Dies Buch möchte nicht nur belehren, sondern auch anregen, nicht nur studiert, sondern auch gern gelesen sein. Ich versuchte, viel unnützen Ballast, der in den landläufigen Lehrbüchern mit- geschleppt wird, über Bord zu werfen, um dafür dem Wesentlichen und Lebensvollen, soweit das auf beschränktem Raume möglich ist, zu seinem Recht zu verhelfen. Sollte mir das einigermaßen ge- lungen sein, so würde ich mich über einzelne Irrtümer und Ver- sehen, die gewiß nicht fehlen, trösten und wäre für ihre Aufzeigung dankbar. Der gewählte Titel soll andeuten, daß hier, wie es im Plane dieser Sammlung liegt, nicht ein Gesamtbild der deutschen Geschichte in der salischen und staufischen Epoche erwartet werden darf, sondern daß im Mittelpunkt der Darstellung durchaus die staatliche Entwicklung steht, in der die führenden Persönlichkeiten ja ganz anders hervortreten, als etwa in der verfassungsrechtlichen und wirtschaftlichen, deren Schilderung anderen Bändchen vor- behalten ist. Daß ich diesen Zeitraum zuerst behandelt habe und nicht etwa das frühere deutsche Mittelalter, das, wie ich hoffe, folgen soll, beruht auf persönlichen Ursachen. Die Überweisung auch der Ottonenzeit, die rein sachlich die natürliche Grundlegung für die vorliegende Darstellung abgegeben hätte, an das erste Bändchen erklärt sich lediglich aus Rücksichten einer gleichmäßigeren Raumverteilung; Bedeutung und Fülle der Ereignisse während der Hochblüte des deutschen Mittelalters haben ohnehin den zu- gemessenen Umfang schon etwas auf Kosten der früheren Epoche überschreiten lassen. Bei den Literaturangaben habe ich mich grundsätzlich auf die wertvolleren Schriften beschränkt; für biblio- graphische Zwecke steht ja neben anderen Hilfsmitteln die Quellen- kunde von Dahlmann-Waitz zur Verfügung. Auch hier galt es eben das Wesentliche herauszuheben. Nur wo es sich um neuere Forschungsergebnisse handelt, sind gelegentlich auch minderwichtigere Aufsätze und Dissertationen zum Beleg angeführt. Die den beiden Hauptabschnitten vorangeschickten Bemerkungen über die Geschichts- quellen sollen nur die notdürftigsten Fingerzeige geben, nicht etwa das Wissenswerte erschöpfen, denn gerade hierfür fehlt es nicht an bequemen Handbüchern. Auf die Andeutung der wichtigeren
Vorwort
Dies Buch möchte nicht nur belehren, sondern auch anregen, nicht nur studiert, sondern auch gern gelesen sein. Ich versuchte, viel unnützen Ballast, der in den landläufigen Lehrbüchern mit- geschleppt wird, über Bord zu werfen, um dafür dem Wesentlichen und Lebensvollen, soweit das auf beschränktem Raume möglich ist, zu seinem Recht zu verhelfen. Sollte mir das einigermaßen ge- lungen sein, so würde ich mich über einzelne Irrtümer und Ver- sehen, die gewiß nicht fehlen, trösten und wäre für ihre Aufzeigung dankbar. Der gewählte Titel soll andeuten, daß hier, wie es im Plane dieser Sammlung liegt, nicht ein Gesamtbild der deutschen Geschichte in der salischen und staufischen Epoche erwartet werden darf, sondern daß im Mittelpunkt der Darstellung durchaus die staatliche Entwicklung steht, in der die führenden Persönlichkeiten ja ganz anders hervortreten, als etwa in der verfassungsrechtlichen und wirtschaftlichen, deren Schilderung anderen Bändchen vor- behalten ist. Daß ich diesen Zeitraum zuerst behandelt habe und nicht etwa das frühere deutsche Mittelalter, das, wie ich hoffe, folgen soll, beruht auf persönlichen Ursachen. Die Überweisung auch der Ottonenzeit, die