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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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I. Die Zeit der Salier.
daß dem König die Hauptsache: die Trennung der Gegner dauernd
gelang. So war seine Sache in den folgenden drei Jahren in ent-
schiedenem Aufsteigen.

Geradezu glänzend aber waren seine diplomatischen Erfolge.
Man kann es kaum anders bezeichnen: während dreier Jahre ist
es ihm durch eine unvergleichliche Kunst, die offen mit allen Mitteln
der Hinhaltung, Verstellung und Bestechung arbeitete, gelungen,
einen Gegner wie Gregor VII. regelrecht an der Nase herumzu-
führen. Das wurde erleichtert dadurch, daß der Papst die Aus-
sichten des Gegenkönigs von vornherein nicht mit Unrecht gering
anschlug und daher eine Verständigung mit dem Salier gegen
entsprechende Zugeständnisse bevorzugt hätte, daß er überdies
während der ganzen Zeit wie hypnotisiert nur auf das eine Ziel
des Schiedsgerichtes über die Parteien stierte, das ja in der Tat
dem Papsttum den höchsten Triumph eingebracht haben würde,
und daß er aus diesem Grunde den abermaligen völligen Bruch
mit Heinrich, der das päpstliche Schiedsgericht mit Worten stets
anerkannte und es in die Wege leiten zu wollen schien, wieder
und wieder hinausschob. Darob gereizte Klagen der sächsischen
Opposition, die hier weit klarer sah als der Papst, Scheinfriedens-
verhandlungen ohne Ergebnis, Zerwürfnisse zwischen Rudolf und
den Sachsen, Festigung der königlichen Partei, wachsende Zuversicht
Heinrichs, der am Ende gar einen päpstlichen Unterhändler in
seinen heimlichen Dienst zu ziehen wußte und im Beginn des
Jahres 1080 vom Papste voll Übermut die Bannung Rudolfs unter
Drohung mit der Aufstellung eines Gegenpapstes gefordert haben soll.

Gregor mußte sich entschließen, mit seiner völlig verfehlten
Zauderpolitik zu brechen. Auf der Fastensynode von 1080 ver-
kündete er zum zweiten Male in der Form eines Gebetes an die
beiden Apostelfürsten den Bann über Heinrich. In den leiden-
schaftlich erregten Darlegungen klang der Zorn über die eigne
Niederlage nach. Konnte die Oberhoheit der Kurie nicht in jenem
Schiedsgerichte zum Ausdruck kommen, so sollte nun der Gegner
der päpstlichen Weltherrschaftstendenzen, die hier ganz unverhohlen
ausgesprochen und in dem großen programmatischen Schreiben an
Bischof Hermann von Metz (1081) noch eingehender begründet
wurden, zerschmettert werden. In prophetischem Tone sagte er am
Ostermontag von der Kanzel der Peterskirche herab Heinrichs Unter-
gang in einer ganz nahen Frist voraus und bat, ihm, dem Papste,
künftighin nicht mehr zu glauben, wenn sich das nicht bewahrheiten
sollte, so tief war er durchdrungen von der Gewißheit eines un-
mittelbaren Einschreitens der Apostel für ihre Kirche. -- Der
endgültigen Abkehr von Heinrich entsprach die Anerkennung Rudolfs

I. Die Zeit der Salier.
daß dem König die Hauptsache: die Trennung der Gegner dauernd
gelang. So war seine Sache in den folgenden drei Jahren in ent-
schiedenem Aufsteigen.

Geradezu glänzend aber waren seine diplomatischen Erfolge.
Man kann es kaum anders bezeichnen: während dreier Jahre ist
es ihm durch eine unvergleichliche Kunst, die offen mit allen Mitteln
der Hinhaltung, Verstellung und Bestechung arbeitete, gelungen,
einen Gegner wie Gregor VII. regelrecht an der Nase herumzu-
führen. Das wurde erleichtert dadurch, daß der Papst die Aus-
sichten des Gegenkönigs von vornherein nicht mit Unrecht gering
anschlug und daher eine Verständigung mit dem Salier gegen
entsprechende Zugeständnisse bevorzugt hätte, daß er überdies
während der ganzen Zeit wie hypnotisiert nur auf das eine Ziel
des Schiedsgerichtes über die Parteien stierte, das ja in der Tat
dem Papsttum den höchsten Triumph eingebracht haben würde,
und daß er aus diesem Grunde den abermaligen völligen Bruch
mit Heinrich, der das päpstliche Schiedsgericht mit Worten stets
anerkannte und es in die Wege leiten zu wollen schien, wieder
und wieder hinausschob. Darob gereizte Klagen der sächsischen
Opposition, die hier weit klarer sah als der Papst, Scheinfriedens-
verhandlungen ohne Ergebnis, Zerwürfnisse zwischen Rudolf und
den Sachsen, Festigung der königlichen Partei, wachsende Zuversicht
Heinrichs, der am Ende gar einen päpstlichen Unterhändler in
seinen heimlichen Dienst zu ziehen wußte und im Beginn des
Jahres 1080 vom Papste voll Übermut die Bannung Rudolfs unter
Drohung mit der Aufstellung eines Gegenpapstes gefordert haben soll.

