregor, der sich bei einem ersten
kaiserlichen Angriff nur mit Mühe der schon wankenden Treue
der Bevölkerung versichert hatte (1240), auf Ostern 1241 eine
Synode nach Rom. Sein Einfluß auf sie war von vornherein ge-
sichert; dem Kaiser wurde die Rolle einer gleichberechtigten Partei
nicht zugestanden, wie Otto IV. sollte er gerichtet, seines Amtes
entsetzt werden. Friedrich ließ öffentlich keinen Zweifel darüber,
daß er ein solches Konzil mit allen Mitteln verhindern werde, und
als die auswärtigen Prälaten gleichwohl wagten, auf genuesischer
Flotte von Südfrankreich her Rom zu erreichen, schlug sein Ad-
miral mit sizilischen und pisanischen Schiffen die Genueser in
einem glänzenden Seesiege südöstlich von Elba und nahm über
hundert Geistliche, darunter drei Kardinäle, gefangen (Mai 1241).
Dieser Erfolg machte zwar in den Weststaaten böses Blut, aber
steigerte doch auch die Furcht vor der Macht des Kaisers und
hinderte den Absetzungsplan. Als Friedrich dann den Papst aufs
neue in Rom selbst bedrängte und bei der Bürgerschaft, ja im
Kardinalskolleg wachsenden Anhang fand, stand er etwa auf dem
Punkte Heinrichs IV. von 1084 oder Friedrichs I. von 1167.
Diesmal entwischte der Papst zwar nicht, aber er starb (Aug. 1241),
und wenn nun auch die nach dem kurzen Pontifikate Coelestins IV. ein-
tretende über anderthalbjährige Sedisvakanz dem Kaiser willkommene
Gelegenheit zu weiterer Machtbefestigung gab, so machte sie doch
auch einen Friedenschluß unmöglich, und die Kardinäle verschoben
die Neuwahl, bis Friedrich den letzten ihrer gefangenen Kollegen
in Freiheit setzte (1243).

Inzwischen hatte eine furchtbare auswärtige Gefahr das deutsche
Reich bedroht.1) Die neue Weltmacht des Mongolenherrschers
Temudschin Dschingiskhan hatte zuerst den fernen asiatischen Osten
verbunden mit den Grenzlanden Europas. Trotz der Teilung der
Gewalt nach seinem Tode (1227) war die Stoßkraft gegen den
Westen unvermindert. Seinem Enkel Batu erlagen die russischen
Fürstentümer (1237-40) und Ungarn (April 1241); eine andre
Heeresabteilung unterwarf Polen, brachte Herzog Heinrich II. dem

1) Statt aller sonstigen Literatur verweise ich nur auf Strakosch-Graßmann,
D. Einfall der Mongolen in Mitteleuropa (1893).
16*

§ 18. Entscheidungskampf zwischen Kaisertum u. Papsttum (1239‒1250).
daß hier große, zukunftreiche Gedanken in den Machtstreit ge-
worfen wurden.

Aus den Schwankungen des hin und her wogenden Kampfes
gilt es hier nur einige Hauptmomente herauszuheben. Vor einem
allgemeinen, von den Kardinälen zu berufenden, unparteiischen
Konzil wollte Friedrich seine Anklagen gegen den Papst vertreten.
In anderm Sinne aber berief Gregor, der sich bei einem ersten
kaiserlichen Angriff nur mit Mühe der schon wankenden Treue
der Bevölkerung versichert hatte (1240), auf Ostern 1241 eine
Synode nach Rom. Sein Einfluß auf sie war von vornherein ge-
sichert; dem Kaiser wurde die Rolle einer gleichberechtigten Partei
nicht zugestanden, wie Otto IV. sollte er gerichtet, seines Amtes
entsetzt werden. Friedrich ließ öffentlich keinen Zweifel darüber,
daß er ein solches Konzil mit allen Mitteln verhindern werde, und
als die auswärtigen Prälaten gleichwohl wagten, auf genuesischer
Flotte von Südfrankreich her Rom zu erreichen, schlug sein Ad-
miral mit sizilischen und pisanischen Schiffen die Genueser in
einem glänzenden Seesiege südöstlich von Elba und nahm über
hundert Geistliche, darunter drei Kardinäle, gefangen (Mai 1241).
Dieser Erfolg machte zwar in den Weststaaten böses Blut, aber
steigerte doch auch die Furcht vor der Macht des Kaisers und
hinderte den Absetzungsplan. Als Friedrich dann den Papst aufs
neue in Rom selbst bedrängte und bei der Bürgerschaft, ja im
Kardinalskolleg wachsenden Anhang fand, stand er etwa auf dem
Punkte Heinrichs IV. von 1084 oder Friedrichs I. von 1167.
Diesmal entwischte der Papst zwar nicht, aber er starb (Aug. 1241),
und wenn nun auch die nach dem kurzen Pontifikate Coelestins IV. ein-
tretende über anderthalbjährige Sedisvakanz dem Kaiser willkommene
Gelegenheit zu weiterer Machtbefestigung gab, so machte sie doch
auch einen Friedenschluß unmöglich, und die Kardinäle verschoben
die Neuwahl, bis Friedrich den letzten ihrer gefangenen Kollegen
in Freiheit setzte (1243).