rein sachlich die natürliche Grundlegung für die vorliegende Darstellung abgegeben hätte, an das erste Bändchen erklärt sich lediglich aus Rücksichten einer gleichmäßigeren Raumverteilung; Bedeutung und Fülle der Ereignisse während der Hochblüte des deutschen Mittelalters haben ohnehin den zu- gemessenen Umfang schon etwas auf Kosten der früheren Epoche überschreiten lassen. Bei den Literaturangaben habe ich mich grundsätzlich auf die wertvolleren Schriften beschränkt; für biblio- graphische Zwecke steht ja neben anderen Hilfsmitteln die Quellen- kunde von Dahlmann-Waitz zur Verfügung. Auch hier galt es eben das Wesentliche herauszuheben. Nur wo es sich um neuere Forschungsergebnisse handelt, sind gelegentlich auch minderwichtigere Aufsätze und Dissertationen zum Beleg angeführt. Die den beiden Hauptabschnitten vorangeschickten Bemerkungen über die Geschichts- quellen sollen nur die notdürftigsten Fingerzeige geben, nicht etwa das Wissenswerte erschöpfen, denn gerade hierfür fehlt es nicht an bequemen Handbüchern. Auf die Andeutung der wichtigeren
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Vorwort
Dies Buch möchte nicht nur belehren, sondern auch anregen,
nicht nur studiert, sondern auch gern gelesen sein. Ich versuchte,
viel unnützen Ballast, der in den landläufigen Lehrbüchern mit-
geschleppt wird, über Bord zu werfen, um dafür dem Wesentlichen
und Lebensvollen, soweit das auf beschränktem Raume möglich ist,
zu seinem Recht zu verhelfen. Sollte mir das einigermaßen ge-
lungen sein, so würde ich mich über einzelne Irrtümer und Ver-
sehen, die gewiß nicht fehlen, trösten und wäre für ihre Aufzeigung
dankbar. Der gewählte Titel soll andeuten, daß hier, wie es im
Plane dieser Sammlung liegt, nicht ein Gesamtbild der deutschen
Geschichte in der salischen und staufischen Epoche erwartet werden
darf, sondern daß im Mittelpunkt der Darstellung durchaus die
staatliche Entwicklung steht, in der die führenden Persönlichkeiten
ja ganz anders hervortreten, als etwa in der verfassungsrechtlichen
und wirtschaftlichen, deren Schilderung anderen Bändchen vor-
behalten ist. Daß ich diesen Zeitraum zuerst behandelt habe und
nicht etwa das frühere deutsche Mittelalter, das, wie ich hoffe,
folgen soll, beruht auf persönlichen Ursachen. Die Überweisung
auch der Ottonenzeit, die rein sachlich die natürliche Grundlegung
für die vorliegende Darstellung abgegeben hätte, an das erste
Bändchen erklärt sich lediglich aus Rücksichten einer gleichmäßigeren
Raumverteilung; Bedeutung und Fülle der Ereignisse während der
Hochblüte des deutschen Mittelalters haben ohnehin den zu-
gemessenen Umfang schon etwas auf Kosten der früheren Epoche
überschreiten lassen. Bei den Literaturangaben habe ich mich
grundsätzlich auf die wertvolleren Schriften beschränkt; für biblio-
graphische Zwecke steht ja neben anderen Hilfsmitteln die Quellen-
kunde von Dahlmann-Waitz zur Verfügung. Auch hier galt es
eben das Wesentliche herauszuheben. Nur wo es sich um neuere
Forschungsergebnisse handelt, sind gelegentlich auch minderwichtigere
Aufsätze und Dissertationen zum Beleg angeführt. Die den beiden
Hauptabschnitten vorangeschickten Bemerkungen über die Geschichts-
quellen sollen nur die notdürftigsten Fingerzeige geben, nicht etwa
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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/5>, abgerufen am 21.11.2024.
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