Gregor mußte sich entschließen, mit seiner völlig verfehlten
Zauderpolitik zu brechen. Auf der Fastensynode von 1080 ver-
kündete er zum zweiten Male in der Form eines Gebetes an die
beiden Apostelfürsten den Bann über Heinrich. In den leiden-
schaftlich erregten Darlegungen klang der Zorn über die eigne
Niederlage nach. Konnte die Oberhoheit der Kurie nicht in jenem
Schiedsgerichte zum Ausdruck kommen, so sollte nun der Gegner
der päpstlichen Weltherrschaftstendenzen, die hier ganz unverhohlen
ausgesprochen und in dem großen programmatischen Schreiben an
Bischof Hermann von Metz (1081) noch eingehender begründet
wurden, zerschmettert werden. In prophetischem Tone sagte er am
Ostermontag von der Kanzel der Peterskirche herab Heinrichs Unter-
gang in einer ganz nahen Frist voraus und bat, ihm, dem Papste,
künftighin nicht mehr zu glauben, wenn sich das nicht bewahrheiten
sollte, so tief war er durchdrungen von der Gewißheit eines un-
mittelbaren Einschreitens der Apostel für ihre Kirche. — Der
endgültigen Abkehr von Heinrich entsprach die Anerkennung Rudolfs

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[56/0064] I. Die Zeit der Salier. daß dem König die Hauptsache: die Trennung der Gegner dauernd gelang. So war seine Sache in den folgenden drei Jahren in ent- schiedenem Aufsteigen. Geradezu glänzend aber waren seine diplomatischen Erfolge. Man kann es kaum anders bezeichnen: während dreier Jahre ist es ihm durch eine unvergleichliche Kunst, die offen mit allen Mitteln der Hinhaltung, Verstellung und Bestechung arbeitete, gelungen, einen Gegner wie Gregor VII. regelrecht an der Nase herumzu- führen. Das wurde erleichtert dadurch, daß der Papst die Aus- sichten des Gegenkönigs von vornherein nicht mit Unrecht gering anschlug und daher eine Verständigung mit dem Salier gegen entsprechende Zugeständnisse bevorzugt hätte, daß er überdies während der ganzen Zeit wie hypnotisiert nur auf das eine Ziel des Schiedsgerichtes über die Parteien stierte, das ja in der Tat dem Papsttum den höchsten Triumph eingebracht haben würde, und daß er aus diesem Grunde den abermaligen völligen Bruch mit Heinrich, der das päpstliche Schiedsgericht mit Worten stets anerkannte und es in die Wege leiten zu wollen schien, wieder und wieder hinausschob. Darob gereizte Klagen der sächsischen Opposition, die hier weit klarer sah als der Papst, Scheinfriedens- verhandlungen ohne Ergebnis, Zerwürfnisse zwischen Rudolf und den Sachsen, Festigung der königlichen Partei, wachsende Zuversicht Heinrichs, der am Ende gar einen päpstlichen Unterhändler in seinen heimlichen Dienst zu ziehen wußte und im Beginn des Jahres 1080 vom Papste voll Übermut die Bannung Rudolfs unter Drohung mit der Aufstellung eines Gegenpapstes gefordert haben soll. Gregor mußte sich entschließen, mit seiner völlig verfehlten Zauderpolitik zu brechen. Auf der Fastensynode von 1080 ver- kündete er zum zweiten Male in der Form eines Gebetes an die beiden Apostelfürsten den Bann über Heinrich. In den leiden- schaftlich erregten Darlegungen klang der Zorn über die eigne Niederlage nach. Konnte die Oberhoheit der Kurie nicht in jenem Schiedsgerichte zum Ausdruck kommen, so sollte nun der Gegner der päpstlichen Weltherrschaftstendenzen, die hier ganz unverhohlen ausgesprochen und in dem großen programmatischen Schreiben an Bischof Hermann von Metz (1081) noch eingehender begründet wurden, zerschmettert werden. In prophetischem Tone sagte er am Ostermontag von der Kanzel der Peterskirche herab Heinrichs Unter- gang in einer ganz nahen Frist voraus und bat, ihm, dem Papste, künftighin nicht mehr zu glauben, wenn sich das nicht bewahrheiten sollte, so tief war er durchdrungen von der Gewißheit eines un- mittelbaren Einschreitens der Apostel für ihre Kirche. — Der endgültigen Abkehr von Heinrich entsprach die Anerkennung Rudolfs

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/64>, abgerufen am 21.11.2024.