Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.che durch den Glauben empfunden wird/ die Liebe desto grösser seyn/ je stärcker der Glaube (quaest. 62.) daher können die/ welche ohne Glauben sind/ GOtt nicht recht lieben. Die Verhaltnüß/ welche zwischen ihnen und GOtt/ und darauf die Vernunfft sie füh- ret/ wirckt mehr Furcht als Liebe/ wie dieß an dem ersten Menschen nach seinem Fall wahrzunehmen. Gen. III. 10. Daß die Liebe nach der Stärcke des Glaubens zunehme/ solches läst sich aus dem Spruch JEsu von der grossen Sünderin be- urtheilen/ wenn er sagt: ihr sind viele Sünde ver- geben/ denn sie hat viel geliebt. Luc: VII. 47. Jhre Thränen und Salbung waren Beweiß- thümer ihrer Liebe; aber auch eine Erklärung ihres Glaubens: da sie das von dem Heyland begehrt/ was die gantze Welt nicht geben konte/ nemlich daß er sich ihrer Seelen möchte kräftig annehmen und ihre Sünden hinter sich zurücke werffen. LXX. Ob nicht unterdessen auch ein wiedergebohrner Christ/ ungeacht selbiger den besten Vorsatz hat/ der Sünde Widerstand zu thun/ auch würcklich geschäftig ist/ die ihn zum Bösen neigende Leidenschaften zu unterdrucken/ oder/ welches ei- nerley L 4
che durch den Glauben empfunden wird/ die Liebe deſto groͤſſer ſeyn/ je ſtaͤrcker der Glaube (quæſt. 62.) daher koͤnnen die/ welche ohne Glauben ſind/ GOtt nicht recht lieben. Die Verhaltnuͤß/ welche zwiſchen ihnen und GOtt/ und darauf die Vernunfft ſie fuͤh- ret/ wirckt mehr Furcht als Liebe/ wie dieß an dem erſten Menſchen nach ſeinem Fall wahrzunehmen. Gen. III. 10. Daß die Liebe nach der Staͤrcke des Glaubens zunehme/ ſolches laͤſt ſich aus dem Spruch JEſu von der groſſen Suͤnderin be- urtheilen/ wenn er ſagt: ihr ſind viele Suͤnde ver- geben/ denn ſie hat viel geliebt. Luc: VII. 47. Jhre Thraͤnen und Salbung waren Beweiß- thuͤmer ihrer Liebe; aber auch eine Erklaͤrung ihres Glaubens: da ſie das von dem Heyland begehrt/ was die gantze Welt nicht geben konte/ nemlich daß er ſich ihrer Seelen moͤchte kraͤftig annehmen und ihre Suͤnden hinter ſich zuruͤcke werffen. LXX. Ob nicht unterdeſſen auch ein wiedergebohrner Chriſt/ ungeacht ſelbiger den beſten Vorſatz hat/ der Suͤnde Widerſtand zu thun/ auch wuͤrcklich geſchaͤftig iſt/ die ihn zum Boͤſen neigende Leidenſchaften zu unterdrucken/ oder/ welches ei- nerley L 4
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daher koͤnnen die/ welche ohne Glauben ſind/ GOtt
nicht recht lieben. Die Verhaltnuͤß/ welche zwiſchen
ihnen und GOtt/ und darauf die Vernunfft ſie fuͤh-
ret/ wirckt mehr Furcht als Liebe/ wie dieß an dem
erſten Menſchen nach ſeinem Fall wahrzunehmen.
Gen. III. 10. Daß die Liebe nach der Staͤrcke
des Glaubens zunehme/ ſolches laͤſt ſich aus dem
Spruch JEſu von der groſſen Suͤnderin be-
urtheilen/ wenn er ſagt: ihr ſind viele Suͤnde ver-
geben/ denn ſie hat viel geliebt. Luc: VII. 47.
Jhre Thraͤnen und Salbung waren Beweiß-
thuͤmer ihrer Liebe; aber auch eine Erklaͤrung ihres
Glaubens: da ſie das von dem Heyland begehrt/
was die gantze Welt nicht geben konte/ nemlich
daß er ſich ihrer Seelen moͤchte kraͤftig annehmen
und ihre Suͤnden hinter ſich zuruͤcke werffen.
LXX.
Ob nicht unterdeſſen auch ein
wiedergebohrner Chriſt/ ungeacht
ſelbiger den beſten Vorſatz hat/ der
Suͤnde Widerſtand zu thun/ auch
wuͤrcklich geſchaͤftig iſt/ die ihn
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