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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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oder welches einerley/ für ihnen verherrliget wird.
Wir haben erwiesen/ daß GOtt das moralische
Gute ernstlich wolle: (quaest. 16.) und deswe-
gen sein Mißgefallen an dem moralischen Bösen
müsse offenbaren. (quaest. 21.) Folglich die Sünde
ohne Zwischenkunft eines solchen Begriffs/ der
bey der Gnade den göttlichen Ernst kund macht/
nicht könne vergeben (Erl. quaest. 38.) da nun Gott
ein Mittel gefunden/ sein Mißgefallen an der gan-
tzen Welt Sünde in Christo kund zu machen/
(quaest. 48.) so ist es für sich klar/ solches müsse darum
geschehen seyn/ daß es an dem Sünder selbst nicht
geschehen dürffe. Wie solchemnach ohne Zwi-
schenkunfft eines Mitlers die Sünde nicht kan
vergeben werden; so wird der Mittler jetzo als
die Ursache der Vergebung der Sünden vorge-
stellt: (Erläut. quaest. 46.) Folglich wird der Sün-
der gewiß gemacht/ daß er kan mit Freudigkeit
hinzutreten zu dem Gnaden-Stuhl/ Barmher-
tzigkeit empfahen und Gnade finden/ wenn ihm
Hülffe noht ist. Hebr. IV. 16. So lehren wir in un-
sern Glaubens-Büchern/ davon ich nachfolgendes
schönes Zeugnüß nur will anführen. Evangelium
cogit uti Christo in justificatione, docet, quod per-
ipsum habeamus accessum ad Deum per fidem, do-
cet, quod ipsum mediatorem & propitiatorem debea-
mus opponere irae Dei, docet fide in Christum ac-
cipi remissionem peccatorum & reconciliationem &
vinci errores peccati & mortis. Apol. A. C. c. III.
p. 121. edit. Rech.

L.



oder welches einerley/ fuͤr ihnen verherrliget wird.
Wir haben erwieſen/ daß GOtt das moraliſche
Gute ernſtlich wolle: (quæſt. 16.) und deswe-
gen ſein Mißgefallen an dem moraliſchen Boͤſen
muͤſſe offenbaren. (quæſt. 21.) Folglich die Suͤnde
ohne Zwiſchenkunft eines ſolchen Begriffs/ der
bey der Gnade den goͤttlichen Ernſt kund macht/
nicht koͤnne vergeben (Erl. quæſt. 38.) da nun Gott
ein Mittel gefunden/ ſein Mißgefallen an der gan-
tzen Welt Suͤnde in Chriſto kund zu machen/
(quæſt. 48.) ſo iſt es fuͤr ſich klar/ ſolches muͤſſe darum
geſchehen ſeyn/ daß es an dem Suͤnder ſelbſt nicht
geſchehen duͤrffe. Wie ſolchemnach ohne Zwi-
ſchenkunfft eines Mitlers die Suͤnde nicht kan
vergeben werden; ſo wird der Mittler jetzo als
die Urſache der Vergebung der Suͤnden vorge-
ſtellt: (Erlaͤut. quæſt. 46.) Folglich wird der Suͤn-
der gewiß gemacht/ daß er kan mit Freudigkeit
hinzutreten zu dem Gnaden-Stuhl/ Barmher-
tzigkeit empfahen und Gnade finden/ wenn ihm
Huͤlffe noht iſt. Hebr. IV. 16. So lehren wir in un-
ſern Glaubens-Buͤchern/ davon ich nachfolgendes
ſchoͤnes Zeugnuͤß nur will anfuͤhren. Evangelium
cogit uti Chriſto in juſtificatione, docet, quod per-
ipſum habeamus acceſſum ad Deum per fidem, do-
cet, quod ipſum mediatorem & propitiatorem debea-
mus opponere iræ Dei, docet fide in Chriſtum ac-
cipi remiſſionem peccatorum & reconciliationem &
vinci errores peccati & mortis. Apol. A. C. c. III.
p. 121. edit. Rech.

L.
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[120/0172] oder welches einerley/ fuͤr ihnen verherrliget wird. Wir haben erwieſen/ daß GOtt das moraliſche Gute ernſtlich wolle: (quæſt. 16.) und deswe- gen ſein Mißgefallen an dem moraliſchen Boͤſen muͤſſe offenbaren. (quæſt. 21.) Folglich die Suͤnde ohne Zwiſchenkunft eines ſolchen Begriffs/ der bey der Gnade den goͤttlichen Ernſt kund macht/ nicht koͤnne vergeben (Erl. quæſt. 38.) da nun Gott ein Mittel gefunden/ ſein Mißgefallen an der gan- tzen Welt Suͤnde in Chriſto kund zu machen/ (quæſt. 48.) ſo iſt es fuͤr ſich klar/ ſolches muͤſſe darum geſchehen ſeyn/ daß es an dem Suͤnder ſelbſt nicht geſchehen duͤrffe. Wie ſolchemnach ohne Zwi- ſchenkunfft eines Mitlers die Suͤnde nicht kan vergeben werden; ſo wird der Mittler jetzo als die Urſache der Vergebung der Suͤnden vorge- ſtellt: (Erlaͤut. quæſt. 46.) Folglich wird der Suͤn- der gewiß gemacht/ daß er kan mit Freudigkeit hinzutreten zu dem Gnaden-Stuhl/ Barmher- tzigkeit empfahen und Gnade finden/ wenn ihm Huͤlffe noht iſt. Hebr. IV. 16. So lehren wir in un- ſern Glaubens-Buͤchern/ davon ich nachfolgendes ſchoͤnes Zeugnuͤß nur will anfuͤhren. Evangelium cogit uti Chriſto in juſtificatione, docet, quod per- ipſum habeamus acceſſum ad Deum per fidem, do- cet, quod ipſum mediatorem & propitiatorem debea- mus opponere iræ Dei, docet fide in Chriſtum ac- cipi remiſſionem peccatorum & reconciliationem & vinci errores peccati & mortis. Apol. A. C. c. III. p. 121. edit. Rech. L.

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/172>, abgerufen am 23.11.2024.