Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.demonstr. Theol. p. 9. Zwar so viel an GOtt ist/ geht sein Vorsatz allemahl dahin/ alle seine Ge- schöpffe glücklich zu machen (quaest. 12.) es werden ihm aber in der würcklichen Ausübung nicht nur von derselben Fähigkeit/ sondern auch von ihrem Willen Grentzen gesetzt. (quaest. 12.) Durch ei- nen bösen Willen/ oder den Misbrauch der Freyheit kommt das moralische Böse in die Welt/ welches seiner Natur nach hassenswürdig ist: solches aber zu lieben/ wäre eine Unvollen- kommenheit/ die man sich in GOtt nicht ohne Lästerung seines Wesens gedencken kan. GOtt befordert das Wohlseyn seiner Creaturen solcher- gestalt/ daß seine Vollenkommenheiten allezeit in völligem Glantz bleiben. Solchemnach sind die Wörter Johannis, daß GOtt| die Liebe sey/ eben so wenig eine zulängliche Beschreibung von GOtt/ als wenn Paulus sagt: Unser GOtt ist ein verzehrend Feuer. Ebr. XII. 29. Es ist an beyden Oertern eine figürliche Rede; davon die eine vorstellig macht/ daß GOtt auch die vollenkom- menste Art liebe/ die andere aber daß er auf die vollenkommenste Art zürne: das ist/ daß er zür- ne nach gerechten und heiligen Ursachen auf eine Art/ welche die Beschaffenheit seiner göttl. Natur erfordert. Es wird also hiemit nicht nur dasjenige bestätiget/ was wir bereits erinnert/ daß nemlich der Zorn so wenig als die Liebe in GOtt eine Gemühts-Bewegung (Erl. quaest. 4. & quaest. 21.) sondern daß solcher gar als eine Folge sei- ner
demonſtr. Theol. p. 9. Zwar ſo viel an GOtt iſt/ geht ſein Vorſatz allemahl dahin/ alle ſeine Ge- ſchoͤpffe gluͤcklich zu machen (quæſt. 12.) es werden ihm aber in der wuͤrcklichen Ausuͤbung nicht nur von derſelben Faͤhigkeit/ ſondern auch von ihrem Willen Grentzen geſetzt. (quæſt. 12.) Durch ei- nen boͤſen Willen/ oder den Misbrauch der Freyheit kommt das moraliſche Boͤſe in die Welt/ welches ſeiner Natur nach haſſenswuͤrdig iſt: ſolches aber zu lieben/ waͤre eine Unvollen- kommenheit/ die man ſich in GOtt nicht ohne Laͤſterung ſeines Weſens gedencken kan. GOtt befordert das Wohlſeyn ſeiner Creaturen ſolcher- geſtalt/ daß ſeine Vollenkommenheiten allezeit in voͤlligem Glantz bleiben. Solchemnach ſind die Woͤrter Johannis, daß GOtt| die Liebe ſey/ eben ſo wenig eine zulaͤngliche Beſchreibung von GOtt/ als wenn Paulus ſagt: Unſer GOtt iſt ein verzehrend Feuer. Ebr. XII. 29. Es iſt an beyden Oertern eine figuͤrliche Rede; davon die eine vorſtellig macht/ daß GOtt auch die vollenkom- menſte Art liebe/ die andere aber daß er auf die vollenkommenſte Art zuͤrne: das iſt/ daß er zuͤr- ne nach gerechten und heiligen Urſachen auf eine Art/ welche die Beſchaffenheit ſeiner goͤttl. Natur erfordert. Es wird alſo hiemit nicht nur dasjenige beſtaͤtiget/ was wir bereits erinnert/ daß nemlich der Zorn ſo wenig als die Liebe in GOtt eine Gemuͤhts-Bewegung (Erl. quæſt. 4. & quæſt. 21.) ſondern daß ſolcher gar als eine Folge ſei- ner
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demonſtr. Theol. p. 9. Zwar ſo viel an GOtt iſt/
geht ſein Vorſatz allemahl dahin/ alle ſeine Ge-
ſchoͤpffe gluͤcklich zu machen (quæſt. 12.) es werden
ihm aber in der wuͤrcklichen Ausuͤbung nicht nur
von derſelben Faͤhigkeit/ ſondern auch von ihrem
Willen Grentzen geſetzt. (quæſt. 12.) Durch ei-
nen boͤſen Willen/ oder den Misbrauch der
Freyheit kommt das moraliſche Boͤſe in die
Welt/ welches ſeiner Natur nach haſſenswuͤrdig
iſt: ſolches aber zu lieben/ waͤre eine Unvollen-
kommenheit/ die man ſich in GOtt nicht ohne
Laͤſterung ſeines Weſens gedencken kan. GOtt
befordert das Wohlſeyn ſeiner Creaturen ſolcher-
geſtalt/ daß ſeine Vollenkommenheiten allezeit
in voͤlligem Glantz bleiben. Solchemnach ſind
die Woͤrter Johannis, daß GOtt| die Liebe ſey/
eben ſo wenig eine zulaͤngliche Beſchreibung von
GOtt/ als wenn Paulus ſagt: Unſer GOtt iſt
ein verzehrend Feuer. Ebr. XII. 29. Es iſt an
beyden Oertern eine figuͤrliche Rede; davon die
eine vorſtellig macht/ daß GOtt auch die vollenkom-
menſte Art liebe/ die andere aber daß er auf die
vollenkommenſte Art zuͤrne: das iſt/ daß er zuͤr-
ne nach gerechten und heiligen Urſachen auf
eine Art/ welche die Beſchaffenheit ſeiner goͤttl.
Natur erfordert. Es wird alſo hiemit nicht nur
dasjenige beſtaͤtiget/ was wir bereits erinnert/
daß nemlich der Zorn ſo wenig als die Liebe in
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