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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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nach der Bedeutung der Wörter
und Beschaffenheit der Sachen
nohtwendig dieser seyn muß/ daß
das Gesetz ein Gefühl des göttl.
Zorns in dem Gemüht würcke und
zurück lasse?

Erläuterung.

Die Meynung des Flacii, daß das Gesetz ei-
gentlich den Zorn und einen Widerwillen gegen
GOtt wircke (videEj.Clav.Scripturae P. II. p. m. 410.)
kan wohl nicht verthädiget werden. Das Gesetz
verlanget nichts/ als was dem Menschen heilsam
und gut ist Rom. VII. 12. und also kan kein vernünf-
tiger Mensch wider GOTT murren/ daß er ihm
dasselbe fürgeschrieben: so kan ich auch darin ihm
nicht beyfallen/ daß des Apostels Meynung sey/
das Gesetz offenbahre Gottes Zorn: denn dieses
geschiehet in der Ausführung seiner allgemeinen
und besondern Gerichte. Es bleibt also nichts ü-
brig als das Gefühl des göttl. Zorns im Gewis-
sen/ welches ausser Zweiffel von dem Gesetz gewir-
cket wird: dieß Gefühl ist eine Folge der Erkännt-
niß unserer Sünden/ und diese kommt durchs Ge-
setz. Rom. III. 20. Der Sinn des Apostels/ wie
sichs aus dem Zusammenhang mit dem vorherge-
henden erkennen läst/ gehet dahin/ daß der Mensch
aus dem/ was er nach Gottes Gesetz gethan/ so
gar keinen Grund nehmen könne/ sich allerley Gu-

tes


nach der Bedeutung der Woͤrter
und Beſchaffenheit der Sachen
nohtwendig dieſer ſeyn muß/ daß
das Geſetz ein Gefuͤhl des goͤttl.
Zorns in dem Gemuͤht wuͤrcke und
zuruͤck laſſe?

Erlaͤuterung.

Die Meynung des Flacii, daß das Geſetz ei-
gentlich den Zorn und einen Widerwillen gegen
GOtt wircke (videEj.Clav.Scripturæ P. II. p. m. 410.)
kan wohl nicht verthaͤdiget werden. Das Geſetz
verlanget nichts/ als was dem Menſchen heilſam
und gut iſt Rom. VII. 12. und alſo kan kein vernuͤnf-
tiger Menſch wider GOTT murren/ daß er ihm
daſſelbe fuͤrgeſchrieben: ſo kan ich auch darin ihm
nicht beyfallen/ daß des Apoſtels Meynung ſey/
das Geſetz offenbahre Gottes Zorn: denn dieſes
geſchiehet in der Ausfuͤhrung ſeiner allgemeinen
und beſondern Gerichte. Es bleibt alſo nichts uͤ-
brig als das Gefuͤhl des goͤttl. Zorns im Gewiſ-
ſen/ welches auſſer Zweiffel von dem Geſetz gewir-
cket wird: dieß Gefuͤhl iſt eine Folge der Erkaͤnnt-
niß unſerer Suͤnden/ und dieſe kommt durchs Ge-
ſetz. Rom. III. 20. Der Sinn des Apoſtels/ wie
ſichs aus dem Zuſammenhang mit dem vorherge-
henden erkennen laͤſt/ gehet dahin/ daß der Menſch
aus dem/ was er nach Gottes Geſetz gethan/ ſo
gar keinen Grund nehmen koͤnne/ ſich allerley Gu-

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[72/0124] nach der Bedeutung der Woͤrter und Beſchaffenheit der Sachen nohtwendig dieſer ſeyn muß/ daß das Geſetz ein Gefuͤhl des goͤttl. Zorns in dem Gemuͤht wuͤrcke und zuruͤck laſſe? Erlaͤuterung. Die Meynung des Flacii, daß das Geſetz ei- gentlich den Zorn und einen Widerwillen gegen GOtt wircke (videEj.Clav.Scripturæ P. II. p. m. 410.) kan wohl nicht verthaͤdiget werden. Das Geſetz verlanget nichts/ als was dem Menſchen heilſam und gut iſt Rom. VII. 12. und alſo kan kein vernuͤnf- tiger Menſch wider GOTT murren/ daß er ihm daſſelbe fuͤrgeſchrieben: ſo kan ich auch darin ihm nicht beyfallen/ daß des Apoſtels Meynung ſey/ das Geſetz offenbahre Gottes Zorn: denn dieſes geſchiehet in der Ausfuͤhrung ſeiner allgemeinen und beſondern Gerichte. Es bleibt alſo nichts uͤ- brig als das Gefuͤhl des goͤttl. Zorns im Gewiſ- ſen/ welches auſſer Zweiffel von dem Geſetz gewir- cket wird: dieß Gefuͤhl iſt eine Folge der Erkaͤnnt- niß unſerer Suͤnden/ und dieſe kommt durchs Ge- ſetz. Rom. III. 20. Der Sinn des Apoſtels/ wie ſichs aus dem Zuſammenhang mit dem vorherge- henden erkennen laͤſt/ gehet dahin/ daß der Menſch aus dem/ was er nach Gottes Geſetz gethan/ ſo gar keinen Grund nehmen koͤnne/ ſich allerley Gu- tes

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/124>, abgerufen am 21.11.2024.