Inzwischen hatte eine furchtbare auswärtige Gefahr das deutsche
Reich bedroht.1) Die neue Weltmacht des Mongolenherrschers
Temudschin Dschingiskhan hatte zuerst den fernen asiatischen Osten
verbunden mit den Grenzlanden Europas. Trotz der Teilung der
Gewalt nach seinem Tode (1227) war die Stoßkraft gegen den
Westen unvermindert. Seinem Enkel Batu erlagen die russischen
Fürstentümer (1237‒40) und Ungarn (April 1241); eine andre
Heeresabteilung unterwarf Polen, brachte Herzog Heinrich II. dem

1) Statt aller sonstigen Literatur verweise ich nur auf Strakosch-Graßmann,
D. Einfall der Mongolen in Mitteleuropa (1893).
16*
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[243/0251] § 18. Entscheidungskampf zwischen Kaisertum u. Papsttum (1239‒1250). daß hier große, zukunftreiche Gedanken in den Machtstreit ge- worfen wurden. Aus den Schwankungen des hin und her wogenden Kampfes gilt es hier nur einige Hauptmomente herauszuheben. Vor einem allgemeinen, von den Kardinälen zu berufenden, unparteiischen Konzil wollte Friedrich seine Anklagen gegen den Papst vertreten. In anderm Sinne aber berief Gregor, der sich bei einem ersten kaiserlichen Angriff nur mit Mühe der schon wankenden Treue der Bevölkerung versichert hatte (1240), auf Ostern 1241 eine Synode nach Rom. Sein Einfluß auf sie war von vornherein ge- sichert; dem Kaiser wurde die Rolle einer gleichberechtigten Partei nicht zugestanden, wie Otto IV. sollte er gerichtet, seines Amtes entsetzt werden. Friedrich ließ öffentlich keinen Zweifel darüber, daß er ein solches Konzil mit allen Mitteln verhindern werde, und als die auswärtigen Prälaten gleichwohl wagten, auf genuesischer Flotte von Südfrankreich her Rom zu erreichen, schlug sein Ad- miral mit sizilischen und pisanischen Schiffen die Genueser in einem glänzenden Seesiege südöstlich von Elba und nahm über hundert Geistliche, darunter drei Kardinäle, gefangen (Mai 1241). Dieser Erfolg machte zwar in den Weststaaten böses Blut, aber steigerte doch auch die Furcht vor der Macht des Kaisers und hinderte den Absetzungsplan. Als Friedrich dann den Papst aufs neue in Rom selbst bedrängte und bei der Bürgerschaft, ja im Kardinalskolleg wachsenden Anhang fand, stand er etwa auf dem Punkte Heinrichs IV. von 1084 oder Friedrichs I. von 1167. Diesmal entwischte der Papst zwar nicht, aber er starb (Aug. 1241), und wenn nun auch die nach dem kurzen Pontifikate Coelestins IV. ein- tretende über anderthalbjährige Sedisvakanz dem Kaiser willkommene Gelegenheit zu weiterer Machtbefestigung gab, so machte sie doch auch einen Friedenschluß unmöglich, und die Kardinäle verschoben die Neuwahl, bis Friedrich den letzten ihrer gefangenen Kollegen in Freiheit setzte (1243). Inzwischen hatte eine furchtbare auswärtige Gefahr das deutsche Reich bedroht. 1) Die neue Weltmacht des Mongolenherrschers Temudschin Dschingiskhan hatte zuerst den fernen asiatischen Osten verbunden mit den Grenzlanden Europas. Trotz der Teilung der Gewalt nach seinem Tode (1227) war die Stoßkraft gegen den Westen unvermindert. Seinem Enkel Batu erlagen die russischen Fürstentümer (1237‒40) und Ungarn (April 1241); eine andre Heeresabteilung unterwarf Polen, brachte Herzog Heinrich II. dem 1) Statt aller sonstigen Literatur verweise ich nur auf Strakosch-Graßmann, D. Einfall der Mongolen in Mitteleuropa (1893). 16*

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/251>, abgerufen am 18.12.2024.