Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.1 Petr. III. 8. Er sey für uns gestorben/ da wir noch Sünder waren. Rom. V. 8. Er sey für unsere Sünde gestorben nach der Schrift. 1 Cor. XV. 3. Er habe von Gottes Gnade für alle den Tod geschmeckt. Hebr. II. 9. Diese Sprüche lassen uns nicht zweifeln/ daß die Ley- den JEsu als eine Folge unserer Sünden anzuneh- men: die Natur der Sachen leydet es auch nicht anders. Die Sünde ist die alleinige Ursache der innerlichen Traurigkeit und Seelen-Schmertzen. (Erläut. quaest. 21.) Wo diese empfunden wird/ da muß die erstere gegenwärtig seyn/ weil Wir- ckung und Ursache unmöglich können geschieden werden. Da nun Christus selbst keine Sünde gethan; so müssen seine Leiden/ in welchen er auch die tieffste Seelen-Traurigkeit geschmecket/ nach dem Zeugnüs der Schrifft eine Folge un- serer Sünden seyn. Als Sünder konte er nicht leiden; so hat er als ein Sünden-Büsser/ als ein Bürge/ als ein Mittler zwischen GOtt und den Menschen leiden müssen. Diese Leiden und der Tod JEsu Christi können nach dem Dippelschen Syste- mate nicht den geringsten Nutzen haben. Sie können die consilia medica: Liebe GOtt über al- les und deinen Nechsten als dich selbst/ weder begreiflicher machen/ noch den Bewegungs- Grund/ warum der Patient solches soll annehmen/ stärcken. Darum wird es J. C. Dippel nicht we- nig sauer/ solche mit seinem Systemate zu verein- baren. Er ergreifft also das allgemeine Mittel/ eine H 3
1 Petr. III. 8. Er ſey fuͤr uns geſtorben/ da wir noch Suͤnder waren. Rom. V. 8. Er ſey fuͤr unſere Suͤnde geſtorben nach der Schrift. 1 Cor. XV. 3. Er habe von Gottes Gnade fuͤr alle den Tod geſchmeckt. Hebr. II. 9. Dieſe Spruͤche laſſen uns nicht zweifeln/ daß die Ley- den JEſu als eine Folge unſerer Suͤnden anzuneh- men: die Natur der Sachen leydet es auch nicht anders. Die Suͤnde iſt die alleinige Urſache der innerlichen Traurigkeit und Seelen-Schmertzen. (Erlaͤut. quæſt. 21.) Wo dieſe empfunden wird/ da muß die erſtere gegenwaͤrtig ſeyn/ weil Wir- ckung und Urſache unmoͤglich koͤnnen geſchieden werden. Da nun Chriſtus ſelbſt keine Suͤnde gethan; ſo muͤſſen ſeine Leiden/ in welchen er auch die tieffſte Seelen-Traurigkeit geſchmecket/ nach dem Zeugnuͤs der Schrifft eine Folge un- ſerer Suͤnden ſeyn. Als Suͤnder konte er nicht leiden; ſo hat er als ein Suͤnden-Buͤſſer/ als ein Buͤrge/ als ein Mittler zwiſchen GOtt und den Menſchen leiden muͤſſen. Dieſe Leiden und der Tod JEſu Chriſti koͤnnen nach dem Dippelſchen Syſte- mate nicht den geringſten Nutzen haben. Sie koͤnnen die conſilia medica: Liebe GOtt uͤber al- les und deinen Nechſten als dich ſelbſt/ weder begreiflicher machen/ noch den Bewegungs- Grund/ warum der Patient ſolches ſoll annehmen/ ſtaͤrcken. Darum wird es J. C. Dippel nicht we- nig ſauer/ ſolche mit ſeinem Syſtemate zu verein- baren. Er ergreifft alſo das allgemeine Mittel/ eine H 3
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1 Cor. XV. 3. Er habe von Gottes Gnade
fuͤr alle den Tod geſchmeckt. Hebr. II. 9. Dieſe
Spruͤche laſſen uns nicht zweifeln/ daß die Ley-
den JEſu als eine Folge unſerer Suͤnden anzuneh-
men: die Natur der Sachen leydet es auch nicht
anders. Die Suͤnde iſt die alleinige Urſache der
innerlichen Traurigkeit und Seelen-Schmertzen.
(Erlaͤut. quæſt. 21.) Wo dieſe empfunden wird/
da muß die erſtere gegenwaͤrtig ſeyn/ weil Wir-
ckung und Urſache unmoͤglich koͤnnen geſchieden
werden. Da nun Chriſtus ſelbſt keine Suͤnde
gethan; ſo muͤſſen ſeine Leiden/ in welchen er
auch die tieffſte Seelen-Traurigkeit geſchmecket/
nach dem Zeugnuͤs der Schrifft eine Folge un-
ſerer Suͤnden ſeyn. Als Suͤnder konte er nicht
leiden; ſo hat er als ein Suͤnden-Buͤſſer/ als
ein Buͤrge/ als ein Mittler zwiſchen GOtt und den
Menſchen leiden muͤſſen. Dieſe Leiden und der Tod
JEſu Chriſti koͤnnen nach dem Dippelſchen Syſte-
mate nicht den geringſten Nutzen haben. Sie
koͤnnen die conſilia medica: Liebe GOtt uͤber al-
les und deinen Nechſten als dich ſelbſt/ weder
begreiflicher machen/ noch den Bewegungs-
Grund/ warum der Patient ſolches ſoll annehmen/
ſtaͤrcken. Darum wird es J. C. Dippel nicht we-
nig ſauer/ ſolche mit ſeinem Syſtemate zu verein-
baren. Er ergreifft alſo das allgemeine Mittel/
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